Terra Madre Salone del Gusto endet nach 205 Tagen und 1160 Veranstaltungen
06 May 2021 | German
Die diesjährige besondere Version hat einen kulturellen Schatz aufgebaut und bietet ein Modell für eine wahre ökologische Umstellung
Soeben ist der Vorhang gefallen über der dreizehnten internationalen Veranstaltung Terra Madre Salone del Gusto, die von Slow Food, der Stadt Turin und Region Piemont organisiert wurde. Sie ließ sich von den zwingenden Auflagen durch Covid-19 nicht entmutigen und revolutionierte mit großer Resilienz das eigene Format. Das Event stellte überwiegend auf digital um und bot 205 Tage mit Veranstaltungen, die vom Slow-Food-Netzwerk und seinen Partnern in 75 Ländern der Welt organisiert wurden. Dabei wurden über 10 Millionen digitale Profile in 202 Ländern der Welt erreicht.
«Angesichts der gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Krise, die durch die Pandemie ausgelöst wurde, wollten wir den Blick auf ihre eigentlichen Ursachen richten: die landwirtschaftliche Biodiversität, die durch menschliches Handeln beeinträchtigt wird, die Klimakrise, die unsere Ökosysteme bedroht, die Ungerechtigkeit der Lebensmittelproduktions- und -vertriebsmodelle. All diese Probleme waren uns schon vor dieser Pandemie genau bekannt, aber das vorherrschende Entwicklungsmodell ignoriert sie weiter oder will sich nicht damit auseinandersetzen», erklärt Carlo Petrini, Präsident von Slow Food. «In dieser Situation haben wir beschlossen, die Scheinwerfer auf die Lösungen zu richten, kleine, aber revolutionäre Lösungen durch wirksames Handeln auf lokaler Ebene, die schon heute in den Händen der Communities von Bäuerinnen, Fischern, Handwerkern, Köchinnen, aber auch der einzelnen Bürgerinnen und Bürger liegen, die sich Tag für Tag mit ihren verantwortungsbewussten Entscheidungen für einen Wandel einsetzen. Schon lange weisen wir darauf hin, wie wichtig ein Paradigmenwechsel ist, und wir sind nicht die einzigen: In diesen sieben Monaten mit Terra Madre konnten wir die Stimme von Forschern, Akademikerinnen, Philosophen, Wissenschaftlerinnen, Ökonomen zusammen mit der von Landwirten, Handwerkerinnen, Hirten, Fischern, Erzieherinnen hören, die das wesentliche Gerüst im Netzwerk von Terra Madre und von Slow Food in allen Ecken der Welt sind. Das abschließende Bild, das uns die diesjährige Terra Madre in ihren tausenden Stunden von Initiativen auf allen fünf Kontinenten hinterlässt, ist eine hellsichtige Vision dieser neuen Paradigmen und zeigt eine wahre ökologische Umstellung auf, die von vielen Seiten beschworen wird und nicht mehr aufschiebbar ist», betont Petrini.
Wie Alberto Cirio, Präsident der Region Piemont, erklärte, ist „der große Erfolg des diesjährigen Events der Beweis für die außerordentliche Stärke der Communities, die Slow Food im Laufe der Jahre aufgebaut hat und für die das Welttreffen Terra Madre Salone del Gusto, aber auch Italien und Piemont das pulsierende Herz sind“. Dabei muss man „betonen, dass das neue Format es ermöglicht hat, die Einschränkungen durch Covid-19 in Chancen zu verwandeln, denn so konnten die Horizonte der Veranstaltung erweitert werden”, ergänzte Chiara Appendino, die Turiner Bürgermeisterin.
Obwohl keine virtuelle Veranstaltung je das Gefühl der Gemeinsamkeit und die Stärke der Vielfalt ersetzen könnte, die in Turin alle zwei Jahre deutlich zu spüren ist, so hatten doch in diesen Monaten jede Slow Food Community, jedes Mitglied und jede Aktivistin, alle einzelne Interessierten – überall in der Welt, in welcher Sprache auch immer – die Chance, in Terra Madre das geeignete Format zu finden.
Nach einer ersten Schätzung erreichten die 1160 Events, die in 75 Ländern organisiert wurden – von Aserbaidschan bis Brasilien, von den Philippinen bis zu den kleinen Antillen – und auf der Plattform www.terramadresalonedelgusto.com mit einem Durchschnitt von etwa sechs am Tag zu sehen waren, über 10 Millionen digitale Profile in aller Welt. Die Veranstaltungen, die neben der Plattform auch in den sozialen Medien von Terra Madre Salone del Gusto übertragen wurden, wurden von einem Publikum in 202 Ländern insgesamt über 1.300.000 Mal aufgerufen, während die direkt vom Slow-Food-Netzwerk in aller Welt organisierten Events 250.000 Teilnehmer einbezogen. Bemerkenswert sind die Daten zu den Bildungsangeboten und den Terminen, für die man sich vorher anmelden musste: Für insgesamt 97 Veranstaltungen meldeten sich 10.300 Personen an, während über 1 Million User diese über die sozialen Netzwerke verfolgten. Außerdem nahmen mehr als 150 Initiativen wurden von indigenen und afro-deszendenten Gemeinschaften organisiert, und 3300 Jugendliche aus aller Welt einen Monat lang an der Challenge teil, die auf Instagram in Zusammenarbeit mit den Aktivistinnen und Aktivisten des Slow Food Youth Network organisiert wurde, um sich für gutes, sauberes und faires Essen einzusetzen. Eine weitere wichtige Zahl geht aus einer ersten statistischen Auswertung beim Abschluss des Events hervor, nach der über 45% der Menschen, die aktiv an den Terminen von Terra Madre Salone del Gusto teilnahmen, vorher nie an Initiativen von Slow Food teilgenommen hatten: eine solide Basis neuer Ansprechpartner, von denen wir für die kommenden Herausforderungen, die auf uns warten, ausgehen können. Und eine breite Vielfalt an Menschen, die wir dann bei Terra Madre 2022 zum ersten Mal persönlich treffen können.
Konferenzen, Fortbildungen, Foren, dazu die sehr erfolgreichen innovativeren Formate – die Food Talks und Come si fa? (Wie macht man das?) – bilden einen einzigartigen Wissensschatz, eine wahre „Bibliothek im Zeichen von gut, sauber und fair“. Sie bleibt für alle zugänglich, die noch weiter lernen, neues Wissen und Bewusstsein erwerben wollen, um zu verstehen, in welche Richtung wir unser Handeln lenken müssen.
Aus dieser außerordentlichen Online-Bibliothek, die allen Interessierten kostenlos zugänglich ist, wollen wir einige der vielen Namen „herausfischen“, die uns auf dieser langen Reise begleitet haben: Franco Farinelli, Virginie Raisson und Paul Collier, mit denen wir am 8. Oktober den Reigen eröffneten, zum Thema der neuen Geografien, um die Welt zu verstehen; Jonathan Franzen, der uns bestätigt hat, dass der Kampf zur Rettung der biologischen Vielfalt – im Unterschied zu dem gegen die Klimakrise – für alle greifbar und zugänglich ist; Heribert Hirt und David Quammen, die über das Verhältnis von Lebensmitteln und Gesundheit sowie das Verhältnis von Verlust der Artenvielfalt und Zoonosen sprachen; Elena Granata mit dem Zukunftsmodell der Stadt, das auf Resilienz anstatt Monokultur basiert, ergänzt von Carolyn Steel, nach der es entscheidend ist, die Städte wieder mit dem Land um sie herum zu verbinden; Sunita Narain, die über die Tragödie der sozialen Ungerechtigkeit berichtete, die der Klimawandel verursacht; Célia Xakriabá mit ihrem Standpunkt einer jungen Indigenen zur Rolle von Lebensmitteln, biologischer Vielfalt des Wissens und der Kulturen sowie zum Recht auf Land; Paul Ariès und Eric Schlosser über die Zukunft der Lebensmittel und die (Nicht-)Lösungen der Technologie; Alice Waters über die Bedeutung der Geschmacksbildung bei den Jüngsten (und in Schulen) im Wandel des Lebensmittelsystems.
Die großen Themen ergänzte Terra Madre 2020 mit den Geschichten von 630 Ausstellern und der Produktförderung, die vor allem in dieser dramatischen Zeit wichtig ist, über Marketplace und E-Commerce, aber auch dank der zahlreichen Köche und Erzeuger, die in unserer Reihe „Wie macht man das?“ in aller Welt auftraten.
Die Ergebnisse der Fragebögen, die nach den Online-Events ausgefüllt wurden, zeigen, dass die Teilnehmer aus sehr viel mehr verschiedenen Ländern stammten als bei einer ähnlichen Umfrage bei Terra Madre 2018. Das ist ein starkes Zeichen dafür, dass die Online-Version von Terra Madre erfolgreicher ein globales Publikum einbeziehen konnte. In Kürze: Über 99% der Befragten fanden das Event interessant, 90% antworteten, etwas Neues gelernt zu haben, 88% erklärten, entsprechend den neuen Erkenntnissen handeln zu wollen. Es besteht also eine enge Verbindung zwischen den neuen Lernprozessen und der Absicht, das eigene Verhalten ändern zu wollen.
Presseabteilung Terra Madre Salone del Gusto
Slow Food: Paola Nano +39 3298321285 [email protected]
Stadt Turin: Luisa Cicero +39 011 011 21932 – [email protected]
Region Piemont: Donatella Actis +39 011 432 2549 – [email protected]
All dies wurde ermöglicht durch das Vertrauen der Firmen und Institutionen, die an Slow Food und an dieses Projekt geglaubt haben, obwohl es alles andere als einfach und selbstverständlich war. Ein ganz besonderer Dank geht an die Institutionen, die von Anfang an die ersten Partner des Events waren und sind, die Stadt Turin und die Region Piemont, sowie an das Landwirtschafts- und das Umweltministerium, die uns ihre Schirmherrschaft gewährten, und an die vielen anderen Partner, die diese Veranstaltung unterstützten. Hier seien die Platinum Partner genannt: Pastificio Di Martino, Unicredit, Lavazza, Acqua S. Bernardo, Quality Beer Academy; die Gold Partner: Agugiaro&Figna, Astoria, BBBell; die Silver Partner: Compagnia dei Caraibi, Cuki, Parmigiano Reggiano, Reale Mutua. Schließlich danken wir den Stiftungen Fondazione Compagnia di San Paolo, Fondazione Cassa di Risparmio di Torino, Associazione delle fondazioni di origine bancaria del Piemonte sowie der Handelskammer Turin, dem IFAD, Tamalpaìs Trust und der Europäischen Union für die Unterstützung.
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