Anderthalb Jahre der Slow Food Coffee Coalition Die ersten Kostproben von gutem, sauberem und fairem Kaffee, 29 neue Slow Food Communities in neun Ländern weltweit und die Neuheit der Blockchain

23 Sep 2022 | German

 

Bei Terra Madre Salone del Gusto kann man die ersten sechs Kaffeesorten des Projekts für umweltfreundlich hergestellten Kaffee aus Kuba, Honduras, Indien, Mexiko und Peru probieren, der gleichzeitig faire Bedingungen für die Hersteller garantiert

 

Seit am 22. April 2021, also vor 17 Monaten, offiziell die  Slow Food Coffee Coalition (SFCC), gegründet wurde, sind anderthalb Jahre vergangen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz: Wir blicken auf das zurück, was bisher passiert ist, geben einen Ausblick auf die nächsten Schritte und setzen uns neue und weiterhin ehrgeizige Ziele. Die Großveranstaltung Terra Madre Salone del Gusto, die bis zum 26. September 2022 in Turin stattfindet, bietet dazu den idealen Rahmen. In der Arena Berta Cáceres im Parco Dora fand eine Konferenz mit dem Titel Slow Food Coffee Coalition. Das Engagement für guten, sauberen und fairen Kaffee am Beispiel Kuba statt, an der Edward Mukiibi, Präsident von Slow Food, sowie Giuseppe Lavazza, Vizepräsident von Lavazza teilnahmen.

 

Was ist in den ersten anderthalb Jahren der Slow Food Coffee Coalition (SFCC) geschehen?

 

Das oberste Ziel der SFCC bei der offiziellen Gründung war, die zahlreichen Akteure der Wertschöpfungskette des Kaffees zusammenzubringen, von den Kaffeebauern über die Röstereien und Händler bis hin zu den Konsumenten. Die Zahlen der ersten siebzehn Monate sprechen für sich: Es entstanden 29 neue Slow Food Communities im Bereich der Kaffeeproduktion in neun Ländern weltweit: auf Kuba, den Philippinen, in Honduras, Indien, Malawi, Mexiko, Peru, Osttimor und Uganda.

In acht dieser neuen Slow Food Communities wurde eine Zertifizierung für guten, sauberen und fairen Kaffee eingeführt. Es handelt sich um das Participatory Guarantee System (PGS, auf Deutsch Partizipatives Garantiesystem), einen Mechanismus, der es den verschiedenen Mitgliedern der Community ermöglicht, die Ergebnisse ihrer Arbeit zu bewerten. Es ist jedoch keine Autozertifizierung, sondern ein gemeinsamer Bewertungsprozess auf Vertrauensbasis, der Produzenten und andere Stakeholder zusammenbringt und auf  Regeln, Standards und Prozeduren basiert, die vorab gemeinsam festgelegt wurden.  Diese Art der Zertifizierung bringt im Gegensatz zu vielen anderen keine Kosten für die Produzenten mit sich, eben weil sie Ergebnis eines internen Austauschs ist und nicht von der Bewertung eines dritten Organs abhängt.

 

In den folgenden acht Slow Food Communities wurde das PGS bereits eingeführt: die Slow Food Community Bio Cuba café Frente Oriental in Kuba; die Slow Food Community Minoyan Murcia Coffee Network auf den Philippinen; die Slow Food Communities Café resiliente El Paraíso und Las Capucas Sustainable Coffee Village in Honduras; die Slow Food Community Nilgirs Coffee Coalition in Indien; die Slow Food Community Bosque, niebla y café Xalapa in Mexiko; die Slow Food Community Café Sustentable Villa Rica in Peru; sowie die Slow Food Community Mt. Elgon Nyasaland Coffee in Uganda.

 

Das PGS, genau erklärt

 

Das Participatory Guarantee System ist ein Instrument, das im Falle der Slow Food Coffee Coalition so funktioniert: Slow Food kümmert sich darum, gemäß den in der dreißigjährigen Erfahrung des Vereins entwickelten Grundsätzen die lokalen Gemeinschaften zu bilden (sei es online oder in Präsenz) und legt gemeinsam mit ihnen und ausgehend von den Charakteristika einer jeden Gemeinschaft die Kriterien fest, die einzuhalten sind. Diese Kriterien zielen immer darauf ab, Lebensmittel herzustellen, die sowohl organoleptisch hochwertig sind, als auch agrarökologisch und umweltfreundlich hergestellt wurden und gleichzeitig die Würde der Arbeiter berücksichtigen. Die Communities, die sich für ein PGS entschieden haben, erklären sich zur Einhaltung dieser festgelegten Normen bereit. Als Garant für die Verlässlichkeit des Systems fungiert die gesamte Gemeinschaft, also die Gesamtheit aller Personen, die mit ihren unterschiedlichen Funktionen Teil derselben Wertschöpfungskette sind und sich dafür einsetzen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

 

Daraus wird also deutlich, dass die PGS-Zertifizierung nicht von der Slow Food Coffee Coalition kommt, sondern von der Gemeinschaft selbst, und dass ihre Daseinsberechtigung gemeinsame Werte und Prinzipien sind.

 

So weit, so gut – und was ist mit den Kaffeesorten?

Per Blockchain rückverfolgbar und bereit zur Verkostung bei Terra Madre!

 

In anderthalb Jahren wurden also oben genannte Grundsteine gelegt, doch nicht nur das: Bei Terra Madre Salone del Gusto stehen die ersten sechs Kaffeesorten der SFCC zum Verkosten bereit. Sie stammen von fünf verschiedenen Slow Food Communities, die sich zur Anwendung des PGS entschieden haben (Kuba, Honduras, Indien, Mexiko und Peru) und kommen aus 11 unterschiedlichen Röstereien (zehn italienische und eine dänische). Die Namen der Kaffeesorten? Reserva de Tierra Cuba, Rio Colorado, Dona Elda, La Chacra d’Dago Armonia, Wild Robusta, Café Cooperativo Familia Oltehua Vásquez. Präsentiert werden sie von den Röstereien, die sich der SFCC angeschlossen haben und auf einen Kaffee setzen, der weit mehr ist als schnelle Energiezufuhr. Es handelt sich vielmehr um ein Produkt mit ganz spezieller Bedeutung und vielfältigen Werten.

 

Während der Veranstaltung Terra Madre, die ab heute bis zum 26. September im Parco Dora in Turin stattfindet, können diese sechs Kaffeesorten – die das Logo der Slow Food Coffee Coalition tragen – zum Preis von 1,50 Euro pro Tasse in der Cafeteria der SFCC verkostet werden. Die Cafeteria befindet sich neben der Terra-Madre-Küche im zentralen Bereich der Veranstaltung. Beginn bilden heute sechs Kaffeesorten, aber die Slow Food Coffee Coalition arbeitet bereits daran, die Anzahl zu erhöhen.

 

Doch es gibt noch eine wichtige Neuheit: Mittels der Blockchain, bzw. des Systems zur Rückverfolgbarkeit, können alle Schritte der Produktionskette im Lebensmittelbereich verlässlich nachvollzogen werden. Mit anderen Worten ist es bei diesen Kaffeesorten durch die Blockchain möglich, die Informationen über die Rohstoffe und sämtliche Verarbeitungsschritte einzusehen, und zwar vom Anbau bis zum Kaffeetisch des Endverbrauchers. Ein nützliches Instrument für alle, die mehr erfahren und sich engagieren möchten.

 

Die Slow Food Coffee Coalition, die von Slow Food und der Lavazza Group gegründet wurde, erfreut sich der Unterstützung des Main Partners DeLonghi sowie der Beiträge von BWT und der Espressoakademie La Marzocco, die bei Terra Madre auch technischer Partner der Slow Food Coffee Coalition ist.

 

Das Manifest der Slow Food Coffee Coalition lesen und unterzeichnen

 

Kaffee bei Terra MadreVeranstaltungshinweise:

  • Freitag, 23. September, 15.30 Uhr: Kaffee als Katalysator für Frieden und Wohlstand: Ein Projekt für nachhaltige Entwicklung im Jemen. Das Forum bietet die Gelegenheit, die Ergebnisse des zweijährigen Projekts 2020-2021 mit dem Titel “Wohlstand durch Kaffee für Kleinbauern im Jemen” zu präsentieren, das in Zusammenarbeit mit der Lavazza- und der Qima-Stiftung entstanden ist.
  • Freitag, 23. September, 18.30 Uhr: Slow Food Coffee Coalition, ein neues partizipatives Modell ist der richtige Anlass, um von den Kaffee-Pilotprojekten zu erzählen, die bei Terra Madre anwesend sind, und zwar mit Beiträgen von Erzeugern, Röstereien, Fachleuten und Hauptpartnern wie Lavazza, DeLonghi und der Espressoakademie
  • Samstag, 24. September, 11.30 Uhr: Die partizipative Zertifizierung: eine Alternative zur Gemeinschaftszertifizierung. Das partizipative Garantiesystem oder PGS (participatory guarantee system auf Englisch) ist ein Modell zur Qualitätssicherung, das die lokale Gemeinschaft in direkten Kontakt zu den Erzeugern bringt, um zusammen die Einhaltung gemeinschaftlich festgelegter Produktionsstandards zu überwachen. Slow Food fördert dieses Modell, auf dem auch die Slow Food Coffee Coalition basiert, bereits seit
  • Samstag, 24. September, 16.30 Uhr: Kaffeebauern und junge Aktivisten Hand in Hand für die Agroforstwirtschaft. Ein Dialog zwischen Kaffeebauern aus der ganzen Welt und den Mitgliedern des Jugendnetzwerks von Slow Food, um die Vorteile des agroforstwirtschaftlichen Kaffeeanbaus zu erläutern und bewährte Verfahren und konkrete Erfahrungen aufzuzeigen, die auch anderswo repliziert werden können. Organisiert wird die Veranstaltung dank der Unterstützung  von  Fao Mountain Partnership und des Projekts “Bewältigung von Marktbeschränkungen und Aufbau von Kapazitäten für nachhaltige und rentable agroforstwirtschaftliche Wertschöpfungsketten für Kaffeeproduktion”.
  • Sonntag, 25. September, 16 Uhr: Lerne deinen Kaffee kennen. Ein Studiengang über Kaffee? Gibt es wirklich! Er heißt Behind your Daily Cup: Understanding the Coffee Value Chain (Über den Tassenrand schauen: Die Wertschöpfungskette der Kaffeeproduktion verstehen), und wird online von der Universität für gastronomische Wissenschaften angeboten. Darüber hinaus gibt es auch die Aromateller-Touren von farm, um Botschafter einer neuen Kaffee-Ära im Zeichen der Qualität zu werden.

 

Keinesfalls verpassen sollte man auch die Geschmackserlebnisse zum Kaffee, die von Lavazza organisiert und in der Rösterei Factory 1895 in Settimo Torinese ausgerichtet werden. Drei Veranstaltungen am Samstag, den 24. 09. und ebenso viele am Sonntag, den 25. 09., jeweils um 11, 14 und 16 Uhr: Es ist immer Zeit für einen guten Kaffee, besonders wenn es ein Specialty Coffee ist! Freuen Sie sich nicht nur auf eine Verkostung von hervorragendem Kaffee, sondern auf eine echte Reise in die Welt des Kaffees, die für viele von uns noch eine unbekannte Welt ist.

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