Ungewisse Zeiten erfordern drastische Maßnahmen, was für die lokalen Gruppen bedeutet, dass alle Veranstaltungen und geplanten Aktivitäten gestoppt und die physischen Treffen auf unabsehbare Zeit verschoben werden mussten.
Für viele Menschen des Slow-Food-Netzwerks, einschließlich der kleinen und mittleren Unternehmen, aus unserem Unterstützerkreis, sowie für die Köch*innen unserer Chef Alliance, stellt die aktuelle Corona-Krise eine existenzielle Bedrohung dar. Dennoch und gerade deshalb ist der gegenwärtige Geist des deutschen Slow-Food-Netzwerks von Hoffnung, Solidarität und gegenseitiger Unterstützung geprägt und nicht von Resignation. 
In den vergangenen Wochen hat Slow Food Deutschland Convivienleitungen und Köch*innen der Chef Alliance interviewt, um einen Blick hinter die Kulissen der aktuellen Situation der Erzeuger*innen und Unternehmen, die dem Slow-Food-Netzwerk angeschlossen sind, zu werfen. Es war ermutigend zu sehen, dass die Situation das Netzwerk näher zusammengebracht und zusammengeschweißt hat, weil die Menschen andere anriefen, Hilfe anboten und gemeinsame Unterstützungsmaßnahmen und Aktionen entstanden. Trotz Regeln des social distancing hat das Netzwerk diverse Möglichkeiten gefunden, um genau jetzt soziale Nähe erlebbar zu machen. Mehrere Slow-Food-Mitglieder sind zum Beispiel auch dem Aufruf gefolgt, ihr >> Lieblingsrezept einzuschicken, um den Familien und Menschen zu helfen, die nun vermehrt Zeit zu Hause verbringen und sich der Herausforderung des Multitasking zwischen Arbeit, Babysitten und dem Kochen von Mittag- und Abendessen stellen müssen. Die entstandene Rezepte-Sammlung diente dazu zu zeigen, dass jeder ein schmackhaftes, nahrhaftes Essen kochen kann, auch wenn die Zeit knapp ist und die Zutaten im Kühlschrank begrenzt sind.
Die Krise als Chance begreifen
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Kaufen Sie lokale Nahrungsmittel: Die Online-Shopping-Karte von Slow Food Deutschland
Als Ansatz, ihre regionalen Landwirt*innen und Lebensmittelhandwerker*innen zu unterstützen, haben viele der lokalen Gruppen neue Aktivitäten wie Lebensmittelgenossenschaften und Einkaufsgemeinschaften ins Leben gerufen und so Aufträge im Netzwerk oder in der Nachbarschaft gesammelt, um Gastronom*innen und Produzent*innen, deren Geschäft zum Erliegen gekommen ist, einen Markt zu bieten. Soforthilfen wie der Abverkauf aller verbleibenden Lebensmittel aus dem Lager von Restaurants, die schließen mussten, an Privatpersonen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden entstanden.
Noch geöffnete Restaurants bieten Außer-Haus-Verkauf an und konnten das Osterfest ihrer Kunden mit ganzen To-Go-Menüs bereichern. Aber auch gemeinschaftliche Einkaufsgruppen bei Kleinbäuer*innen, die ihnen helfen sollen, die nächsten Monate zu überleben, sind entstanden. Slow Food Hamburg hat zum Beispiel eine Großbestellung bei einem beliebten Käsehersteller aus der Gegend getätigt und damit ein zweimonatiges Einkommen für das Unternehmen generiert.
Um alle Einkaufsmöglichkeiten vor Ort in Zeiten von Corona zu sammeln und den Verbraucher*innen die Möglichkeit zu geben, kleine Unternehmen zu unterstützen, hat Slow Food Deutschland eine >> Online-Shopping-Karte ins Leben gerufen. Die Karte wird gemeinsam von Mitgliedern, Convivienleitungen und Partnern ausgefüllt. Nur eine Woche nach der Veröffentlichung wurden bereits 800 Einträge aus ganz Deutschland veröffentlicht und aktuell wurde die 1000 Marke geknackt. Die Deutschlandkarte zeigt, wo man trotz der Corona-Pandemie noch immer Lebensmittel bestellen, abholen und einkaufen kann.
Ziel ist es, kleine Unternehmen, Geschäfte und Restaurants in der eigenen Region zu unterstützen, damit diese Unternehmen auch in der Zeit nach der Corona-Pandemie wieder ihre Türen öffnen können. Kürzlich ergänzt haben wir auch eine >> Liste mit Einträgen der Messe-Aussteller*innen aus dem europäischen Ausland, die dieses Jahr in Stuttgart bei unserem Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe mit dabei gewesen wären und die eine Online-Einkaufsmöglichkeiten anbieten. Alle Aussteller*innen entsprechen dabei den Slow-Food-Kriterien für den Markt des guten Geschmacks.
Hilfe bei der Ernte
Die Corona-Pandemie ist auch eine Krise der fehlenden Saisonarbeiter*innen in Deutschland. Aus diesem Grund wurden mehrere deutsche >> Plattformen geschaffen, um Verbraucher, die bereit sind, auf dem Bauernhof auszuhelfen, mit Landwirten in Verbindung zu bringen, die unter personellen Engpässen leiden. Als Slow Food haben wir versucht, diese Plattformen zu fördern, und mehrere Personen aus dem Netzwerk haben sich mit lokalen Bauernhöfen zusammengetan, um die Lücken zu füllen. Einen >> Artikel zu der Problematik haben wir auch veröffentlicht.