Jedes Jahr werden in Europa etwa 88 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Slow Food findet das skandalös und fordert die europäischen Bürger deshalb zu sofortigem Handeln auf, um die Lebensmittelverschwendung bis 2030 um die Hälfte zur reduzieren.
Slow Food setzt sich seit Jahren gegen die Lebensmittelverschwendung und für einen Kurswechsel des gesamten Ernährungsgewerbes ein. Denn Lebensmittelverschwendung ist nicht nur in moralischer Hinsicht ein Problem, sie ist eindeutig auch ein Symptom für ein schlecht funktionierendes und nicht nachhaltiges Lebensmittelsystem, das dem kulturellen, sozialen und ökologischen Wert der Lebensmittel nicht gerecht wird.
Aus der Sicht von Slow Food spielt Essen eine tragende Rolle: vereinfacht gesagt für unser Überleben, aber weiter gefasst für viele Aspekte des persönlichen und öffentlichen Lebens. Aus diesem Grund findet Slow Food die Verschwendung von Lebensmitteln inakzeptabel und hat sich den Kampf dagegen auf die Fahne geschrieben. Konkret äußert sich das nicht nur in der Arbeit mit Schulmensen und in Form von Aktivitäten und Workshops zur Ernährungsbildung für Kinder und Erwachsene, sondern auch durch die Organisation von Veranstaltungen wie der Schnippeldisko, sowie der Durchführung von Konferenzen und Initiativen zu diesem Thema.
In Europa ist Slow Food Teil eines Bündnisses, das unter Leitung der Initiative ‚This is Rubbish‘ dafür kämpft, die Lebensmittelverschwendung in Europa um die Hälfte zu reduzieren. Über 50 Organisationen aus 18 EU-Ländern und 70.000 EU-Bürger haben sich zusammen getan, um dieses Ziel zu erreichen. Das Bündnis entstand als Reaktion auf den Vorschlag der Europäischen Kommission, die Abfall-Rahmenrichtlinie (d.h. den rechtlichen Rahmen zur Abfallentsorgung in den EU-Mitgliedsstaaten) zu überarbeiten. Die Kampagne fordert eine klare Definition der Lebensmittelverschwendung, eine Festlegung genauer Hierarchien zur Handhabung der Verschwendung sowie die Aufstellung verbindlicher Ziele, um die Verschwendung bis 2030 zu halbieren.
Der starke Druck, den Vereine wie Slow Food ausgeübt haben, trug dazu bei, dass die Kampagne bereits einen wichtigen Meilenstein erreichen konnte: das europäische Parlament stimmte einer Zielvereinbarung zu, um die Verschwendung von Lebensmitteln bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren und befürwortete eine Überarbeitung der Richtlinie, um diese Ziele bis 2020 verbindlich festzulegen.
Doch diese Erfolge in Form der Entscheidung des Europäischen Parlaments geraten jetzt ins Wanken, da der Europäische Rat anscheinend einen Rückzieher machen will.
Mitte Mai beginnt der Abstimmungsprozess zwischen Europäischem Parlament, Kommission und Rat, um zu einer verbindlichen Einigung über die Maßnahmen zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung zu kommen, aber das Ergebnis ist noch äußerst fraglich. Deshalb muss massiver Druck auf den Europäischen Rat ausgeübt werden, damit er die ehrgeizigen Zielvorgaben des Europäischen Parlaments gegen die Lebensmittelverschwendung mitträgt.
In diesem Sinn fordert Slow Food die europäischen Bürger durch die Kampagne auf, ihre Meinung zu dem Thema kundzutun und direkt an die Umweltminister und die europäischen Abgeordneten zu schreiben.
Denn nur gemeinsam sind wir stark, insbesondere bei so wichtigen und uns alle betreffenden Themen wie der Lebensmittelverschwendung: das zeigten auch sämtliche Schnippeldisko-Veranstaltungen, die anlässlich des World Disco Soup Day am vergangenen 29. April in ganz Europa organisiert wurden. Von Rumänien bis Dänemark, von Spanien bis Bulgarien, kamen die Slow Food Convivien zusammen, um für das Thema der Verschwendung zu sensibilisieren, Erfahrungen und Vorschläge auszutauschen und Produkte zu sammeln, die von Märkten, Supermärkten oder Händlern nicht verkauft oder weggeworfen worden wären. Daraus wurden dann bei zahlreichen gastronomischen Veranstaltungen mit guter Musik traditionelle lokale Gerichte zubereitet und gemeinsam verzehrt.
Slow Food Iași, in Rumänien, versammelte beispielsweise seine Mitglieder und die lokalen Kleinerzeuger bei einem Teller Suppe zu einer Gesprächsrunde über nachhaltige Lebensmittelproduktion, während sich das Netzwerk von Slow Food Youth Bulgarien und Slow Food Bulgarien im Botanischen Garten der Universität von Sofia traf, um gemeinsam über nachhaltige Produktion zu diskutieren und einen köstlichen Salat zu essen.
Im schweizerischen Lausanne wurde aus 150 kg Gemüse, das in den städtischen Supermärkten und auf den Märkten weggeworfen worden war, ein leckeres Essen zubereitet und das Jugendnetzwerk von Slow Food Deutschland organisierte einen ganzen Tag mit Veranstaltungen rund um Themen wie Lebensmittelverschwendung, Land Grabbing und Bienenzucht.
Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem und ein Skandal, dem wir gemeinsam ein Ende setzen müssen. Werde auch du Teil des Wandels: kämpfe gemeinsam mit Slow Food gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und schreib an den Umweltminister deines Landes. Es ist ganz unkompliziert, folge einfach diesem Link und fülle den Bogen mit deinen Daten aus. Die Nachricht wird dann automatisch an die politischen Entscheidungsträger deines Landes verschickt. In einigen Ländern (Großbritannien, Italien, Deutschland…) wurde die Nachricht bereits offiziell versendet, in den nächsten Wochen wird das auch in den anderen EU-Ländern geschehen.
Lies das Positionspapier von Slow Food zur Lebensmittelverschwendung.