FAQ: die Communities und das neue Organisationsmodell
In diesem Dokument finden Sie alle Informationen und Erläuterungen rund um die Communities und das neue Organisationsmodell.
Angesprochen werden sowohl politische Fragen (wie das Verhältnis und die Unterschiede zu den Convivien) als auch operative Fragestellungen (wie das Antragsverfahren und der Gebrauch des Logos).
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EINLEITUNG – Warum wurde beschlossen, das Modell der Communities zu fördern?
Mit dem Slow Food-Weltkongress in Chengdu wurde die Notwendigkeit besiegelt, einen Wandel bei Slow Food herbeizuführen. Unsere Bewegung ist überall verbreitet und verwurzelt mit ihren eigenen Handlungsweisen, der Möglichkeit, die Vielfalt zu interpretieren und in den Regionen mit voller Würde zu leben. In den letzten Jahren ist die Notwendigkeit zu einem Wandel klar geworden. Slow Food ist weder eine klassische Vereinsform noch eine NGO, sondern eine Bewegung, die im Netzwerk arbeitet und im Netzwerk ihren größten Reichtum sieht. Deshalb hat sich der Kongress in Chengdu für das Organisationsmodell der Gemeinschaft entschieden. Der Begriff Gemeinschaft ist nicht neu in der Geschichte von Slow Food und auch nicht in der Geschichte der Zivilisation generell. Gemeinschaft oder Community kommt aus dem Lateinischen communitas und bezeichnet die Fähigkeit, etwas für die Allgemeinheit bereitzustellen – Erfahrungen, Probleme, Ressourcen, Wissen –, aber auch eine Art aufzutreten und sich mit anderen zu verbinden. Im Mittelpunkt der Gemeinschaftsidee steht das Gemeingut in Bezug auf Lebensmittel, Umwelt, Geselligkeit, Spiritualität. Und ihr wesentliches Element ist die Geborgenheit.
1. Was ist eine Slow Food Community, über welche Elemente wird sie definiert?
Die Slow Food-Gemeinschaft ist eine Gruppe von Menschen, die die Werte der internationalen Slow Food-Bewegung (zusammengefasst in der Erklärung von Chengdu) ausgehend von ihrer Hauptthese teilen: Alle Menschen haben ein unveräußerliches Recht auf gute, saubere und faire Lebensmittel. Slow Food wird nicht ruhen, für dieses Recht zu kämpfen, solange auch nur ein Mensch auf dieser Erde es nicht verwirklichen kann. Eine Gemeinschaft besteht aus mindestens 10 Personen (die Zahl kann je nach Region variieren) und stellt eine Basisgruppe im Netzwerk von Slow Food dar, ebenso wie die Convivien. Sie wird gegründet, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen (z. B. Schutz und Aufwertung eines lokalen Produkts, Einrichtung eines Gartens, Aufbau eines Bildungsprojekts usw.), das mit den generellen Zielen von Slow Food im Einklang steht, und wird in einem bestimmten Gebiet tätig, wo sie im Dialog mit dem übrigen lokalen und regionalen Netzwerk steht. Gleichzeitig engagiert sie sich dafür, das internationale Netzwerk zu stärken und es demzufolge auf verschiedene Arten zu unterstützen.
2. Was bedeutet die Zugehörigkeit zu einer Community?
Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bedeutet, sein Engagement mit Menschen zu teilen, die auch davon überzeugt sind, dass Slow Food, ausgehend von der Art, wie Lebensmittel produziert und konsumiert werden, zu einem Wandel in der Welt beitragen kann. Es bedeutet, ein gemeinsames Ziel zu haben, zusammen an seiner Umsetzung zu arbeiten und dafür verschiedene Initiativen zu organisieren (Veranstaltungen, Diskussionen, Projekte mit Erzeugern usw.). Es bedeutet, zur Entwicklung und Verbreitung der Ideen der internationalen Slow Food-Bewegung beizutragen und gleichzeitig zu ihrem Sprecher zu werden, ein Lebensmittelsystem anzustreben und zu unterstützen, das mit der Würde der Menschen, mit sozialer Gerechtigkeit, dem Schutz der Umwelt und aller Lebewesen im Einklang steht. Es bedeutet, sich im Alltag dafür einzusetzen, eine Gesellschaft aufzubauen, die auf Wissen, Beziehungen, Offenheit, Inklusion, Geborgenheit und Demokratie basiert.
3. Welche Voraussetzungen und welche Vorteile hat die Teilnahme?
Alle Menschen, die sich mit den Werten von Slow Food identifizieren und sich persönlich für ihre Verbreitung und Umsetzung einsetzen wollen, können an einer Gemeinschaft mitwirken: Sie müssen nur die Gründungserklärung mit ihren Angaben ausfüllen. Die Gemeinschaft und ihre Mitglieder sind Aktivisten der Bewegung, sie haben für ihre Aktivitäten das Logo der Gemeinschaft zur Verfügung und vertreten daher Slow Food in Bezug auf ihr Aktionsziel. Wer eine Gemeinschaft gründet, tut das nicht, um „Vorteile“ oder „Belohnungen“ zu erhalten, auch wenn es diese geben kann und sie auch verlockend sein können. Wer eine Gemeinschaft bildet, tut dies, um einen Beitrag für die gemeinsame Sache zu leisten, um etwas zu geben, um die Herausforderungen der Bewegung zu unterstützen und mitzutragen: eine Welt aufzubauen, in der jeder Mensch Zugang zu guten, sauberen und fairen Lebensmitteln hat.
4. Wie wird eine Community aufgebaut?
Die Personen, die eine Gemeinschaft aufbauen wollen, füllen die Gründungserklärung aus und senden sie an den Gebietsleiter im Büro von Slow Food International. Dieser prüft, ob die Erklärung korrekt und vollständig ausgefüllt ist, und sendet sie an den geschäftsführenden Vorstand von Slow Food, denn dieser genehmigt die Anerkennung der Gemeinschaft und gewährt die Nutzung des Namens und des Logos. Der geschäftsführende Vorstand kann die Anerkennung der Gemeinschaften an die Landes-/Regionalverbände von Slow Food delegieren, wo diese bestehen. Der geschäftsführende Vorstand (oder der Landes-/Regionalverband, wenn er beauftragt wurde) kann die Anerkennung der Gemeinschaft ablehnen oder widerrufen, wenn eine Verletzung der Satzung von Slow Food International, der Verwendungsrichtlinien für Slow Food-Markenzeichen und der Fundraising-Richtlinien sowie der anderen offiziellen Arbeitsdokumente von Slow Food oder ein anderer gerechtfertigter Grund vorliegt. Die gegründete Gemeinschaft gilt bis zum nächsten Slow Food-Weltkongress 2020 als aktiv, anschließend wird sie aufgefordert, ihre Teilnahme an der Bewegung zu erneuern.
5. Was unterscheidet eine Community vom Convivium?
Ein Convivium ist die organisatorische Kerngruppe von Slow Food-Mitgliedern, das heißt von Menschen, die einzeln eine jährliche Mitgliedsgebühr an den Verein zahlen und aktiv am Vereinsleben teilnehmen wollen, auch über die Organe, die den Verein auf den verschiedenen Organisationsebenen lenken, wie von der Satzung und dem Landesgesetz vorgesehen ist. Das Convivium bezieht sich immer auf ein Gebiet und hat dort eine Reihe von Verpflichtungen: Es beschränkt sich zum Beispiel nicht auf ein einziges Ziel, es repräsentiert Slow Food gegenüber anderen Realitäten des Gebiets (wie Institutionen oder andere Vereine), und es ist verpflichtet, jeden Bürger aufzunehmen, der Mitglied von Slow Food werden will. Eine Gemeinschaft ist eine organisatorische Kerngruppe von Menschen, die keine individuellen Jahresbeiträge zahlen müssen, um der Gemeinschaft anzugehören, und keinen Mitgliedsausweis bekommen. Die Gemeinschaft bezieht sich auf ihr eigenes Ziel, beschränkt sich darauf, sich selbst und ihr Ziel zu repräsentieren, sie ist nicht verpflichtet, Menschen außerhalb der Gruppe aufzunehmen. Wie in Chengdu beschlossen, haben Convivien und Gemeinschaft ab sofort den gleichen Rang und dasselbe Mitspracherecht innerhalb von Slow Food. Die Politik von Slow Food basiert auf derselben Aufmerksamkeit und demselben Recht auf Anhörung beider Gruppen. Alle lokalen Knoten sind verpflichtet, mit den anderen Knoten im selben Gebiet in den Dialog zu treten: Der Gründungsgeist von Slow Food und die Beschlüsse von Chengdu lassen keinerlei Konflikte zwischen verschiedenen Realitäten der gleichen Region zu, wenn sie auch verschiedene Eigenschaften haben. Dialog, Zusammenarbeit und Auseinandersetzung stellen umgekehrt keine Einschränkung für die Autonomie von Convivien und Gemeinschaften im Rahmen ihrer Voraussetzungen dar, die in der Slow Food-Satzung und den Gründungsdokumenten vorgesehen sind.
6. Sind Mitglieder einer Community Vereinsmitglieder von Slow Food?
Nicht automatisch. Mit der Unterzeichnung des Gründungsdokuments der Gemeinschaft schließen sich die einzelnen Personen einer Realität an, die mit vollem Recht zu Slow Food gehört, aber ihre Mitglieder sind keine Vereinsmitglieder, sofern sie nicht individuell dem Verein beitreten.
7. Bedeutet der Aufbau der Communities, dass die Convivien geschlossen werden?
Nein. Die bestehenden Convivien arbeiten in Kontinuität mit ihrer Geschichte weiter, mindestens bis zum nächsten Slow Food-Weltkongress, der für 2020 geplant ist. Es handelt sich um einen schrittweisen Übergang zu einer neuen Organisationsform von Slow Food auf internationaler Ebene, die auf der Basis der Erfahrungen in diesen zwei Jahren aufgebaut werden wird.
8. Entfällt mit dem Aufbau der Community die Vereinsmitgliedschaft?
Nein. Die Vereinsmitgliedschaft bleibt eine moderne, effiziente Form, um eine Einzelperson aktiv am Vereinsleben von Slow Food zu beteiligen. Es ist zweckmäßig, dieses Mitgliedschaftsverfahren beizubehalten, vor allem an Orten und in Kontexten, in denen es effizient funktioniert.
9. Wie geht man vor, wenn eine bestehende Community sich Slow Food anschließen will?
Dies kann in vielen Situationen eintreten: Bereits existierende Gemeinschaften, die sich im Rahmen von Vereinen, anderen Organismen oder auch nur informell zusammengeschlossen haben, beschließen, auch eine Slow Food-Gemeinschaft zu werden. Das ändert nichts: Auch bei diesen Gruppen muss der Verfahrensweg gemäß dem Gründungsdokument der Slow Food-Gemeinschaft eingehalten werden, und in diesem Sinne kann man immer von „Entstehung/Gründung der Gemeinschaft“ sprechen, wobei die Gemeinschaft als Slow Food-Gemeinschaft gemeint ist.
10. Kann eine Rechtskörperschaft zur Slow Food Community werden?
Nein, eine Slow Food-Gemeinschaft basiert auf einer Gruppe von natürlichen Personen. Das bedeutet nicht, dass Vertreter eines Vereins, einer Organisation, Genossenschaft, Schule individuell eine Slow Food-Gemeinschaft gründen können.
11. Kann ein Convivium den Aufbau einer Community verhindern?
Nein. Wie im Richtungsdokument angegeben ist, das die Delegierten beim Slow Food-Weltkongress in Chengdu beschlossen haben, kann kein Knoten des Netzwerks, sei es Convivium oder Gemeinschaft, den Aufbau eines anderen Knotens durch Beanspruchung eines Vetorechts verhindern. Wenn ein Knoten des Netzwerks der Ansicht ist, dass die Gemeinschaft aus einem der vorher angegebenen Gründe nicht genehmigt werden sollte (nachgewiesene Verletzung der Inhalte des Gründungsdokuments der Gemeinschaft, der Satzung von Slow Food International, der Verwendungsrichtlinien für Slow Food-Markenzeichen und der Fundraising-Richtlinien sowie der anderen offiziellen Arbeitsdokumente von Slow Food oder aus einem anderen gerechtfertigten Grund), teilt er dies dem internationalen geschäftsführenden Vorstand von Slow Food (oder dem Landes-/Regionalverband, wenn dieser beauftragt wurde) mit, der darüber entscheidet.
12. Welche Rolle haben die Convivien bei der Eröffnung neuer Communities?
Es ist wichtig, dass die ersten Gemeinschaften auf Initiative des bereits bestehenden lokalen Netzwerks entstehen. Es ist vorwiegend Aufgabe der Convivien, die Chance zur Entstehung neuer Gemeinschaften in ihrer Umgebung zu erkennen und anzuregen. Dies kann sowohl innerhalb der bestehenden Netzwerke und Kontakte geschehen (Lebensmittelgemeinschaften von Terra Madre, Förderkreise, Märkte der Erde, Gärten usw.) als auch außerhalb. Ebenso wichtig ist es, dass die Convivien aktiv zu den Gemeinschaften in Beziehung treten, die in ihrem Gebiet entstehen, auch wenn sie nicht auf ihre direkte Initiative zurückgehen. Die Convivien können eine wesentliche Rolle bei der realen Durchsetzung des Modells der Gemeinschaften in der zukünftigen Organisation von Slow Food spielen.
13. Wer informiert die lokalen Führungspersonen (Convivienleiter und Vorstände von Convivien, Sprecher von Gemeinschaften) über die Eröffnung einer neuen Gemeinschaft in ihrem Gebiet?
Bei der Gründung einer neuen Gemeinschaft erscheinen die Kontaktdaten und das Ziel, das sie sich gesetzt hat, auf der Slow Food-Website im spezifischen Bereich für das Netzwerk. Außerdem sendet der Gebietsleiter im Büro von Slow Food eine Mitteilung, um die lokalen Führungspersonen zu informieren und sie in Kontakt mit dem neuen Knoten des Netzwerks zu bringen.
14. Ist ein finanzieller Einsatz obligatorisch, um eine Gemeinschaft aufzubauen?
Nein. Obligatorisch ist ein präzises Engagement für die Unterstützung und Förderung der internationalen Bewegung. Die Art der Unterstützung kann je nach dem kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kontext variieren und wird in Absprache zwischen der Gemeinschaft und dem internationalen geschäftsführenden Vorstand (oder den anderen beauftragten Stellen) beschlossen. So können manche Gemeinschaften zum Beispiel ihre Zeit spenden, andere vielleicht große Beträge – wesentlich ist die Unterstützung jener internationalen Projekte, die untrennbar zu unserer Identität gehören, wie die Arche, Förderkreise, Gärten, Terra Madre, die Kampagnen. In jedem Land wird ein Mindestsatz festgelegt, der einen Richtwert für die Ebene der Beitragsleistung darstellt.
15. Darf die Community das Logo von Slow Food verwenden?
Jede Gemeinschaft hat das Recht auf Verwendung des Logos ausschließlich für die Tätigkeiten, die mit dem Einsatz und dem Projekt, für welche die Gemeinschaft gegründet wurde, verbunden sind. Die Nutzung des Logos unterliegt außerdem den Verwendungsrichtlinien für Slow Food-Markenzeichen und den Fundraising-Richtlinien, ausgeschlossen ist also unter anderem die Verwendung des Logos auf Produkten (seien es Lebensmitteln oder andere). Das Logo wird von Slow Food kreiert und bereitgestellt, keine Gemeinschaft kann ein eigenes Logo erstellen oder das von Slow Food bereitgestellte verändern.