Slow Wine Coalition wird gegründet
06 Jul 2021 | German
Ein weltweites Netzwerk mit allen Beteiligten der Produktkette will eine Revolution des Weines im Zeichen von ökologischer Nachhaltigkeit, Landschaftsschutz sowie sozialer und kultureller Entwicklung der Landgebiete umsetzen
Das erste große Meeting der Slow Wine Coalition findet vom 26. Februar bis 1. März 2022 in Bologna (Italien) statt. Die Messe Sana Slow Wine präsentiert die Slow Wine Fair, das internationale Treffen von Vignerons, Branchenfachleuten und Liebhabern mit Diskussionen, Geschmackserlebnissen und Walk around Tastings.
Dabei soll der Weg zu einer neuen Revolution in der Winzerwelt abgesteckt werden. Alle Akteure der Produktkette schließen sich zusammen mit dem Bewusstsein, dass die Rolle des Weines nicht mehr nur hedonistisch im Genuss der Verkostung liegen kann, sondern immer mehr den Weg von wahrer Umweltnachhaltigkeit, Landschaftsschutz sowie kultureller und sozialer Entwicklung der Weinbaugebiete einschlagen muss. So entsteht die Slow Wine Coalition, das neue weltweite Netzwerk von Slow Food. Es basiert auf der Erfahrung und den Grundsätzen, die sich um das Projekt des Führers Slow Wine – der historisch von Slow Food in Italien erstellt wird – Jahr für Jahr entwickelt haben. Die Version in englischer Sprache ist exklusiv dem amerikanischen Wein gewidmet: Sie rezensiert 300 Weingüter in den wichtigsten US-Weinbaustaaten.
Slow Food Manifest für guten, sauberen und fairen Wein
Die Slow Wine Coalition hat das Ziel, alle Akteure der Weinkette zusammenzubringen, die von der Idee eines guten, sauberen und fairen Weines für alle inspiriert sind – Winzer, Importeure und Vertriebe, Wirte von Weinstuben und Restaurants, Sommeliers, Medien und Journalisten und nicht zuletzt Liebhaber. Sie erkennt sich im Slow Food Manifest für guten, sauberen und fairen Wein wieder. Dieses Regelwerk legt einige Fixpunkte zum Winzerberuf, zur Agronomie und Önologie fest und erweitert das Thema auch auf Gebiete wie biologische Vielfalt, Wert der Landschaft und die Beziehung zu allen, die in Weinberg und Keller arbeiten.
«Das Manifest, das zum ersten Mal am 11. Oktober 2020 in Bologna (Italien) bei der Messe SANA Restart vorgestellt wurde, ist das Ergebnis eines langen Weges, der die ganze Geschichte von Slow Food durchzieht. Es ist von den Überlegungen Hunderter Winzern inspiriert, die 2009 in Montecatini und Florenz zum zweiten Treffen Vignerons d’Europe zusammengekommen waren, und soll kein geschlossenes Dokument sein, sondern ein Ausgangspunkt, über den man sich auseinandersetzen und diskutieren will», erklärt der Koordinator der Slow Wine Coalition, Giancarlo Gariglio. «Die Wurzeln unseres Vereins Anfang der 80er Jahre liegen in den Weinbergen. In diesen 40 Jahren ist der Verein gewachsen und hat seine Horizonte erweitert, pflegt aber mit dem Führer Slow Wine stets eine enge Bindung zum Wein. Aber obwohl das Projekt Erfolge verzeichnet hat und viele Liebhaber unter der Flagge des guten, sauberen und fairen Weins vereint, reichen doch der Führer, die Website, die Events und die große Gruppe der Mitarbeiter nicht aus, um eine Community aufzubauen. In dieser historischen Phase wurde uns klar, dass man keine Herausforderung allein gewinnt. Es ist wichtig, um anerkannte, gemeinsame Werte eine Community zu schaffen.»
Die drei Säulen der Slow Wine Coalition: Umweltnachhaltigkeit, Landschaftsschutz sowie soziale und kulturelle Entwicklung der Landgebiete
Umweltverschmutzung, Verarmung der biologischen Vielfalt aufgrund von Herbiziden und Sikkationsmitteln, Monokulturen in den renommiertesten Lagen, Ausbeutung der Arbeitskraft … Dies sind nur einige der Sünden, die sich die Weinwelt leider noch heute zuschulden kommen lässt, Überreste einer alten Agrarkultur, die viele Winzer jetzt aufgeben zugunsten einer wahren Revolution, die langsam die Branche verwandelt. Der Weg ist lang und erfordert vor allem ist zu Anfang eine gemeinsame Anstrengung unter der Führung von denen, die schon vorangegangen sind.
Viele Weingüter haben nämlich im Rahmen einer generellen landwirtschaftlichen Erneuerung bereits Versuche und nachhaltige Anbaumethoden eingeführt und praktizieren biologischen bzw. biodynamischen Anbau. In Zukunft muss die Branche vor allem angesichts des Kampfes gegen den Klimawandel notgedrungen mehr Tempo zulegen und beispielhaft für alle anderen Kulturen, die im Hinblick auf die wirtschaftliche Gewinnspanne oft weniger glücklich sind, vorangehen.
Und nicht nur das: Viele der berufensten Weinlagen sind in Hügel- oder Berggebieten mit starkem Gefälle, häufig in Regionen, in denen die Rebe die einzige Chance zur Wertschöpfung und zur menschlichen Kontrolle ist. Daher hat ein moderner Winzerbetrieb eine wesentliche Rolle für den Schutz der Landschaft, denn er muss ihre Schönheit und Integrität bewahren und die Entwicklung eines Tourismus fördern, der auf Ökologie und Gastronomie achtet.
Schließlich sind Weingüter ein Ort für die Integration von vielen ausländischen Arbeitnehmern, die heute wichtige Arbeitskraft auf den Feldern liefern und gleichzeitig zu neuen Bewohnern der Hügel und Dörfer werden, die vom Weinbau leben. Diese Beziehung sollte die Kompetenzen zur Geltung bringen und möglichst immer neue hinzufügen.
Allianzen: eine Antwort auf die Krisen unserer Zeit
Allianzen, Themennetzwerke und Koalitionen sind das Modell, das Slow Food schon seit den ersten Treffen von Terra Madre erkannt hat, um auf die heutigen Krisen zu reagieren. Transversale, kooperative Netzwerke, die alle Akteure einer bestimmten Produktkette um gemeinsame Werte herum vereinen und dabei das wettbewerbsbasierte Gesellschaftsmodell aufgeben. Das jüngste ist die Slow Food Coffee Coalition, die alle Akteure der Kaffee-Kette vereint, von den Erzeugern über die Röster bis zu den Händlern und Liebhabern, denen die Liebe zu diesem Getränk gemeinsam ist.
Die Stationen der Slow Wine Coalition
In den nächsten Monaten hat die Slow Wine Coalition bereits einen vollen Kalender. Schon ab Juli trägt Slow Food dazu bei, Begegnungen zwischen den ersten Beteiligten der Coalition in Italien und im Ausland zu organisieren, die das Manifest unterzeichnen und von ihren Leitlinien erzählen werden, die sie inspirieren
Der wichtigste Termin für alle Winzer, Branchenfachleute und Liebhaber – die sich in aller Welt in den zehn Punkten des Manifests wiedererkennen – findet vom 26. Februar bis zum 1. März 2022 in Bologna statt: Im Rahmen der Sana Slow Wine wird die Slow Wine Fair präsentiert, das internationale Event zum guten, sauberen und fairen Wein. Die Veranstaltung wird von BolognaFiere unter der künstlerischen Leitung von Slow Food organisiert und umfasst das erste internationale Treffen der Slow Wine Coalition, bietet also die Chance zum Austausch und zur Diskussion zwischen allen Beteiligten des Netzwerks auf der Basis der fast zwanzigjährigen Erfahrung mit Terra Madre. An den vier Tagen der Slow Wine Fair kommen Hunderte Winzer aus der ganzen Welt zu Konferenzen, Debatten, Weinproben zusammen und stellen Tausende Weine aus allen Erdteilen aus. Dieser letzte Teil wird durch die Zusammenarbeit mit der Società Excellence abgerundet, in der die achtzehn führenden Vertriebsfirmen in Italien zusammengeschlossen sind. Der Sonntag ist für Liebhaber geöffnet, während der Montag und Dienstag für Fachbesucher bestimmt ist.
Die Slow Wine Coalition ist eine internationale Allianz, die auf dem Willen basiert, sich mit den entscheidenden Themen für die Zukunft unserer Erde auseinanderzusetzen. In Bologna und der Emilia Romagna findet sie ein fruchtbares Terrain, denn alle Beteiligten der Initiative setzen sich überzeugt dafür ein: Die Slow Wine Fair entsteht in Übereinkunft von Slow Food und BolognaFiere und wurde im Jahr 2020 bei der Bio-Messe Sana Restart und Terra Madre Salone del Gusto beschlossen. Beiden Veranstaltungen ist es gelungen, ausgehend von den Schwierigkeiten der Pandemie eine fruchtbare Zusammenarbeit aufzubauen, die bei den gemeinsamen Werten ansetzt.
An der Slow Wine Fair nimmt auch die FederBio teil, der Verband der italienischen Biolandwirte, der mit der Messe Sana ein historischer Partner von BolognaFiere ist und auch schon aktiv mit Slow Food zusammengearbeitet hat.
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