Eu-Ziele Zu Lebensmittelverschwendung In Gefahr: 100.000 Eu-Bürger, 67 Organisationen Und Mitglieder Der Kommissionseigenen Plattform Zu Lebensmittelverschwendung Fordern Rasches Handeln
06 Nov 2017 | German
Die Mitglieder der EU-Plattform für Lebensmittelverluste und –verschwendung (FLW) haben den Europäischen Rat, die Kommission und das EU-Parlament eindringlich dazu aufgefordert, umgehend die Ziele zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung festzusetzen, statt die Festlegung einer Methodik abzuwarten.
Aktuell werden im Trilog die nächsten 13 Jahre der EU-Politik zum Thema Lebensmittelverschwendung verhandelt. Ein Ergebnis wird für Ende November erwartet. Im März stimmte das Europäische Parlament mit überwältigender Mehrheit dafür, EU-weite Ziele festzulegen, um die Lebensmittelverschwendung bis 2030 vom Bauernhof bis auf den Esstisch um die Hälfte zu reduzieren. Es wurde dafür plädiert, diese Ziele auch in die Verhandlungen aufzunehmen.
Der Europäische Rat jedoch versuchte, die vom EU-Parlament vorgeschlagenen Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung zu blockieren, da seiner Meinung nach zuerst eine Definition und eine Methodik zur Messung der Lebensmittelverschwendung festgelegt werden sollte. Wenn der EU-Rat sich weiterhin querstellt, besteht die Gefahr, dass die EU-Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung komplett aufgegeben werden, was gravierende Folgen haben und dazu führen könnte, dass die EU das Nachhaltigkeitsziel 12.3 nicht erreicht, die Lebensmittelabfälle pro Kopf bis 2030 zu halbieren.
Die Mitglieder der Plattform FLW, darunter Slow Food, Feedback, FoodWIN und Health Care Without Harm Europe haben heute eine Erklärung abgegeben, in der sie die Begründung des Europäischen Rates zurückweisen. Sie argumentieren, dass Ziele von Erzeuger- bis zu Verbraucherseite definitiv vor der Entwicklung einer Mess-Methodik festgelegt werden können und sollten. Eine Behinderung dieser Ziele würde ihrer Argumentation zufolge die Fähigkeit der EU, das Nachhaltigkeitsziel 12.3. zu erreichen, gravierend beeinträchtigen.
Die Plattform FLW wurde von der Europäischen Kommission ins Lebens gerufen, um eine Methodik zur Messung der Lebensmittelverschwendung in der EU zu entwickeln. Diese Methodik sollte bis 2018 entwickelt werden. Wenn die EU im Laufe des Jahres 2017 Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verabschiedet, wird es mindestens zwei Jahre dauern, bis dieses Gesetz in die Rechtsprechung der Mitgliedsstaaten übergeht, wonach es möglich wäre, die Methodik der Plattform in die Ziele einzubinden.
Als Teil der von This Is Rubbish gegründeten EU-Kampagne zu Lebensmittelverschwendung fordern 67 Organisationen aus 20 EU-Ländern und über 100.000 Unterzeichner der Petition den Europäischen Rat und die Kommission auf, die vom Europäischen Parlament vorgeschlagenen Ziele zu unterstützen, die Lebensmittelverschwendung in der EU bis 2030 vom Bauernhof bis zum Esstisch um die Hälfte zu reduzieren. Sie warnen, dass dies die letzte Chance sein könnte, die nächsten 13 Jahre der EU-Politik zur Lebensmittelverschwendung zu retten.
Im September bekannt gewordenen Dokumenten zufolge könnte ein möglicher Kompromissvorschlag von Rat und Kommission darauf ausgerichtet sein, die EU-Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung um 50% nur auf Handels- und Verbraucherebene festzusetzen. Allerdings erfolgt schätzungsgemäß bis zu 59% der Lebensmittelverschwendung in der EU – bis zu 84 Millionen Tonnen pro Jahr – , bevor die Produkte im Handel in den Verkehr gebracht werden, auf dem Bauernhof oder im Vertrieb. Dieser Anteil würde außen vor bleiben, wenn der Europäische Rat diese Werte nicht in die EU-Ziele zur Lebensmittelverschwendung aufnimmt.
Aktivisten starten europaweit den Aufruf an den Europäischen Rat, sich hinter die Ziele des Europäischen Parlaments zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung vom Bauernhof bis zum Esstisch zu stellen:
https://www.globalcitizen.org/en/action/set/urgent-call-on-eu-halve-food-waste/
Ursula Hudson, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands von Slow Food und Mitglied der Plattform FLW:
„Die EU darf keinesfalls die Gelegenheit verpassen, Ziele zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung festzusetzen. Die Kommission hat es bereits verpasst, ehrgeizige Vorhaben vorzulegen, die nicht in erster Linie dazu dienen sollen, ein nicht funktionierendes Lebensmittelsystem zu reparieren, sondern die sich vielmehr darauf richten, die Lebensmittelverschwendung von Grund auf strukturiert und radikal zu bekämpfen oder zu vermeiden. Dazu muss man anerkennen, dass Lebensmittelverschwendung die Folge der fehlenden Wertschätzung von Lebensmitteln und des Prozesses ihrer Herstellung in allen Stufen der Erzeugungskette ist. Wenn der Rat die Ziele weiterhin blockiert, wie sollen wir das verstehen, wenn nicht als Zeichen der mangelnden Bereitschaft der EU, das Problem der Lebensmittelverschwendung wirklich zu lösen? Wenn Lebensmittelverlust und –verschwendung eine inakzeptable, ethisch nicht vertretbare und unmoralische Vergeudung knapper Ressourcen sind, die die Ernährungsunsicherheit erhöhen”, wie EU-Kommissar Andriukaitis sagte, brauchen wir jetzt von der EU eine klare Positionierung. Es geht hier um Menschen und um unseren Planeten, da darf es keine weiteren Verzögerungen geben.”
Für weitere Informationen, Interviews oder Fotos wenden Sie sich bitte an Martin Bowman.
Email: [email protected]
Phone: +447816088210
ANMERKUNGEN FÜR REDAKTEURE/HERAUSGEBER
STELLUNGNAHME DER MITGLIEDER DER PLATTFORM FLW – Weitere Informationen
Die vollständige Stellungnahme der Mitglieder der Plattform FLW ist hier zu finden.
Pressestelle Slow Food International
Paola Nano, Giulia Capaldi
[email protected] – Twitter: @SlowFoodPress
Slow Food ist eine internationale Organisation mit regionalen Wurzeln, die gute, saubere und faire Lebensmittel für alle fördert: Gut heißt gesund und dazu geschmacklich angenehm, sauber heißt, dass sie die Umwelt und das Wohlergehen der Tiere achten, fair heißt, dass sie die Arbeit von denen, die sie erzeugen, verarbeiten und verkaufen, achten. Slow Food ist eine große Organisation mit über 1500 lokalen Gruppen und 2400 Lebensmittelgemeinschaften, die für die gesamte Bewegung eine führende Rolle einnimmt und jedes Jahr Millionen Menschen einbezieht. Über Projekte wie die Arche des Geschmacks, die Presidi, die Gärten in Afrika und die Mobilisierung des Netzwerks Terra Madre schützt Slow Food das Agrar- und Lebensmittelerbe in aller Welt und fördert eine Landwirtschaft, die Umwelt, Gesundheit und lokale Kulturen bewahrt.
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