Slow Food ruft aus China das Netzwerk in 90 Ländern zum Engagement auf: «Wir müssen das Lebensmittelsystem ändern, um den Klimawandel aufzuhalten!»
29 Sep. 2017

Vom Internationalen Kongress in Chengdu in China startet Slow Food die Kampagne Menu for Change, um den Klimawandel abzumildern
«Dies geht uns alle an: Der Klimawandel ist eine gegenwärtige Krise, die eine gemeinsame Anstrengung der Menschheit erfordert. Jede unserer Entscheidungen ist wichtig, denn der Motor des Wandels ist die Summe unserer individuellen Handlungen.» In China, vor 400 Delegierten in Vertretung des Netzwerks von Slow Food und Terra Madre in 90 Ländern, betont Carlo Petrini erneut, dass die globale Erderwärmung bereits Realität ist, denn sie betrifft keine unbestimmte Zukunft und ihre Auswirkungen sind in der Gegenwart zu spüren. Deshalb ist es notwendig, die Botschaft der Bewegung zu verstärken: «Für Slow Food ist es Pflicht, sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen: Es gibt keine Lebensmittelqualität, es gibt kein gutes Essen ohne den Schutz der Umwelt, der Ressourcen und der Arbeit.»
In der ganzen Welt startet Slow Food heute Menu for Change, die erste internationale Kommunikations- und Spendenkampagne, die Essen und Klimawandel in Beziehung setzt.
Die landwirtschaftlichen Emissionen aus der Pflanzen- und Tierproduktion gehören zu den Hauptquellen der Treibhausgasemissionen wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O): Das industrielle Lebensmittelproduktionssystem ist eine der ersten Ursachen für die Erderwärmung, während unter den ersten Opfern dieser angekündigten Katastrophe die familiäre Landwirtschaft, die Naturweidewirtschaften und die handwerkliche Fischerei sind.
Wir haben keine Zeit mehr. Harvey, Irma, die absurde Trockenheit, die Italien erstickt, die Wasserbomben, die uns im Schlaf überraschen, die verfrühte Weinlese, der Rückgang der Ernte, der Mangel an frischem Gras oder der vorzeitige Almabtrieb, die Versauerung der Meere und die Erhöhung der Meeresspiegel, das Auftreten von Tieren in bestimmten Breitengraden, die vorher dort nicht vorkamen, die Wüstenbildung und die zunehmende Verarmung der Böden – so sieht der Klimawandel aus. Das sind keine Rekordereignisse, die in den Annalen zu verzeichnen sind, das ist die Normalität, die uns erwartet. Und die Ursachen sind in der menschlichen Tätigkeit und vor allem in den Emissionen von fossilen Brennstoffen zu suchen.
Der Agrarsektor ist für 21% (FAO 2015) der Gesamtemissionen verantwortlich – demgegenüber verursacht die Energiebranche 37%, der Verkehr 14% und die Industrie 11%. In der Lebensmittelbranche ist die Hauptquelle der Treibhausgasemissionen die enterische Fermentation der Tiere, denn bei der Verdauung des Futters – das wiederum allein 40% der gesamten Landwirtschaft beansprucht – entsteht Methan. Auf diese Quelle folgt die der Ausbringung von synthetischem Dünger: 13% der Agraremissionen (725 Mt CO2 eq.).
Und der Preis dafür ist hoch, vor allem in einigen Gebieten der Erde. «Obwohl Afrika und die schwächeren Länder zu den geringeren Treibhausgaserzeugern gehören, sind sie die ersten, die die Folgen der Erderwärmung zu spüren bekommen. Die extremen Änderungen der Wettermodelle betreffen vor allem Bauern, Hirten und indigene Gemeinschaften und erhöhen ihre Armut und Ernährungsunsicherheit. In Kenia, in meinem Land, sind die Hirtengemeinschaften am stärksten betroffen, und viele sind zur Migration gezwungen. Wenn nicht ernsthaft Maßnahmen für die Milderung und Anpassung getroffen werden, kann die Situation sich nur verschlechtern. In Afrika und in aller Welt ist das die Arbeit, die Slow Food leistet, durch Förderung der Agrarökologie, Schutz der biologischen Vielfalt, Unterstützung der Erzeuger vor Ort. Vieles muss getan werden, und Slow Food kann es allein nicht schaffen», erklärt John Kariuki, Vizepräsident der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt.
«Die Verringerung der Emissionen ist keine Option mehr, die man aufschieben kann, sie ist Pflicht. Und jeder muss aktiv werden: Wir müssen Verschwendung, vor allem Lebensmittelverschwendung völlig beseitigen. Wir sollten Produkte aus der Umgebung bevorzugen, wenig Fleisch essen und Fleisch aus Intensivzuchten meiden. Und wir müssen uns wenige, einfache Fragen stellen: Wie wurden die Lebensmittel erzeugt, die ich mit meiner Familie zusammen esse? Wo kommen sie her? Wie viel Energie und wie viel Wasser haben sie verbraucht? Slow Food setzt sich dafür ein, dieses Wissen zu verbreiten und solche Produktionsbetriebe aufzuwerten und zu unterstützen, die resiliente und ökologische Agrar- und Produktionsmethoden anwenden. Nur sie können dazu beitragen, den Klimawandel abzumildern und sich daran anzupassen. Helfen Sie uns, unsere Projekte fortzusetzen. Auch eine kleine Spende kann Großes bewirken!», so Carlo Petrini zum Abschluss seines Appells.
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