«Die Erde geht unter und verschwindet». An vorderster Front im Kampf gegen den Klimawandel

Menu for Change_Slow Food_Finlandia«Mein Name ist Tero Mustonen. Ich bin Fischer und Wissenschaftler und arbeite im äußersten Norden der Welt, in der Arktis. Hier sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlicher zu spüren und gravierender als andernorts. Seit 2000 stehe ich der Kooperative Snowchange vor, einer NGO aus Nord Karelia, in Finnland. Die Kooperative besteht aus gut zweitausend Vertretern der indigenen Völker der Arktis: Ost-Sámi, Chukchi, Yukaghir, Sakha, Evenk, Even, Inuit, Inuvialuit, Gwitchin. Wir arbeiten gemeinsam daran, den Auswirkungen des Klimawandels durch die Kenntnisse der indigenen Völker und die traditionellen Fischereitechniken entgegenzuwirken. Dazu kooperieren wir mit den Vereinten Nationen und vielen internationalen Gruppierungen, die in aller Welt die Ursachen, Folgen und Lösungsansätze der globalen Erwärmung erforschen.

Dank Snowchange und der Unterstützung von Slow Food haben nun auch die kleinen indigenen Gemeinschaften endlich die wohlverdiente Möglichkeit bekommen, an einer Debatte teilzunehmen, die sie direkt betrifft und von der sie bislang ausgeschlossen waren.

Menu for Change_Slow Food_FinlandiaTrotz allem ist es nicht leicht, den Menschen zu vermitteln, wie dringend und schwerwiegend diese Krise ist, der wir gegenüberstehen: der Klimawandel ist längst Wirklichkeit und schreitet immer schneller voran. Wir bekommen das jeden Tag zu spüren, besonders im Winter. Die Gemeinschaften in Nord Kareila praktizieren überwiegend Eisfischerei. Bis vor kurzem bildete sich das Eis im November und hielt bis Mai, so hatten wir eine Fischfang-Saison von sechs Monaten.

Jetzt kommt das Eis nicht vor Januar und schmilzt schon im April. In den schlimmsten Jahreszeiten mussten wir bis Februar warten und konnten nur bis März fischen. Außerdem spalten die warmen atlantischen Strömungen die Eiskappen auf und bringen die Fischer in Gefahr. Dieses Jahr verlor eine unserer Flotten wertvolle Maschinen und die Mannschaft riskierte das Leben. In Yakutien, einer Region im Nordosten Sibiriens, sehen wir mit eigenen Augen, wie der Permafrost schmilzt: die Erde geht unter und verschwindet. Der Anstieg der Temperaturen ist das größte Problem, das die Menschheit bewältigen muss. Wir benötigen Hilfe für die Gemeinschaften hier, das war eigentlich schon vor zehn Jahren der Fall.

Mit Unterstützung von Slow Food versuchen wir mit allen Mitteln, das zu kommunizieren und den Menschen klarzumachen, wie wichtig es ist, die indigenen Gemeinschaften in den Kampf gegen den Klimawandel mit einzubeziehen. Angefangen bei der Tatsache, dass wir wieder lernen müssen, die traditionellen Kenntnisse und Fertigkeiten wertzuschätzen. Mit deren Hilfe stellen wir die Fluss- und Seeökosysteme wieder her und verstärken ihre Resilienz. Das ist der einzige Weg, um der Erosion Einhalt zu gebieten, die durch den Klimawandel entsteht. Unsere Gemeinschaften brauchen so viel Unterstützung wie möglich, um zu überleben und ihre Lebenswelten in Finnland, Sibirien, Kanada und Alaska zu erhalten. Davon hängt das Wohlergehen der gesamten Menschheit ab.»

 

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