Eine Welt des Mais

Viele vocornn Ihnen kennen bestimmt Michael Pollans berühmtes Buch Das Omnivoren-Dilemma, das dem Leser – fast wie ein Krimi – die Geschichte und die Entwicklung unserer Nahrungsmittel erzählt. Das erste Kapitel ist den industriell hergestellten Nahrungsmitteln gewidmet und behandelt dazu das Phänomen der Monokulturen und Produkte, die eine Invasion der Supermarktregale vorgenommen haben. Ein Satz aus diesem Kapitel hat Slow Food als Inspiration für die Slow-Food-Ausstellung „Biologische Vielfalt entdecken“ gedient, die alle Besucher unseres Messebereichs auf der Expo zu sehen bekommen werden. Dieser Satz besagt: „Wenn es stimmt, dass wir sind, was wir essen, dann sind wir Mais“.

Was wollen wir Ihnen mit einer Errichtung eines riesigen Menschen aus Mais zeigen? In diesem Rahmen stellen wir uns vor allem eine Reihe nicht selbstverständlicher Fragen… Wie oft essen Sie Mais? Wo ist der ganze Mais, den wir konsumieren? Warum steht er nicht auf dem Etikett? Ist er gesund? Aber ein nach dem anderen…

Die Ernährung der heutigen Gesellschaft basiert größtenteils auf Mais. Egal wo wir leben, wir konsumieren mehrmals täglich Mais. Oft sind wir uns dessen nicht bewusst oder wir bemerken es nicht. Wir reden hier nicht von Maiskolben oder dem Mais im Salat, sondern von dem Mais, der weiterverarbeitet wurde und zu einer unsichtbaren Zutat in unserem Essen verwandelt wurde. Mais wird in Futtermittel für Hühner, Schweine, Puten, Lämmer und sogar für Zuchtlachs verarbeitet. Deshalb bestehen Steaks aus Mais, ebenso wie Eier und ein Großteil von Milch, Käse und Jogurt…

Mais befindet sich außerdem auch in den meisten Convenience-Produkten, die von der Lebensmittelindustrie hergestellt und abgepackt wurden. Die Liste ist unendlich lang: Kekse, Snacks, Pudding, Eis, Aufstrich, Erdnussbutter, Chips, Ketchup, Hotdogs, Fertiggerichte, Bonbons, Energieriegel, Kaugummi, Mayonnaise, Konfitüre, Dips, Fertigsoßen, Backmischungen, Haferflocken und Müsli, eingelegtes Obst, aromatisierter Jogurt, Margarine, Babynahrung… Nicht zu vergessen sind Softdrinks, da die meisten mit aus Mais hergestelltem Fruktosesirup gesüßt sind (High-Fructose Corn Syrup)…

Mais ist allgegenwärtig, doch ihn nachzuweisen, ist schwierig. Auf den Nahrungsmitteletiketten erscheint er häufig mit anderen Namen: Glucose, Glucosesirup, Askorbinsäure, Zitrussäure, Malz, Maltodextrin, Dextrin, kristallisierte Fructose, modifizierte Stärke, Sorbitol, Lecithin, Trockenhefe, Dextrose, Lysin, Milchsäure, Maltose, Saccharose, Karamell, Xanthangummi, Invertzucker, Monoglyceride, Mononatriumglutamat.

Aber wir werden hier nicht aufhören. Wir werden uns fragen, ob all dieser Mais unserer Gesundheit gut tut und welche Umweltfolgen der großflächige Anbau einer Pflanze hat, die außerordentliche Mengen an Energie und natürlichen Ressourcen verschlingt. Wir werden versuchen, eine Geschichte zu rekonstruieren, die vor Tausenden von Jahren in Mexiko begann, wo nach dem Popol Vuh (dem Buch der Maya) die Herkunft des Menschen auf diese Pflanze zurückzuführen ist. Die Geschichte erzählte ursprünglich von zahlreichen Arten und verschiedenfarbigen Körnern: Es gibt nämlich nicht nur gelben, sondern auch weißen, roten, schwarzen, blauen, gefleckten Mais. In Mexiko und in den Anden existieren Tausende von Maissorten, die sich in der Pflanze (Höhe, Art der Blätter und der Blüte) und den Kolben (Form, Größe und Farbe) unterscheiden. Diese Varietäten stellen ein unschätzbares genetisches und kulturelles Erbe dar, aber die Einführung von Hybrid- und genetisch verändertem Mais (in den letzten Jahrzehnten) hat diese Vielfalt erheblich reduziert. Mais ist zur am meisten produzierten Kultur der Welt geworden: 2014 erreichte er 974 Millionen Tonnen. Der größte Produzent weltweit sind derzeit die USA, gefolgt von China und Brasilien.

Diese Geschichte möchte Ihnen Slow Food auf der Expo erzählen. Wir möchten Ihnen mithilfe von Texten und Bildern zeigen, wie sehr diese Pflanze in unser Leben eingedrungen ist, und Ihnen klar machen, dass dies der falsche Weg ist, um den Planeten zu ernähren. Denn eine Produktion in einem solchen Maßstab schadet den kleinbäuerlichen Familien, schädigt die Umwelt und ist, was den Geschmack angeht, nichtssagend. Für Slow Food sind die Nahrungsmittel, die den Planeten ernähren, etwas ganz anderes. Es sind die Nahrungsmittel mit einer Seele, einer Geschichte, einer tiefen Verwurzelung in der Region. Entdecken Sie dies gemeinsam mit uns vom 1. Mai bis zum 31. Oktober auf der Expo 2015, in unserer Ausstellung „Biologische Vielfalt entdecken“.

 

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