Schützt das Bergland!

14 Jul 2015 | German

Produkte und Stimmen der Protagonisten aus den Bergregionen in der ganzen Welt auf der Cheese 2015.


Käser, Hirten, Erzeuger und Landwirte, die tagtäglich im Gebirge arbeiten und leben, stehen vor einer sehr kritischen Situation. In den letzten sechzig Jahren haben industrielle Entwicklung und Urbanisierung die Bergregionen weltweit entvölkert. Viele Tätigkeiten rund um die traditionelle Käseherstellung sind im Zusammenhang damit verschwunden. Die Hindernisse, mit denen sich die Berggemeinden täglich konfrontiert sehen, sind vielfältig: morphologische, regulatorische und soziale.

Und dennoch sind die Bergregionen noch immer Heimat eines außergewöhnlichen Reichtums an Ökosystemen, Pflanzensorten, Tierrassen, Kulturen und Produktionsarten. Tiere, die auf Weiden mit einer großen biologischen Vielfalt gehalten werden, die Möglichkeit frische Rohmilch zu verarbeiten, die Wanderweidewirtschaft (die saisonale Migration auf Sommerweiden) und die Verwendung von traditionellen Techniken sind Faktoren, welche die Qualität der Bergkäse bestimmen.

Seit Langem engagiert sich Slow Food zusammen mit den Sennern und Hirten, die weiterhin standhalten. Cheese ist die Möglichkeit sie zu unterstützen.

Die Presidi aus den Bergen schützen ländliche Produktionen – von der Honigproduktion zu Brot, von Wildkräutern zu Wein – um Käse, Getreide und Wurstwaren bewahren, welche andernfalls verschwinden. Sie erhalten dabei uralte Praktiken, geben sie weiter und tragen somit zur Erhaltung von Almen (selbst die Extremsten in 2000 – 2500 Metern) bei, die sonst der Verwilderung überlassen werden würden.

Unter den Presidi aus den Bergregionen in Italien finden Sie bei der Cheese: den Bitto storico, den Macagn, die Rohmilchbutter des Alta Elvo, den Casòlet aus Val di Sole, Rabbi und Pejo, den Puzzone di Moena und die Berghonige.

Aus Bulgarien kommt das Presidio der Käse von dem Karakachanska-Schaf, der grüner Käse Tcherni Vit und aus Siebenbürgen in Rumänien der Branza de burduf, von den Hängen des Bucegi-Gebirges, welches zu den höchsten der Karpaten zählt. Dann wird es den Brousse von den Ziegen des Rove aus Frankreich geben, die Presidi der schweizerischen Almen, wie den Vacherin, den Emmentaler und Sbrinz. Aus Polen kommt der Oscypek aus der Hohen Tatra, in welcher das Hirtenvolk der Baca lebt.

Es kommen ebenso die Bergkäse aus dem Mavrovo-Nationalpark aus Mazedonien, unter diesen der Kashkaval von dem Sharplaninska-Schafe und der Belo Sirene. Aus der Türkei der Türkmen saçak und der Kars gravyeri, beide vom Aussterben bedroht, aufgrund der zunehmenden Verbreitung der Mechanisierung in der Käseherstellung, des Rückgangs der Populationen einheimischer Rinderrassen und der strengen Vorschriften der Europäischen Union.

Während der viertägigen Veranstaltungen werden diese und weitere Erzeuger ihre Geschichten erzählen und die Herausforderungen, vor denen sie stehen, diskutieren. In der Konferenz Mountain Stories: Products and Projects for Relaunching Higher Lands, wird es um die Mittel zum Schutz der Hirten, Käser und Bauern gehen, die entschieden haben, in den Bergen zu bleiben und ihre Erfahrung an die jüngeren Generationen weiterzugeben, die in die Zukunft dieser Gebiete investiert.

Aktuelle Trends in der Wiederbevölkerung der Gebirge durch neue Generationen sind in der Tat so zögerlich wie signifikant. Ein Beispiel bietet das Presidio des Bitto (in der Lombardei, Italien), in welchem die jüngste Käserin 18 Jahre alt ist, ihre Kollegen sind 20, 30 und 35 Jahre alt: eine ganze Generation, die die Position der Väter übernommen hat.

Dann wird es auch Geschichten von Erzeugern geben, die sich entschieden haben, wieder ihre eigenen Milchsäurebakterien zu produzieren und sich somit gegen die Chemie und Homologation stellen. Es werden Geschichten über den Widerstand gegen strenge und überhygienische Gesetze zu hören sein, wie in Bulgarien, wo die Erzeuger des grünen Käses Tcherni Vit dafür kämpfen, die uralten Produktionspraktiken zu erhalten, welche derzeit durch strenge Auslegungen der Gesetze untergraben werden.

Im Workshop Border Cheeses East of the Alps werden sich meisterliche Produktionen begegnen, welche die Berglandwirtschaft aufwerten und den alpinen Raum lebendig erhalten. Es werden Erzeugnisse aus den Grenzregionen des italienischen Nordostens, sowie aus Österreich und Slowenien verkostet: der Formadi frant aus dem Friaul-Julisch Venetien, der Graukäse aus dem Ahrntal in Trentino-Südtirol und der Grappa Morlacco von der Hochweide aus Venetien, italienische Slow Food Presidi; der Tolminc aus dem Soča-Isonzo Tal in Slowenien und der Bergkäse aus dem Bregenzer Wald, der in Österreich hergestellt wird.

Diese Käse machen deutlich, dass der Lebensmittelsektor, eingebettet in einen Strategieplan, möglicherweise die effizienteste Zugkraft für den lokalen wirtschaftlichen Aufschwung in den Regionen darstellt. Warum also mangelt es trotz dieses enormen Potenzials in den Bergregionen noch immer an einer politischen Strategie?

Die Abgelegenheit der Bergregionen und Ferne von den politischen Zentren, sowie das Fehlen von Aktionsmöglichkeiten haben in den Jahren zu einer Marginalisierung und Abwertung dieser Gebiete beigetragen und sie immer fragiler gemacht. Cheese 2015 möchte Gelegenheit zur Debatte bezüglich dieses Themas geben.

In der Konferenz What Kind of Agreements Can Help the Future of Pastures? wird gefragt, was die Alpen ohne die Almen wären. Es werden Fragen aufgeworfen, zu dem Recht auf Land und die Schwierigkeiten bei den Auktionen von öffentlichen Weiden. Bürgermeister, Landwirte und Politiker werden gemeinsam über eine mögliche Übereinkunft zwischen den Institutionen, Gebieten und Hirten diskutieren, um die Hindernisse zu überwinden und das Hochland als Chance zu begreifen und nicht als ein Problem, das es zu lösen gilt.

Der Platz der biologischen Vielfalt beherbergt Käse, Honig, Gemüse, Hülsenfrüchte, Knollen, Früchte, Wildkräuter und weitere angebaute oder gesammelte Erzeugnisse des Hochlandes aus der ganzen Welt, von den Anden bis zum Kaukasus, vorbei an den Pyrenäen, den Alpen und den Apenninen. Eine Küche auf dem Platz wird des Weiteren die Möglichkeit bieten, tagtäglich einige traditionelle gastronomische Spezialitäten aus den Bergregionen zu probieren, welche von Köchen aus dem Slow Food Netzwerk zubereitet werden.

Cheese wird ermöglicht durch den Einsatz von Unternehmen, die an die Zukunft eines qualitativ-hochwertigen Milchsektors glauben, unter ihnen die offiziellen Partner: Consorzio Parmigiano Reggiano, Lurisia, Pastificio Di Martino, Radeberger Gruppe Italia.

Cheese ist eine Käsemesse, die alle 2 Jahre von Slow Food und der Stadt Bra organisiert wird. Die Veranstaltung ist allen Formen der Milch gewidmet, wird dieses Jahr zum 10. Mal ausgerichtet und hat ein weltweites Netz von Käsern und traditionellen Erzeugern ins Leben gerufen.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte das Presse Büro

 von Slow Food International:

Paola Nano, +39 329 8321285 [email protected]

Città di Bra: Raffaele Grillo – Elena Martini +39 0172 438278, [email protected]
 www.slowfood.it  –  www.comune.bra.cn.it

Slow Food umfasst über eine Million Menschen, die sich mit Überzeugung und Leidenschaft für gutes, sauberes und faires Essen einsetzen: Chefköche, Aktivisten, Jugendliche, Bauern, Fischer, Experten und Akademiker in mehr als 158 Ländern. Das Netzwerk hat außerdem circa 100.000 Mitglieder in 1.500 Convivien (lokale Gruppen) weltweit, die jeweils durch ihren Mitgliedsbeitrag, das Organisieren von Veranstaltungen und der Lancierung von Kampagnen zum Bestehen der Organisation beitragen. Dazu kommen die über 2.500 Lebensmittelgemeinschaften von Terra Madre, die Landwirtschaft auf kleinem Maßstab betreiben und nachhaltige Qualitätslebensmittel herstellen.

 

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