Wir brauchen neue Ansätze im Umgang mit Tieren
06 Mai 2019
Indem wir Tiere misshandeln, zerstören wir die großartige Verbindung zwischen uns und ihnen. Wir beleidigen sie, wir würdigen sie herab und betrügen sie. Auf gewisse Weise schaden wir damit allerdings auch uns selbst.
Jocelyne Porcher
Im Laufe der letzten 150 Jahre haben die Wissenschaft und die Industrie immer mehr Bedeutung in der Landwirtschaft gewonnen. Dadurch hat sich auch unsere Beziehung zu Nutztieren grundlegend verändert.
Das gesamte System der Viehhaltung – angefangen beim Konzept der Tierzucht – wurde nach und nach zu einem industrialisierten System der Massentierhaltung, dessen oberstes Ziel es nicht ist, die „Welt zu ernähren“, wie seine Vertreter uns glauben lassen möchten, sondern Profit zu erzeugen – so viel und so schnell wie möglich.
Nutztiere wurden bei diesem Modell zu reinen Maschinen herabgewürdigt, als Mittel zum Zweck. Bauern wurden zu Produzenten von tierischen Erzeugnissen. Um die Produktivität zu maximieren, also bei geringeren Kosten mehr zu produzieren, wurden die Tiere eingesperrt, um sie dann unter Einsatz von Antibiotika in immer kleinere Käfige oder Ställe in immer größeren Gebäuden zu pferchen. Nach der Massenzucht folgte die Massenschlachtung. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich der Ansatz der artgerechten Tierhaltung verbreitet. Das erhöhte Bewusstsein der Öffentlichkeit ließ viele Menschen glauben, dass sich die Lage gebessert habe. Das ist leider nicht so und wird auch nicht passieren, denn das Konzept von artgerechter Tierhaltung ist nicht mit der industriellen Tierzucht vereinbar. Käfige bleiben Käfige, auch wenn man sie etwas größer macht. Selbst wenn die Tiere einige Zentimeter mehr Platz haben, um sich umzudrehen, ändert das nicht das Geringste an der Ausrichtung der Industrie auf Produktivitätsmaximierung. In einer Massentierhaltung gibt es für Schweine, Geflügel, Kühe etc. nur zwei Optionen: produzieren oder sterben.
Was für Systeme verbergen sich hinter dem Fisch, der Milch, dem Käse oder den Eiern, die wir in unsere Einkaufswägen legen? Welche Produktionsverfahren unterstützen wir damit? Wir sollten unsere Beziehung zu Tieren neu überdenken und nicht weiterhin Gefühllosigkeit und Gewalttätigkeit der Industrie in Kauf nehmen. Jahrtausendelang haben wir Menschen Seite an Seite mit Kühen, Schweinen und Ziegen gelebt und gearbeitet, das hat unser gesamtes Dasein geprägt.
Genau aufgrund dieser Geschichte und der engen Verbindung, die wir zu domestizierten Tieren haben, müssen wir sicherstellen, dass sie ihr Leben so gut wie möglich verbringen. Zur Aufzucht von Tieren brauchen wir keine Käfige, wir müssen die Tiere nicht dominieren, versklaven oder verstümmeln. Ganz im Gegenteil, wir müssen im Umgang mit ihnen Respekt, Intelligenz und Würde beweisen. Millionen Bauern auf der ganzen Welt behandeln ihre Tiere mit Liebe und Respekt und es ist unsere Pflicht, sie zu unterstützen. Um diese Bauern zu würdigen und zu ermutigen und das Verhalten der anderen zu ändern, müssen wir endlich das System der industriellen Tierzucht hinter uns lassen.
Indem wir Tiere misshandeln, zerstören wir die großartige Verbindung zwischen uns und ihnen. Wir beleidigen sie, wir würdigen sie herab und betrügen sie. Auf gewisse Weise schaden wir damit allerdings auch uns selbst.
Unsere Tiere haben das Schicksal nicht verdient, zu dem wir sie verurteilen. Setzen wir uns selbst höhere Standards, zeigen wir mehr Menschlichkeit.
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