Slow Food ruft aus China sein Netzwerk aus Food-Aktivisten in 160 Ländern zum Engagement auf: «Wir müssen das Lebensmittelsystem ändern, um den Klimawandel aufzuhalten!»
29 Sep 2017 | German
Der Internationale Kongress von Slow Food, der in Chengdu (China) stattfindet, startet Menu for Change, die Kampagne, um den Klimawandel abzumildern.«Dies geht uns alle an: Der Klimawandel ist eine gegenwärtige Krise, die eine gemeinsame Anstrengung der Menschheit erfordert. Jede unserer Entscheidungen ist wichtig, denn der Motor des Wandels ist die Summe unserer individuellen Handlungen.» In China, vor 400 Delegierten in Vertretung des Netzwerks von Slow Food und Terra Madre in 90 Ländern, betont Carlo Petrini erneut, dass die globale Erderwärmung bereits Realität ist, denn sie betrifft keine unbestimmte Zukunft und ihre Auswirkungen sind in der Gegenwart zu spüren. Deshalb ist es notwendig, die Botschaft der Bewegung zu verstärken: «Für Slow Food ist es Pflicht, sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen: Es gibt keine Lebensmittelqualität, es gibt kein gutes Essen ohne den Schutz der Umwelt, der Ressourcen und der Arbeit.» In der Eröffnungssitzung des Kongresses berichteten die Delegierten und Fachleute aus dem Netzwerk Terra Madre und Slow Food von ihren Erfahrungen: Remi Ie, Japan. Präsident von Slow Food Nippon «In Japan war 2017 ein verheerendes Jahr für die Fischer und Landwirte. Unser Land war immer als „Land der vier Jahreszeiten“ bekannt, aber in diesem Jahr haben wir extrem starke Regenfälle erlebt, die die Insel Kyushu verwüstet haben. Im Norden konnten die Fischer keinen Lachs fischen, weil die Meeresströme sich ändern und man Fischarten sieht, die für gemäßigte Meere typisch sind. Außerdem haben alle ungewöhnliche Veränderungen bei der Kirschblüte beobachtet.» Francesco Sottile, Italien. Dozent für Baumzucht und besondere Baumpflege an der Universität Palermo «Europa hat einen Sommer mit einer dramatischen Trockenheit erlebt, unterbrochen von plötzlichen Überschwemmungen, die hydrogeologische Katastrophen verursacht haben. Diese außergewöhnlichen Ereignisse haben dramatische Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Geschichte und die traditionellen Kulturen, vor allem in schutzloseren ländlichen Gebieten. Mehrere Jahre lang haben wir den Klimawandel den unaufhörlichen Emissionen durch die Industrieproduktion zugeschrieben, und erst seit kurzer Zeit gibt es ein Bewusstsein dafür, welche Rolle die Landwirtschaft und Viehzucht spielen. Aber gibt es andere Agrarmodelle? Man muss handeln – die Regierungen mit globalen Zielen für die Einschränkung der Treibhausgasemissionen, jeder von uns mit seinen eigenen täglichen Entscheidungen.». Tiejun Wen, China. Exekutivdekan am Institut für weiterführende Studien zur Nachhaltigkeit, Renmin University, und Institut für den ländlichen Wiederaufbau, Southwest University. «Um den laufenden Veränderungen zu begegnen, muss an der Integration zwischen urbanem und ländlichem Kontext und an einer neuen Urbanisierung als Strategie für die Entwicklung und Innovation des Systems gearbeitet werden. In China gibt es derzeit 30.000 Gemeinden, 600.000 Verwaltungsdörfer und 3 Millionen ländliche Dörfer unter der Verwaltung von 3000 Kreisen, Städten und Bezirken, in denen es rund 30 Millionen kleine und mittlere Unternehmen gibt. Dennoch ist das System, das auf Verstädterung und Standardschulbildung basiert, nicht in der Lage, auf die Anforderungen der ländlichen Gebiete einzugehen. Die Landbevölkerung, die zwischen 500 und 800 Millionen Menschen umfasst, und die ländlichen Kulturen müssten in ihren jeweiligen Eigenarten aufgewertet werden, so dass eine umweltnachhaltige Entwicklung eingeleitet wird. Drei Aspekte müssen im Mittelpunkt dieser Entwicklung stehen: Solidarität mit den Rechten der Bauern, die landwirtschaftlich-ökologische Sicherheit, die ländliche Umweltnachhaltigkeit. Um den Wandel zu bewältigen, muss ein politisches kapitalbasiertes Modell umgestellt werden auf ein Modell, das auf den Menschen basiert.» Mbaye Diongue, Senegal. Senegalesischer Migrant in Italien «Im Senegal haben die verheerenden Folgen des Klimawandels bereits einen tückischen, unaufhaltsamen Weg in den Küstengebieten wie Bargny oder Saint-Louis genommen, wo ganze Viertel vom Meer verschluckt wurden, das unerbittlich voranschreitet. Die große Frage, die uns Afrikaner und generell die armen und die Entwicklungsländer betrifft, ist, ob wir das alles verdient haben. Wo liegt unsere Schuld? In Afrika haben wir wenig oder nichts zum Klimawandel beigetragen. Warum müssen wir ihn erleiden, ohne die Mittel, die Instrumente, die reale Fähigkeit zu haben, dem laufenden Wandel entgegenzutreten?» Alma Rosa Garcés Medina, Mexiko. Biologin an der Universidad NacionalAutónoma de México «Im Südosten Mexikos haben die schlechte Nutzung der tropischen Ökosysteme und falsche Produktionssysteme zu einer starken Krise geführt, die nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Auswirkungen hat. Um auf diese Verheerungen zu reagieren, muss eine andere öffentliche Bildungs- und Produktionspolitik zum Tragen kommen, und es muss eine nachhaltige lokale Entwicklungsstrategie verfolgt werden.» John Kariuki Mwangi, Kenia. Vizepräsident der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt, Koordinator der Slow Food Projekte in Kenia und Mitglied des Internationalen Beirats von Slow Food für Mittel- und Ostafrika «In Kenia, in meinem Land, sind die Hirtengemeinschaften am stärksten betroffen, und viele sind zur Migration gezwungen. Wenn nicht ernsthaft Maßnahmen für die Milderung und Anpassung getroffen werden, kann die Situation sich nur verschlechtern. In Afrika und in aller Welt ist das die Arbeit, die Slow Food leistet – durch Förderung der Agrarökologie, Schutz der biologischen Vielfalt, Unterstützung der Erzeuger vor Ort. Vieles muss getan werden, und Slow Food kann es allein nicht schaffen.» Slow Food startet heute Menu for Change, die erste internationale Kommunikations- und Spendenkampagne, die Essen und Klimawandel in Beziehung setzt. Mit Menu for Change soll bewiesen werden, dass gerade ausgehend vom Essen jeder von uns dazu beitragen kann und muss, um dieses Phänomen zu bremsen, und es soll erzählt werden, wie das Netzwerk von Slow Food Lösungen für die Lebensmittelproduktion unterstützt und zur Geltung bringt, mit denen der Einfluss auf das Klima gemildert wird: Dafür setzt Slow Food sich für den Schutz der biologischen Vielfalt, die Ernährungs- und Umwelterziehung ein, sensibilisiert alle Beteiligten der Produktionskette und versucht auf allen Ebenen, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Der Agrarsektor ist für 21% (FAO 2015) der Gesamtemissionen verantwortlich – demgegenüber verursacht die Energiebranche 37%, der Verkehr 14% und die Industrie 11%. In der Agrar- und Lebensmittelbranche ist die Hauptquelle der Treibhausgasemissionen das Methan, das in der Intensivzucht erzeugt wird und das 40% der gesamten Branche ausmacht, gefolgt vom Einsatz der synthetischen Dünger: 13% der Emissionen. Eine weitere Quelle von CO2-Emissionen ist der Transport der Lebensmittel von den Produktionsstätten an die Handels- und Einkaufsorte: Die durchschnittliche Entfernung, die unser Essen zurücklegt, um auf unseren Tisch zu kommen, hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt.
International Press Office Slow Food Paola Nano, Giulia Capaldi [email protected] –Twitter: @SlowFoodPress
Slow Food hat sich für South Pole Group als Partner entschieden, der die Veranstaltung alsCarbon Neutral zertifiziert hat – das internationale Unternehmen ist auf die Verringerung der Treibhausgase und auf ein breites Angebot von nachhaltigen Lösungen sowohl für öffentliche als auch private Organisationen spezialisiert. South Pole Group kompensiert die Umweltbelastung und die Emissionen, die durch den Kongress entstehen, einschließlich der Flüge, über das Projekt Huóshui Grouped Small Hydropower . Der Slow Food Kongress wird organisiert von Slow Food, Chengdu Municipal Commission of Commerce und Slow Food Great China und wird auch durch die Unterstützung der folgenden Partner ermöglicht: Autogrill, Colussi, Di Martino, Easy Home, Eataly, Eatown, Imperia, La Spinetta, Lavazza und Xibei. Rechtspartner: BLB Studio Legale, Service Provider Somos.
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