Gerechtigkeit als Grundlage für Ernährungssouveränität

06 Aug 2024 | German

Slow Food engagiert sich für mehr Umwelt-, Klima- und soziale Gerechtigkeit, ein unveräußerliches Recht aller Menschen

 

Vom 26. bis zum 30. September findet im Parco Dora in der norditalienischen Stadt Turin wieder Terra Madre Salone del Gusto 2024 statt. Das internationale Event mobilisiert Slow-Food-Delegierte und Aktivist*innen aus über 120 Ländern, um sich gemeinsam für einen Wandel der Lebensmittelsysteme stark zu machen.

 

Slow Food hat fünf Schlüsselbegriffe erarbeitet, in denen Lösungsansätze für die zahlreichen Krisen liegen, denen wir gegenüberstehen: Vielfalt – Gemeinschaft – Synergie – Gerechtigkeit – Wissen. In der letzten Pressemitteilung ging es um das Thema Vielfalt, heute beschäftigen wir uns mit….

 

Gerechtigkeit

Wissenschaftlern zufolge sind bereits heute mehr als 3,5 Milliarden Menschen direkt von den Folgen der Klimakrise bedroht. Dabei handelt es sich häufig um die Bewohner der ärmsten Länder, die gleichzeitig am verwundbarsten sind. Es ist eine traurige Ironie des Schicksals, dass diese Länder allerdings die wenigsten Treibhausgasemissionen erzeugen: Ein Prozent der Weltbevölkerung (die 63 Millionen wohlhabendsten Menschen) haben doppelt so viel CO2 in die Atmosphäre geblasen wie die ärmsten 3 Milliarden Menschen auf der Erde. Da sich die Klimakrise zunehmend auf die Ernährungssicherheit und die Landwirtschaft auswirkt, sind umfangreiche Investitionen und ein globaler Umverteilungsmechanismus erforderlich, um den ärmsten Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen und ihre Widerstandsfähigkeit zu verbessern.

 

Auch indigene Völker gehören zu den Bevölkerungsgruppen, die am stärksten von der Umwelt- und Klimakrise betroffen sind, da sie unter ständigem Druck seitens Großkonzernen und Regierungen stehen, die Ressourcen ihrer Territorien intensiv auszubeuten. Indigene Gemeinschaften, die 5-6% der Weltbevölkerung ausmachen, haben besonders mit territorialen Angriffen, kultureller Erosion und wirtschaftlicher Marginalisierung zu kämpfen. Ihre Heimatländer und -gebiete beherbergen rund 80% der weltweiten Artenvielfalt. Soziale und ökologische Gerechtigkeit stellt sicher, dass indigene Völker Hüter ihres Landes bleiben und die biologische Vielfalt durch traditionelle und nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden erhalten.

Gute, saubere und faire Lebensmittel für alle zu garantieren, ist eines der Hauptziele von Slow Food. In diesem Zusammenhang bezieht sich Gerechtigkeit auf alle Rechte, die auf verschiedenen Ebenen garantiert werden müssen, wie das Recht, seine Ressourcen zu verwalten, das Recht auf menschenwürdige Arbeit und gegen die Ausbeutung der Bauern, das Recht auf eine Ernährungsumgebung, die gesunde und nachhaltige Lebensmittel garantiert, die auch für alle erschwinglich sind.

 

Dali Nolasco Cruz ist Indigene aus Tlaola in Mexiko. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, indigene Völker, Territorien und Kulturen durch Aufklärung und Lobbyarbeit zu stärken. „In einem System, das in Einklang mit der Natur steht, kann es keine Ungerechtigkeiten geben, die Menschen, Tieren oder der Umwelt schaden. Ernährungssouveränität ist ein unveräußerliches Recht aller Völker: Es gibt keine Klimagerechtigkeit ohne soziale Gerechtigkeit. Unsere Beziehung zur Natur kann nur wiederhergestellt werden, wenn Gemeinschaften das Recht haben, ihr Land nach ihren Vorstellungen und ohne Ausbeutung jeglicher Art zu bewirtschaften, und wenn alle Menschen Zugang zu gesunder und nachhaltiger Nahrung haben. Gerechtigkeit ist notwendig, um die indigenen Völker und agrarökologisch arbeitenden Landwirte zu schützen und zu unterstützen und nicht diejenigen, die schädliche landwirtschaftliche Praktiken fördern oder Landraub betreiben und den Profit über den Respekt vor der Natur stellen”, sagt Dali über Gerechtigkeit bei Terra Madre. Sie ist seit 2017 Koordinatorin des Slow-Food-Netzwerks für Indigene Völker in Lateinamerika und der Karibik sowie seit 2022 Mitglied des internationalen Vorstands von Slow Food.

 

In der Joannah-Stutchbury-Arena, die der 2021 in Kenia ermordeten Umweltschützerin und Aktivistin gewidmet ist, die sich u.a. für den Erhalt der kenianischen Wälder einsetzte, stehen diverse Veranstaltungen auf dem Programm. International bekannte Persönlichkeiten behandeln dort das Verhältnis von Natur mit verschiedenen Bereichen – Klima, Bewusstsein, Bildung, Frauen, Biodiversität – und greifen aktuelle Themen auf – wie Gerechtigkeit in der Nahrungsmittelkette.

 

Um Agrarökologie und Gerechtigkeit geht es in Vorträgen und Podiumsdiskussionen, angefangen bei der Anerkennung und Achtung der Rechte indigener Völker (Menschenrechte, Ernährungssouveränität und Klimawandel: den indigenen Völkern zuhören. Mehr Informationen gibt es hier.) bis hin zu einer Debatte über den Mangel an Gerechtigkeit in einem Lebensmittelsystem, das den Profit über die Rechte, die Gesundheit und die Sicherheit von Landarbeitern stellt (Die neuen Sklaven des Konsums. Mehr Informationen gibt es hier).

 

Ernährung und soziale Gerechtigkeit spiegeln sich auch in den verschiedenen Esskulturen wider, die von über 300 Köchinnen und Köchen aus 30 Ländern vertreten werden. Sie gewähren Einblicke in ihre lokalen und regionalen kulinarischen Traditionen. Einige Köche der Slow Food Chef Alliance zelebrieren die Wiederbelebung der indigenen kulinarischen Traditionen, beispielsweise indem sie uns auf eine kulinarische Zeitreise mitnehmen und Rezepte aus der Zeit vor der europäischen Invasion Nordamerikas präsentieren. Die Zutaten für traditionelle indigene Lebensmittel müssen in lokalen und nachhaltigen Anbausystemen produziert werden, die die biologische Vielfalt erhalten.

 

Der internationale Markt hingegen ist der Bereich, wo die Erzeuger des Slow-Food-Netzwerks ihre Produkte vorstellen, erklären und verkaufen. In diesem Jahr werden über 180 Presidi vertreten sein, wo Kleinerzeuger zeigen, was „Gerechtigkeit“ in ihrem Alltag bedeutet: das Recht die Ressourcen zu verwalten, das Recht auf menschenwürdige Arbeit ohne Ausbeutung, das Recht auf eine Ernährungsumgebung, die es ihnen ermöglicht, auf nachhaltige Weise gesunde und erschwingliche Lebensmittel  zu produzieren.

 

 

Terra Madre Salone del Gusto 2024 wird dank der Unterstützung von Institutionen und privaten Einrichtungen ermöglicht, darunter die Hauptpartner: Handelskammer Turin, Demeter, Iren, Lavazza Group, Pastificio Di Martino, Quality Beer Academy, Reale Mutua und UniCredit.

Eine Liste der Inkind- und AreaPartner, der grünen und kulturellen Partner, der Partner im Gastgewerbe sowie der allgemeinen Unterstützer  finden Sie hier.

 

Hier erfahren Sie mehr dazu, was Slow Food tut, um soziale, Umwelt- und Klima-Gerechtigkeit zu fördern:

https://www.slowfood.com/thematic-network/indigenous-peoples-network/

https://www.slowfood.com/thematic-network/migrant-network/

https://www.slowfood.com/campaigns/decolonize-your-food/

https://www.slowfood.com/wp-content/uploads/2023/12/ENG-PAPER-climatechange.pdf

 

Change the world through food

Learn how you can restore ecosystems, communities and your own health with our RegenerAction Toolkit.

Please enable JavaScript in your browser to complete this form.
Full name
Privacy Policy
Newsletter