Ländlicher Wiederaufbau trifft Slow Food

14 Feb. 2017

Foto per news letter MEDIA

Seit siebentausend Jahren züchten die Chinesen Seidenraupen, und die Nutzung von wildem Reis begann vor 6.400 Jahren. Noch heute ist China eine antike Agrargesellschaft mit einem großen Anteil an ländlicher Bevölkerung, und die Landwirtschaft ist von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft des Landes. Die traditionelle chinesische Landwirtschaft steht im Einklang mit der Natur und verbindet traditionelles Wissen, Kultur und Technik: Auf dieser Basis entwickelte sich die orientalische Kultur und Gesellschaft.

Als China 1910 seinen Modernisierungsprozess begann und das Land industrialisierte und urbanisierte, bezahlten die ländlichen Gebiete weitgehend die Zeche für die wirtschaftliche Entwicklung. Auf der einen Seite beginnender Wohlstand, auf der anderen eine Krise, die nach und nach zur Knappheit und Erschöpfung der Ressourcen, Umweltverschmutzung, ökologischem Ungleichgewicht und vielem mehr führte. Die Umwelt wurde immer stärker belastet, und der Zustand von Flüssen, Böden, Atmosphäre hat sich deutlich über die als sicher geltenden Höchstwerte hinaus verschlechtert. Dazu kommt die soziale Situation: junge Menschen wanderten zunehmend in die Städte ab und ließen die Alten, Frauen und Kinder zurück.

Heute ändern sich die Dinge glücklicherweise langsam, denn auf den Kollaps folgt nun eine Phase des vernünftigen Wideraufbaus. Die Neue Bewegung des ländlichen Wiederaufbaus ist inspiriert von dem gesellschaftlichen Wandel, den eine Gruppe chinesischer Intellektueller in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts einzuleiten versuchte. Ihr Ziel war es, die ländlichen Gebiete und Traditionen wiederzubeleben, denn nur so würde das Land wieder aufleben können.

Im Laufe der Zeit und nach einer intensiven Experimentierphase vor allem bei jungen Leuten hat die Bewegung des ländlichen Wiederaufbaus erkannt, dass das soziale Gewebe auf dem Land von Grund auf erneuert werden muss. Dazu werden selbständig organisierte bäuerliche Genossenschaften aufgebaut. Wesentlich dabei ist das Engagement und die Unterstützung von jungen Menschen, die häufig als ehrenamtliche Helfer in die Dörfer gehen, um dort die Genossenschaften mit aufzubauen und die Anlage von ökologischen Bauernhöfen und Ökodörfern sowie die Entwicklung des biologischen Anbaus zu begleiten.

Sehr wichtig für den neuen ländlichen Wiederaufbau sind agrarökologische Arbeitsweisen, die ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Natur und Landwirtschaft, die Bewahrung der biologischen Vielfalt sichern sollen. Nicht zuletzt war die Bewegung von Anfang an davon überzeugt, dass städtische und ländliche Gebiete sich gegenseitig unterstützen und so fruchtbare Beziehungen zwischen Landwirten und Verbrauchern entstehen können.

Dies alles kann durch Arbeit an Universitäten zustande gebracht werden und dadurch, dass man Jugendliche zu ehrenamtlicher Arbeit ermutigt, dass man Verbesserung der Rechte der Bauern und sozial benachteiligter Gruppen vorantreibt, Wanderarbeitern hilft, sich in urbane Umgebungen zu intergieren, und indem man die Gemeinschaftshofbewegung zur Unterstützung der Landwirtschaft aufbaut und zur Wiederbelebung der ländlichen Kultur beiträgt.

Auf der Basis eben dieser Voraussetzungen haben die Bewegung für den ländlichen Wiederaufbau und Slow Food einen fruchtbaren Boden für ihre Zusammenarbeit gefunden. Beide setzen sich für ein alternatives Produktions- und Konsumsystem ein, beide verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, wenn es um Probleme der Produktion, des Marktes und des Konsums geht, beiden liegt die biologische Vielfalt und der Schutz von Saatgut und traditionellen Arten am Herzen. Noch wichtiger ist, dass beide den Menschen und die bäuerliche Landwirtschaft in den Mittelpunkt stellen.

Beim Bauernmarkt in Chongqing, der ähnlichen Grundsätzen folgt wie die Märkte der Erde von Slow Food, können sich Erzeuger und Verbraucher treffen und Meinungen austauschen. Wir beginnen zusammenzuarbeiten und uns ist klar, welchen Schwierigkeiten wir auf diesem Weg begegnen können. Da ist das Problem, dass die Produktionsstandards in China sehr vielfältig sind – sie reichen vom niedrigsten Niveau bis zum höchsten ökologischen Produktionsstandard –, so dass die Kennzeichnung sehr komplex ist und Unsicherheit bei den Verbrauchern entsteht. Es ist darüber hinaus nicht einfach, Nachwuchs für die Arbeit auf dem Land zu finden, dafür zu sorgen, dass die Familien die gastronomischen Traditionen bewahren, die mit einem erschreckenden Tempo zu verschwinden scheinen… Mit der Schaffung von Bauernmärkten auf dem Land haben wir das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, um wieder einen Kontakt und ein Vertrauensverhältnis zwischen Verbrauchern und Erzeugern aufzubauen.

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