Zwei neue Märkte der Erde auf der Insel Negros

22 März 2021

Die Slow Food Community auf der philippinischen Insel Negros schreitet mit Siebenmeilenstiefeln vorwärts und eröffnet nicht nur einen, sondern gleich zwei neue Märkte der Erde.

Einen Markt zu eröffnen und zu betreiben, ist kein Kinderspiel. Man ist sowohl vom guten Willen und Interesse der Produzenten als auch der Konsumenten abhängig, außerdem muss eine gute Erreichbarkeit gewährleistet sein. Deshalb ist es umso bemerkenswerter, dass Slow Food Negros für die lokalen Gemeinschaften gleich zwei Mal gute, saubere und faire Einkaufsmöglichkeiten schafft.

Wir sprachen mit den Organisatoren der beiden neuen Märkten der Erde, Reena Gamboa und Ramon Uy Jr, darüber, was genau auf den Märkten in Silay und Bacolod angeboten wird und wie Slow Food Negros das lokale Lebensmittelsystem Schritt für Schritt ändert.

Bacolod und Silay liegen nicht einmal 30 km voneinander entfernt. Welche unterschiedlichen Lebensmittel gibt es denn auf den beiden Märkten der Erde?

Auf beiden Märkten werden unterschiedliche Erzeuger ganz verschiedene Produkte anbieten. Auf dem Markt von Silay werden hauptsächlich Erzeuger aus dem Norden ihre Produkte verkaufen, während in Bacolod überwiegend Bauern aus dem Süden und dem Zentrum von Negros vertreten sind.

Welche besonderen Produkte bieten sie jeweils an?

Jedes Erzeugnis der Bauern bringt etwas Neues für das Angebot des Marktes. Es gibt unterschiedlichste Produkte, wie alte Reissorten, Kaffee aus Schattenanbau, Muscovado-Zucker, Wildhonig, getrockneten Fisch, Kakao, Pilze, Essig, und vieles mehr. Im Süden der Insel gibt es mehr Reissorten, daher findet man auf dem Markt von Bacolod eine größere Reisauswahl. Silay hingegen ist für andere Spezialitäten bekannt, wie Ibos (Klebereis), But-Ong, Puto Lanson (gedämpfte Maniokkuchen) und so weiter.

Märkte der Erde

Reis, Fisch und Gemüse von der philippinischen Insel Negros. Photo: Reena Gamboa und Ramon Uy Jr

Gibt es unter den Erzeugnissen auch Produkte der Arche des Geschmacks oder der Slow Food Presidi?

Ja, es wird einige Produkte der Arche des Geschmacks geben, wie Criollo-Kakao, Tinigib-Mais, Batuan, und Kadyos-Bohnen, um nur einige zu nennen.

Wie viele Erzeuger sind insgesamt involviert und woher kommen sie? Alle aus der direkten Umgebung oder auch von weiter weg?

Viele Erzeuger kommen aus den Bergen oder dem Hinterland. Die Meeresfrüchte hingegen stammen natürlich aus den Küstengebieten außerhalb von Silay und Bacolod. Insgesamt nehmen gut 50 Produzenten an den beiden Märkten teil. Der Großteil sind Kooperativen oder Privatbauern, die mit natürlichen Methoden arbeiten oder Biolandbau praktizieren.

Da die Märkte ja so nah am Äquator liegen, gibt es überhaupt „Saisonalität“ auf Negros? Oder gibt es das ganze Jahr über die gleichen Produkte?

Im tropischen Klima der Philippinen gibt es zwei Jahreszeiten: heiß und regnerisch. Der Großteil des Biogemüses ist das ganze Jahr über erhältlich, bis auf wenige Ausnahmen. Das Obst hingegen ist meist saisonal. Was den Bioreis angeht, so ernten wir zweieinhalb Mal pro Jahr. Die Kaffeelese erfolgt von November bis Februar. Im März beginnt die Sommersaison, in der die Ernte ansteht und es eine große Menge von biologischem Obst und Gemüse gibt.

Märkte der Erde

Was bedeutet es für euch, Teil von Slow Food und Terra Madre zu sein?

Wir sind Teil von Slow Food, weil wir an die Philosophie und den Einsatz für gute, saubere und faire Lebensmittel glauben. Dank Slow Food hat unsere Gemeinschaft erkannt, dass wir jetzt etwas tun müssen, denn sonst könnten wir alles verlieren. Die Philippinen wurden vom Westen „erobert” und in Folge wird der Durchschnitts-Philippine ein Fan von Fast-Food. Unsere kulinarischen Traditionen und Lebensmittel werden bald verschwunden sein, wenn wir jetzt nicht einschreiten.

Die Teilnahme an Terra Madre ist heute sogar noch wichtiger, da es im letzten Jahr nicht viele Aktivitäten gab. Terra Madre gibt Bauern in unserer Gegend die Möglichkeit, ihre Produkte direkt an Kunden zu verkaufen. Die meisten Bauern vertrauen auf Veranstaltungen in der Provinz, um ihre Waren zu verkaufen. Aber im letzten Jahr gab es aufgrund von Covid keine Veranstaltungen. Auf diesem Weg versuchen wir, die negativen Auswirkungen der Covid-Krise auf unsere Gemeinschaft zu mildern.

Alle Bauern unseres Partnernetzwerks freuen sich sehr über die Veranstaltung, da sie ihnen nach einem Jahr ohne Kundenkontakte endlich wieder etwas Sichtbarkeit ermöglicht. Wir möchten kürzere Lieferketten und eine direkte Verbindung zwischen Bauern und Konsumenten schaffen.

Welche Hoffnungen, Träume und Projekte für die Zukunft habt ihr?

Unser oberstes Ziel ist es, weiter daran zu arbeiten, eine Bio-Insel zu werden und dieses Ziel auch für die künftigen Generationen hoch zu halten. Angesichts von über 10.000 Biobauern auf der ganzen Insel und der ständig wachsenden Slow-Food-Bewegung scheinen wir auf dem richtigen Weg zu sein.

Durch die Arbeit mit den Prinzipien von Slow Food wurde uns die Biodiversität unserer Insel Negros vor Augen geführt, die von den Bergen bis zum Meer eine reiche Flora und Fauna hat. Es gibt Meeres-Schutzgebiete, Wälder und Bio-Bauernhöfe, die den Ressourcenreichtum der Philippinen hervorheben. Deshalb ist es für uns eine Freude, mit Slow Food an diesem Projekt zu arbeiten. Da wir uns für eine „slowe” Zukunft einsetzen, möchten wir allen Bewohnern von Negros den Zugang zu guten, sauberen und fairen Lebensmitteln ermöglichen. So können wir die gleichen Ideale verwirklichen: die Umwelt und die Artenvielfalt schützen, gute und ethische Produkte fördern und unsere traditionellen Lebensmittel erhalten.

Wir freuen uns darauf, dass der Markt der Erde ein regelmäßiger Termin wird und möchten in Zusammenarbeit mit dem Tourismus- und Landwirtschaftsministerium die Kollaboration mit Slow Food durch das Pilotprojekt Slow Food Travel noch weiter ausbauen. Unser Ziel ist es, die Insel kontinuierlich neu zu erfinden und sie zum Inbegriff von Nachhaltigkeit, zum Modell für den Erhalt der Biodiversität und zu einem Netzwerk von guten, sauberen und fairen Lebensmittelerzeugern zu machen. Unser größter Traum wäre es, eines Tages eine Slow-Food-Insel zu werden.

Die beiden Märkte der Erde in Silay und Bacolod werden am 20. und 27. März eröffnet. Slow Food Negros hat im Januar 2021 außerdem ein Buch über die traditionelle Küche der Insel Negros herausgegeben.

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