Slow Food in kürze

17 Aug 2015


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Warum verschwindet die biologische Vielfalt? Warum müssen wir sie schützen? Und wie machen wir das, angefangen bei unseren täglichen Ernährungsentscheidungen? Darum geht es in unserem neuen Heftchen mit dem Titel Slow Food in kürze, das online kostenlos heruntergeladen werden kann. Worum geht es da genau? Das erfahren wir hier gemeinsam…

Alles beginnt mit einer Feststellung über den heutigen Zeitpunkt. Wir erleben derzeit etwas, was viele als das sechste Sterben bezeichnen – mit dem fünften, vor 65 Millionen Jahren, waren die Dinosaurier ausgestorben. Pflanzen- und Tierarten, aber auch Pilze, Mikroben, Bakterien, sterben in einem schwindelerregenden Tempo aus, das in der Geschichte der Erde noch nie dagewesen ist: 27.000 Arten pro Jahr, drei pro Stunde. Der entscheidende Unterschied im Vergleich zu den früheren Massensterben ist, dass für diese globale Umweltkrise der Mensch verantwortlich ist. In 70 Jahren haben wir drei Viertel der landwirtschaftlichen Biodiversität zerstört, die durch die Selektion der Bauern in den vorangegangenen 10.000 Jahren entstanden war – als wir das natürliche Gleichgewicht durchbrachen und begannen, Bauernhöfe und Agrarland nach industriellen Maßstäben zu bewirtschaften.

In der jüngeren Geschichte haben einige wenige multinationale Konzerne die Kontrolle über unsere Lebensmittel an sich gerissen, indem sie Hybridsamen, Dünger, Pestizide und Herbizide patentierten und dem Markt ihre Regeln aufzwangen. Die drei größten (Monsanto, DuPont Pioneer und Syngenta) haben heute 53% des Weltmarkts an Saatgut in der Hand, die ersten 10 kontrollieren insgesamt 76%. Der Kreis hat sich geschlossen mit genetisch verändertem Saatgut (GVO), der Endstation auf diesem Weg. 1996 wurden 1,7 Millionen Hektar mit GVO bebaut, 2013 waren es 175,2 Millionen Hektar.

Angesichts dieser Situation ist die Antwort von Slow Food eindeutig: Wir brauchen einen Neubeginn mit der biologischen Vielfalt. Biologische Vielfalt ist die Vielfalt des Lebens: die Vielfalt an Mikroorganismen, Tier- und Pflanzenarten, Ökosystemen und an Wissen. Sie ist unsere Ver- und Absicherung für die Zukunft, denn sie ermöglicht es Tieren und Pflanzen, sich dem Klimawandel, Naturereignissen, unerwarteten Angriffen durch Krankheiten und Parasiten anzupassen. Biodiversität betrifft wilde, aber auch Nutzarten.

Die biologische Vielfalt zu bewahren bedeutet, dass man jede Art der Vielfalt respektiert: Dies geschieht durch die Anerkennung der Besonderheiten jeder einzelnen Region, Tradition, Kultur. Es bedeutet, viele verschiedene Feldfrüchte und Nutzpflanzen anzubauen, aber in kleinem Umfang. Es bedeutet, weniger zu erzeugen, aber den Produkten mehr Wert anzuerkennen und sie nicht zu verschwenden. Es bedeutet aber vor allem lokale Produkte zu essen. Es bedeutet, ein ausgewogenes, dauerhaftes, nachhaltiges System zu fördern. Es bedeutet, die Kleinbauern, Fischer und Hirten zu unterstützen, die das empfindliche Gleichgewicht der Natur kennen und zu bewahren suchen und die in Harmonie mit den Ökosystemen arbeiten.

Wie können wir uns mit unseren täglichen Ernährungsentscheidungen dafür einsetzen, dass dieses enorme, wichtige Erbe geschützt und der Trend gewendet wird? Die Antwort, die wir alle uns geben sollten, ist: Wir müssen auf unseren Einkauf achten. Dabei werden wir auf einige unbequeme Wahrheiten stoßen. Zum Beispiel die Allgegenwart von industriellem Mais in vielen Lebensmitteln im Supermarkt. Die Weltproduktion von Mais ist in den letzten Jahren um 374% gestiegen, 2014 betrug sie 974 Millionen Tonnen. Mais befindet sich nämlich heute in fast allem: Mais wird zu Futter verarbeitet und nährt die Kälber, aus denen Steaks und Hamburger gemacht werden, aber auch Hühner, Schweine, Puter, Lämmer und sogar Lachs; deshalb bestehen auch Eier, Käse und Joghurt aus Mais. Mais taucht auch als Zutat vieler industrieller Produkte in den Supermärkten auf: gezuckerte Getränke, Kekse, Mayonnaise, Chips, abgepackte Säfte, Bonbons. Auf den Etiketten erscheint dieser Zusatz meist unter dem Deckmantel ganz unverdächtiger Namen: Glucose, Glucosesirup, Ascorbinsäure, Zitronensäure, Malz, Maltodextrin, kristallisierte Fruktose, modifizierte Stärke, Saccharose…

Wenn wir dann in unseren Einkaufswagen oder die Einkaufstasche gucken, sehen wir, dass Mais keineswegs das einzige Lebensmittel ist, das wir in ungeahnt großen Mengen kaufen. Unter den Produkten, die großen Einfluss auf die Umwelt und unsere Gesundheit haben, finden wir zum Beispiel: Steaks, Garnelen, Bananen, Soft-Drinks und Snacks… Immer, wenn wir eins dieser Produkte wählen, sollten wir die möglichen Konsequenzen vor Augen haben und überlegen, was für Alternativen es gibt. Haben Sie sich zum Beispiel jemals gefragt, woher die Garnelen auf Ihrem Teller stammen? Meistens kommen sie aus tropischen Gegenden, wo sie durch intensive Fischerei gefangen werden. Aber die Bestände haben längst ihre Grenze zum Einbruch überschritten und die Fangtechniken sind verheerend für die Umwelt. Also besser Zuchtgarnelen? Nein, denn um sie zu züchten, werden jedes Jahr große Teile der Mangrovenwälder zerstört, was sehr schwere Folgen für die Umwelt und das Überleben der Kleinfischer in der Region hat.

Warum nicht etwas anderes kaufen? Kaisergranat, Fangschreckenkrebse und viele andere Krustentiere sind weniger bekannt, aber ebenso lecker!

Ein wichtiger Verbündeter, um sich besser entscheiden zu können, ist das Etikett, auf dem wir viele Dinge über die Lebensmittel, die wir essen, erfahren können. Leider sagen die Etiketten nicht immer alles, was man wissen sollte – das Etikett eines industriellen Käses sagt uns zum Beispiel nicht, mit welcher Milch er hergestellt wurde, wie die Tiere, die sie erzeugt haben, gehalten und ernährt wurden, um welche Rassen es sich handelt und so weiter. Deshalb sollten wir uns dem Einkauf immer auch mit einer guten Dosis Neugier nähern.

Und schließlich die wichtigste Entscheidung für alle bewussten Verbraucher: Garten macht Spaß! Eigene Lebensmittel anzubauen bedeutet, ihren Wert anzuerkennen und zu lernen, sie nicht zu verschwenden. Es bedeutet, eine enge Beziehung zum Boden aufzubauen. Und es bedeutet, frisches, gesundes und gutes Gemüse für den Eigenkonsum zur Verfügung zu haben. Deshalb ist es wichtig, zu lernen oder wieder anzufangen, selbst einen Nutzgarten zu bestellen: zu Hause, in Schulen, in Krankenhäusern… Es genügt ein Stückchen Boden, eine Terrasse, auch nur ein Balkon.

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