Handlungsaufruf: ein instrument für uns alle

Slowfoodler! Wir brauchen eure Hilfe!

Letzten Monat haben wir die Rahmendokumente zur Vorbereitung des internationalen Kongresses, der von 8. bis 12. Oktober – zeitgleich zu Terra Madre Salone del Gusto – in Turin stattfinden wird, an unser gesamtes Netzwerk geschickt. Wir möchten so viele Mitglieder und Aktivisten wie möglich in die Überlegungen zur Zukunft von Slow Food einbeziehen und diesen Kongress mit den Ideen, Meinungen und Anregungen all derer bereichern, die etwas beitragen möchten.

Das Dokument, das wir Ende Januar in die Runde geschickt haben – Ein dringender Handlungsaufruf an alle – soll unsere Aktionen wirkungsvoller machen und die Messbarkeit ihrer Wirkung verbessern. Auf unseren Aufruf, das Dokument zu lesen und zu kommentieren, bekamen wir viele Rückmeldungen mit interessanten Anregungen. Deshalb möchten wir diejenigen, die noch etwas beizutragen haben, bitten, ihren Beitrag bis zum 31. März per E-Mail an [email protected] einzusenden.

Die bisher eingegangen Beiträge inhaltlich zusammenzufassen, ist schier unmöglich – wir haben fast 300 Rückmeldungen bekommen! Wir möchten aber dennoch versuchen, Ihnen einen Einblick in die Überlegungen zu geben, die wir erhalten haben.

ERNÄHRUNGSSICHERHEIT, KLIMAKRISE, TIERSCHUTZ

An der Westküste der philippinischen Insel Luzon stellt der Vulkan Taal eine echte Bedrohung für die lokalen Gemeinschaften dar. Viele von ihnen mussten ihre Häuser verlassen und haben keinen Zugang zu gutem und nahrhaftem Essen. Viele Bauernhöfe wurden beschädigt. Die Gemeinschaft, die uns kontaktierte, schlägt also vor, unseren Fokus auf das Thema Resilienz der Ökosysteme und Ernährungssysteme zu richten, insbesondere in Bezug auf Orte, die aufgrund der Klimakrise immer  verwundbarer werden. Das Thema Ernährungssicherheit muss bei unseren Projekten einen noch höheren Stellenwert einnehmen.

Um das gleiche Thema geht es auch in Ruanda, wo Naturkatastrophen wie Stürme und Erosionen das ländliche und kulinarische Erbe vor Ort zerstören. Es wird immer wichtiger, mit geeigneten Strategien auf diese Ereignisse reagieren zu können, auch durch die Sensibilisierung der Menschen.

Experten und Mitglieder aus Frankreich und aus der Schweiz fordern uns auf, unsere Positionen im Bereich Tierschutz zu verstärken – oder besser gesagt, zum guten Umgang mit den Tieren – und sie stärker ins Rampenlicht zu rücken, da die Tierzucht ein grundlegender Baustein der Lebensmittelherstellung ist, sowie aufgrund der negativen Auswirkungen, die sie auf das Wohlergehen unseres Planeten haben kann.

Mitglieder aus Belgien hingegen weisen darauf hin, dass das Thema Boden in unserem Dokument fehlt und zeigen auf, wie essentiell es ist, die Regenerationsfähigkeit des Bodens zu fördern und gesunde und fruchtbare Böden zu erhalten.

WORTE SIND WICHTIG: INSPIRATION VERBUNDEN MIT BILDUNG – DIE GEGENWART VERÄNDERN, UM DIE ZUKUNFT ZU GESTALTEN

Viele haben uns aufgefordert, besonderen Wert auf die Wahl der richtigen Worte zu legen. Das ist natürlich nicht nur eine Stilfrage, denn die Worte enthalten Ideen, erklären Absichten und verdeutlichen Visionen.

Wenn wir beispielsweise im Handlungsaufruf von Bildung sprechen, empfehlen uns einige Beiträge, damit auch Worte wie Lernen und Inspiration zu koppeln. Der Wissens- und Erfahrungsaustausch unseres Netzwerks zeichnet sich durch Dialog und Gemeinschaftlichkeit aus, nicht durch starre und schulhafte Modelle. Oftmals inspirieren wir uns und lassen uns inspirieren, schlagen Modelle vor und erzählen von Erfahrungen, die es den Personen ermöglichen, Netzwerke aufzubauen und dadurch mehr zu lernen, ihre emotive Intelligenz zu verbessern und sich an die Arbeit zu machen.

Wenn wir wiederum von Zukunftsmodellen sprechen, sollten wir uns auf die wunderbaren Modelle konzentrieren, die es gegenwärtig bereits gibt – die schon umgesetzt und bewährt sind und ihre Wirkung unter Beweis gestellt haben. Es gibt viele davon auf der Welt, und glücklicherweise kann Slow Food diesbezüglich einen wichtigen Beitrag leisten. Trotzdem müssen wir noch mehr tun und von den Berichten über positive Erfahrungen zu einer radikaleren und prägnanteren Veränderung übergehen.

Wir sprechen seit jeher von Biodiversität der Lebensmittel im Sinne einer biologischen, ökologischen, kulturellen und anthropologischen Vielfalt der Lebensmittel. Um dieser breit gefassten Perspektive gerecht zu werden, sollten wir künftig versuchen, von biologischer und kultureller Vielfalt zu sprechen.

FÜR EINE IMMER INKLUSIVERE BEWEGUNG – UND WELT

Besonders wichtig sind die zahlreichen Kommentare, die dazu auffordern, über Genderfragen nachzudenken, über den Dialog zwischen den Generationen, über die Verwundbarkeit vieler indigener Völker, um eine inklusive Welt zu schaffen. Im Handlungsaufruf sprechen wir an, dass es notwendig ist, voller Entschiedenheit die Inklusion und Partizipation all derjenigen einzufordern, die allzu oft Opfer von Ausreden sind und die ihre wichtige Rolle nur mühevoll behaupten können. Das werden wir auch weiterhin tun und dafür sorgen, dass bei den Arbeiten für den internationalen Kongress und Terra Madre Gleichberechtigung bei der Vertretung herrscht.

Schicken Sie uns also weiterhin Ihre Beobachtungen und Vorschläge. Stichtag dafür ist der 31. März, damit wir genug Zeit haben, alles bis zum internationalen Kongress im Juni auszuarbeiten. Lassen Sie uns diesen Handlungsaufruf immer höher hinauf tragen und zu einem Instrument für uns alle machen.

von Ludovico Roccatello, [email protected]

  • Did you learn something new from this page?
  • yesno