Von Diskussionen über aktuelle Herausforderungen, die unsere Meere betreffen, über Kochevents mit Michelin-Sterneköchen, vonbeispielhaften Praktiken italienischer und internationaler handwerklich arbeitender Fischerbis hin zu konkreten Tipps, um Fisch auszuwählen, der gut für unsere Gesundheit und die Umwelt ist. Beim internationalen Slow-Food-EventSlow Fish, das von 9. bis 12. Mai im Alten Hafen von Genua in Italien stattfindet, gibt es unter dem Titel„Das Meer als Gemeingut“ eineeingehende Analyse des Status Quo kombiniert mit konkreten Tipps und Erfahrungsberichten rund um die Welt des Meeres.
Der „Ehrengast” ist dieses Jahr PLASTIK. Nach heutigem Stand wurden bislang 8,3 Mrd. Tonnen Plastik produziert — das entspricht dem Gewicht von 158.670 Ozeanriesen eines Kalibers der Titanic — und drei Viertel dieser Kunststoffmenge endete bereits auf Mülldeponien oder in der Umwelt. Verschiedene Konferenzen beschäftigen sich mit diesem Thema und geben Anregungen, wie wir unseren täglichen Kunststoffverbrauch reduzieren können (von Alternativen in der Küche bis hin zu umweltfreundlicherer Verpackung). Auf dem Programm von Slow Fish steht außerdem ein Event zu historischen und innovativen Fischereisystemen, die sich allesamt durch einen umweltfreundlichen Ansatz auszeichnen: von den italienischen Muschelzüchtern aus Apulien, die statt Plastik Werkzeuge aus Hanffaser verwenden, die in einem archäologischen Park angebaut wird; bis hin zu dem besonderen Fischereisystem der Tonnarellavon Camogli, bei dem die Fischer mit einem handgefertigten Kokosfasernetzarbeiten, das in der jeweiligen Fischereisaison ins Meer gelassen und dann Tag für Tag wieder herausgezogen wird.
Ein weiteres Thema der Diskussionsrunden wird sein, wie kleine Fischereigemeinschaften mit der industriellen Fischereiwirtschaft umgehen und welche Auswirkungen diese auf die lokalen Märkte hat: Sie beutet nicht nur die fischreichen lokalen Gewässer aus, sondern überschwemmt die Fischmärkte auch mit importierten Fischarten, die keinerlei Verbindung mehr zur örtlichen Kultur haben. Delegationen aus Nordafrika werden ihre traditionellen Fischereitechniken vorstellen. Darunter die Fischer der tunesischen Insel Kerkennah, wo ein Slow Food Presidio die so genannte Charfia zum Fischfang nutzt — ein festes Fangsystem aus verflochtenen Palmblättern, die aufgestellt werden und eine Art Labyrinth bilden, in dem die Fische dann von der Strömung bis zur Reuse getrieben werden. Kleine Fischereigemeinschaften passen sich durch Methoden wie diese an die Auswirkungen des Klimawandels an, der dieÖkosysteme verändert und unvorhersehbare Situationen mit sich bringt.
Bei der Slow Fish 2019 gibt es natürlich auch wieder verschiedeneGeschmackserlebnisse, bei denen man bestimmte Produkte nicht nur mit allen Sinnen verkosten kann, sondern gleichzeitig auch ausführliche Informationen darüber erhält und in direkten Kontakt mit Erzeugerinnen und Erzeugern treten kann, die von ihren Erfahrungen berichten. So steht ein Event mit den Fischern von Magghia Masculina (einem italienischen Slow Food Presidio für Sardellen) auf dem Programm, die ihre besondere Fischereitechnik seit den Zeiten von Homer im Mittelmeer praktizieren. Ein weiteres Geschmackserlebnis behandelt das Thema der im Pazifik und Südatlantik gezüchteten Garnelen, die wir allzu oft in unseren Supermärkten finden, und klärt über ihre drastischen Auswirkungen auf die Umwelt auf. Durch einen Vergleich von drei verschiedenen italienischen Garnelensorten lenken die Fischer die Aufmerksamkeit wieder auf die örtlichen Spezies: Vorgestellt werden die rote Garnele aus Sanremo in Ligurien und aus dem sizilianischen Mazara del Vallo, sowie die lila Garnele aus Gallipoli in Apulien.
Zu den Highlights der Slow Fish 2019 gehören auch die beliebten Einladungen zum Abendessen: Top Dinner Dates und Pop Dinner Dates. Bei den TopDinner Dates werden Michelin-Sterneköche und andere internationale Chefköche erwartet — darunter Moreno Cedroni mit seinen zwei Michelin-Sternen, dessen berühmte Neuinterpretation von Sushi aus lokalen Zutaten Kreativität und Tradition meisterlich vereint — bei dem Event: Moreno Cedroni: Eine Zeitreise. Die Pop Dinner Dates werden von Köchen aus italienischen Osterien oder der Slow Food Chef Alliance zubereitet, oder aber unter Mitwirkung von Fischern. So auch das Event Südafrika: Wenn das Meer auf Kräuter vom Kap trifft mit Loubie Rush und Jade de Waal, beide aus der Slow Food Chef Alliance, die mit wildwachsenden Kräutern, Gärprodukten und Meeresfrüchten den Geschmack von Südafrika zur Slow Fish bringen.
Wer sich von neuen Rezepten auf Fisch- und Meeresfrüchtebasis inspirieren lassen möchte, kann bei den Kochkursen von italienischen und internationalen Köchen lernen. So wird die mexikanische Köchin Karla Enciso den Besuchern zeigen, wie man Aromen der Maya-Kultur in die Küche bringen kann.
Aktivitäten zur Geschmacks- und Ernährungsbildung runden das Programm der Slow Fish 2019 ab und geben kreative und unterhaltsame Antworten auf Fragen wie: Welche Fische gibt es in welcher Saison? Welche Fischarten sind am gesündesten für uns? Woran erkennt man frischen Fisch (mit Tipps von einem Fischmarktverkäufer)? In Zusammenarbeit mit der Universität des gastronomischen Wissenschaften besteht die Möglichkeit, den Fischmarkt mit einem ganz persönlichen Fischer zu besuchen, der erklärt, woran man guten, sauberen und fairen Fisch erkennt und wie man noch nachhaltiger einkaufen kann. Und wenn es wahr ist, dass unsere Handlungen an Land und in der Küche Auswirkungen auf den Zustand der Meere haben, dann können die Besucherinnen und Besucher hier lernen, welchen Unterschied es macht, ob sie die gleiche Folie das ganze Jahr wiederverwenden oder jeden Tag eine neue nehmen und wegwerfen. Das aus biologisch angebauter Baumwolle und Bienenwachs hergestellte Verpackungsmaterial Apepak ist langlebig, flexibel einsetzbar und biologisch abbaubar. Die Herstellung wird von einer Kooperative verwaltet, die Leute mit Behinderung beschäftigt und ihnen wieder zu einem Gefühl sozialer Anerkennung verhilft. Auch das Consorzio Ricrea wird mit von der Partie sein und Aktivitäten für Grundschulkinder anbieten, bei denen sie mit Stahlbehältern arbeiten (Tomaten-, Thunfischdosen und Ölkanister) und lernen, welche Vorteile korrektes Recyceln für den Planeten und uns alle hat. Eine weitere Aktivität zur Geschmacksbildung wird von der schottischen KöchinCaroline Rye geleitet, die jede Woche in ihrem Blog verschiedene Fischarten vorstellt (52 pro Jahr), und so einen Katalog nachhaltiger Alternativen zu den übermäßig oft verwendeten Arten wie Kabeljau, Thunfisch, Lachs und Garnelen bietet.
Im Laufe der Veranstaltung kommen im Rahmen der Marktküche auch Immigranten der verschiedenen Gemeinschaften zum Zug, die ihre traditionellen Gerichte zubereiten und damit den Besuchern geschmackliche Kostproben aus Haiti, Senegal usw. geben.
SOZIALE ASPEKTE UND UMWELTAUSWIRKUNGEN DER VERANSTALTUNG
Die Konferenz Ein neues Leben für PVC präsentiert ein Projekt, das kreative Workshops für weibliche Insassen des Untersuchungsgefängnisses von Pontedecimo organisiert. Die Frauen stellen dabei aus alten Werbebannern und Plakattafeln von Slow Food Taschen, Accessoires und Dekorationen her. Ziel ist es, den Frauen zu helfen, ihre persönlichen Kompetenzen und Fähigkeiten zu erweitern, um ihnen durch Kreativität und Erfindungsgeist eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Zur Herstellung der Stände und Ausstellungsflächen von Slow Fish 2019 kam Holz der Bäume zum Einsatz, die letzten Oktober dem schweren Unwetter in den italienischen Dolomiten zum Opfer gefallen sind. Primo Barzoni von der Firma Palm erzählt mehr über dieses Projekt in der Konferenz: Sturmfluten: Von Verwüstung zu Wiederherstellung.
Für aktuelle Informationen besuchen Sie bitte die Webseite von Slow Fish 2019unter.
Hier können Sie eine Presseakkreditierung beantragen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Slow Food Internationales Pressbüro: Paola Nano und Giulia Capaldi
[email protected] – Tel: +39 329 8321285
Regionalverwaltung Ligurien: Jessica Nicolini
[email protected] – Tel: +39 340 3964399
Slow Food ist eine weltweite, mitgliedergestützte Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass jeder Mensch Zugang zu Nahrung hat, die sein Wohlergehen sowie das der Produzenten und der Umwelt erhält. Zur Slow-Food-Bewegung gehören über eine Million Aktivisten, Köche, Fachleute, junge Menschen, Bauern, Fischer und Akademiker in über 160 Ländern.
Slow Fish: Während der alle zwei Jahre in Genua (Italien) stattfindenden Slow Fish diskutieren Akademiker, Forscher, handwerklich arbeitende Fischer, Vertreter öffentlicher Einrichtungen und Fischfans über nachhaltigen Fischfang und nachhaltige Produktionsmethoden, verantwortlichen Fischkonsum und die Gesundheit der marinen und Süßwasser-Ökosysteme. Ein großer Markt, Konferenzen, Meetings, Workshops und Verkostungen machen Slow Fish zu einem einzigartigen Event der Welt des Fischs. Die Veranstaltung findet alle zwei Jahre in ungeraden Jahren statt und wird von Slow Food und der Region Ligurien unter Schirmherrschaft der Stadt Genua und des italienischen Ministeriums für Umwelt-, Landschafts- und Seeschutz organisiert, unterstützt von der Handelskammer Genua und unter Mitwirkung des italienischen Ministeriums für Landwirtschafts-, Lebensmittel- und Forstwirtschaftspolitiken. Slow Fish wird durch seine zahlreichen Sponsoren ermöglicht, darunter die offiziellen Partner: Agugiaro & Figna Molini, BBBell, Iren, Pastificio di Martino, Quality Beer Academy und Unicredit.