„Migrant Food Filmfestival“ an der Universität der gastronomischen Wissenschaften
27 Jun 2017
Abderrahman Amajou, Koordinator der Migrantenprojekte von Slow Food International, nahm aktiv an der Veranstaltung teil und brachte Familien der Migrantengemeinschaften zu einem iftar zusammen – der ersten Mahlzeit, die Muslime nach einem Fastentag bei Sonnenuntergang essen. Die anwesenden Familien kamen aus dem Senegal, von der Elfenbeinküste, aus Mali, Guinea, Marokko und anderen afrikanischen Ländern südlich der Sahara.
„Solche Gelegenheiten reißen die Mauern der Angst ein, die wir um uns herum bauen. Es heißt: ‚Du lernst eine Person erst richtig kennen, wenn du eine Mahlzeit mit ihr teilst.‛ Bei dieser Veranstaltung lernen wir uns besser kennen, indem wir gemeinsam essen.“
Ziel des Projekts Migranti ist es, eine Reihe von Schriftstellern, Forschern, Führungspersonen, Migranten, Bauern, Erzeugern und Köchen zusammenzubringen, die sich für die Integration „anderer” Mitglieder der Gesellschaft einsetzen. Das Projekt will damit unter anderem die mit Migration einhergehende Vielfalt und den damit verbundenen einzigartigen Erfahrungszugewinn repräsentieren. Nach den Filmvorführungen nahmen Leiter von Migrantenprojekten an Diskussionsrunden teil und tauschten ihre Meinungen und Erfahrungen aus. Dadurch sollte eine Plattform für Kommunikation, gegenseitige Unterstützung und konkrete Maßnahmen entstehen.
Der Ramadan ist für Muslime ein wichtiger Zeitraum des Jahres, in dem von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gefastet wird. Der Fastenmonat ist wie eine Reise, die alle Mitglieder einer Gemeinschaft gemeinsam unternehmen. Es ist ein Monat der Solidarität und der Versöhnung, aber was noch wichtiger ist: ein Monat der Empathie. Man fastet auch, um andere Menschen zu verstehen, die nichts zu essen und zu trinken haben”, erklärt Amajou, der mit sieben Jahren nach Italien kam. Sein Vater arbeitete in ihrer Heimat in Phosphatbergwerken. „Als er uns sagte , dass er zum Arbeiten nach Italien gehen würde, wusste ich nicht einmal, wo das lag. Manchmal sah ich ihn zwei Jahre lang nicht.“
Das Projekt Migranti ist komplett darauf ausgerichtet, eine nicht-hierarchische Gruppe aufzubauen und individuelle Talente zu fördern. Das Filmfestival war ein kleiner Beitrag zum großen Streben nach gesellschaftlichem Wandel und individueller Weiterentwicklung. Dieser Prozess kann ganz konkrete Auswirkungen zur Folge haben und es einer Gruppe oder Gemeinschaft ermöglichen, eigene Lösungsansätze für ihre Probleme zu finden und ihre Bedürfnisse und Ideen mitzuteilen.
Nach Amajous Ansicht sollten die Regierungen in erster Linie die richtigen Instrumente zur Integration von Migranten schaffen. Italien hat sich diesbezüglich in den letzten Jahren erheblich verbessert und schuf Integrationsprogramme, die die Migranten mit der italienischen Gesellschaft vertraut machen. Das Filmfestival und das gemeinsame iftar– Essen verstärkten seine optimistische Einstellung: „Vor zwanzig Jahren hätte es so eine Veranstaltung wahrscheinlich nicht gegeben. Die Mauern zwischen den verschiedenen Ethnien waren noch viel ausgeprägter. Das hat sich definitiv zum Positiven hin verändert.“
In der nächsten Zeit werden die Migrantengemeinschaften in Italien noch stärker in einige Projekte von Slow Food eingebunden. Die regionalen Slow Food Koordinatoren fungieren dabei als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Migrantengemeinschaften in Italien, um deren Beziehungen zu den Heimatländern zu stärken und ihre kulinarischen Kulturen zu valorisieren.
Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung ist die peruanischen Migrantengemeinschaft in Italien, die auch am Filmfestival mitwirkte. Interessanterweise beeinflusst sie nach und nach die italienische Gastronomie. „Die Peruaner bereichern die biologische Vielfalt, indem sie neue Samen und Pflanzen aus den Anden mitbringen und hier anbauen.“ Amajou wies auch auf einen wichtigen Aspekt in Zusammenhang mit dem Klimawandel hin: „Die Pflanzen, die sie normalerweise anbauen, würden in Italien nie wachsen. Aber durch die klimatische Veränderung geht das jetzt.“
Während des Festivals wurden sechs abendfüllende Kinofilme, acht Kurzfilme und einige andere Filme gezeigt. Die Migrantengemeinschaften bereiteten verschiedene traditionelle Gerichte zu. Darüber hinaus gab es Konzerte, Workshops und Treffen mit Akademikern der Universität der gastronomischen Wissenschaften.
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