Krieg und Ressourcenraub, zwei Seiten derselben Gewalt
25 März 2025
Überall auf der Welt stehen die Zeichen zunehmend auf Krieg. Der Kampf um Ressourcen zieht die Linien der globalen Geopolitik und zeigt, wie scheinheilig viele ideologisch vage Motive sind. Es geht um Bodenschätze und seltene Erden, die in einem an Zynismus nicht zu überbietenden diplomatischen Spiel unter den Mächten aufgeteilt werden sollen. Selbst in Gebieten der Welt, die immun zu sein schienen, breiten sich Gewalt und Einschüchterung aus. Die Zeichen stehen seit Jahrzehnten auf Krieg, vor allem im Globalen Süden. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag die Zahl der Kriege zwischen allen Kontinenten nie unter hundert. Das bedeutet, dass es jedes Jahr mindestens 100 bewaffnete Konflikte gibt.
Ich weiß das als Afrikaner, der auf einem Kontinent lebt, auf dem bewaffnete Konflikte weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in Burkina Faso, Kamerun, Mali, Nigeria, der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo (DRK), Somalia, dem Sudan und anderen Ländern haben. Aus meiner afrikanischen Perspektive war mir immer klar, dass die Ursache dieser Konflikte der Kampf um Ressourcen ist, von Wasser über wertvolle Mineralien bis hin zu seltenen Erden.

Bomben zerstören nicht nur Leben, sondern auch das Potenzial für Nahrung
Krieg und der Kampf um Ressourcen zerstören Ökosysteme und damit die Fähigkeit, Nahrung zu produzieren. Die Folgen sind Ernährungsunsicherheit, Hunger und Migration, um den Lebensunterhalt zu sichern. Bomben zerstören nicht nur Leben, Häuser und Infrastrukturen, sondern auch das Potenzial für Nahrung, was die Bevölkerungen zu einer Zukunft verurteilt, in der sie Hunger leiden müssen. Wir sehen dies im Gazastreifen, wo zusätzlich zu den menschlichen Verlusten laut Alarm der FAO bis September 2024 10.183 Hektar, oder 67 % der gesamten Anbaufläche, zerstört wurden: 71,2 % der Obstgärten, 67,1 % der Ackerflächen, 58,5 % der Gartenbauflächen; dazu dezimierte Viehbestände, in denen nur 43 % der Schafe, 37 % der Ziegen und 1 % des Geflügels überlebten. Und alles deutet darauf hin, dass sich die Situation weiter verschärft.
Das Militär ist auch einer der Hauptverursacher der globalen Klimakrise. Laut dem Bericht „Decarbonize the Military“, der von der Zeitschrift Nature aufgegriffen wurde, ist der Sektor für 1 bis 5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Streitkräfte hinterlassen einen massiven CO₂-Fußabdruck, der in der globale Bilanz nicht berücksichtigt wird.

Krieg und der Kampf um Ressourcen führen zur Zerstörung von Ökosystemen
Ein Klageruf der Slow-Food-Gemeinschaft in Süd-Kivu, Demokratische Republik Kongo
Ein weiterer Aufschrei kam von Anne-Marie Kazima Sabina, Koordinatorin der Slow Food-Gemeinschaft in Süd-Kivu, einer Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Sie klagte an, was dort geschieht: „Seit mehreren Jahren erlebt diese Region des Kongo eine gravierende und beispiellose humanitäre Krise, die durch den anhaltenden bewaffneten Konflikt noch verschärft wird. Die Verwüstungen des Krieges haben zu einer schweren Ernährungskrise geführt. Besonders betroffen von dieser dramatischen Situation sind Frauen und Kinder, die die Hauptlast der Gewalt tragen. Frauen und Mütter, die ihre Gemeinschaften ernähren, die die landwirtschaftlichen Traditionen bewahren und für die landwirtschaftlichen Felder verantwortlich sind, mussten ihr Land verlassen und Zuflucht in der Stadt suchen, in der Hoffnung, dort den Gefahren zu entkommen. Dies verursachte einen massiven Zustrom von Stadtbewohnern und die Entstehung von Elendsvierteln, die die Gesundheitskrise insbesondere durch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten verschärften. Gleichzeitig führte die Nahrungskrise zu einem Anstieg der Unterernährung, vor allem bei Kindern und gefährdeten Gruppen.“
Gewalttätige Formen des Landraubs betreffen Gebiete der Nahrungsmittelproduktion
Auch wenn es nicht zum Krieg kommt, betreffen ebenso gewaltsame Formen des Landraubs Gebiete, in denen Nahrungsmittel hergestellt werden: In Senegal wird die weit von der Hauptstadt Dakar entfernte Region Kédougou von einem katastrophalen Goldrausch verwüstet. Die Gegend, die reich an Naturparks und Gebirgen, Flüssen und Wasserquellen ist, war bereits zu Zeiten des Mandinga-Reiches für ihre Goldminen bekannt – Reichtum und gleichzeitig Fluch für die Bevölkerung, von der 58,9 Prozent unter Ernährungsunsicherheit leidet.
In meinem Heimatland Uganda, im Bezirk Hoima, werden Stimmen gegen die verheerenden Folgen des Projekts der East African Crude Oil Pipeline von TotalEnergies laut. Dieses Projekt bedroht nicht nur die Nahrungsmittelproduktion, sondern auch die Umwelt und das Weltklima. Das fruchtbare Land der Region wird für den Anbau von Maniok, Bohnen, Mais und Bananen genutzt. Mehr als 100.000 Menschen in Uganda und Tansania werden von den Folgen des Projekts betroffen sein, ihr Land wird beschlagnahmt und ihre Lebensgrundlage zerstört. Darüber hinaus verläuft die Pipeline durch sensible Gebiete und bedroht die Wasserquellen und die Biodiversität. Die zu erwartenden CO₂-Emissionen tragen zum Klimawandel bei und betreffen nicht nur die Menschen in der Region, sondern auf der ganzen Welt.
In der Elfenbeinküste zerstört ein Staudamm der Firma Eiffage Wälder und geschützte Arten. Die Projektträger und Finanziers hatten versprochen, dass das Projekt die Umwelt nicht schädigen würde. Doch der Damm wird 618 Hektar Wald vernichten und bedrohte Arten schädigen. Er wird Ackerland überfluten und einen Teil der Bevölkerung zur Umsiedlung zwingen.

Monokulturen laugen den Boden aus und zerstören die Landschaft (Uganda)
Slow Food ist strikt gegen den Einsatz von Waffen
Um echten Wohlstand zu schaffen, muss man die Ernährungssouveränität sicherstellen, was Investitionen in die Landwirtschaft erfordern würde.
Aber welche Art von Landwirtschaft? Sicherlich nicht die Art von Landwirtschaft, die ihre Hauptaufgabe, nämlich die Gemeinschaft zu ernähren, zugunsten einer Agro-Industrialisierung aufgibt, die den Boden verschmutzt, auslaugt und die Landschaft zerstört. Das Problem der Monokulturen ist auf dem afrikanischen Kontinent sehr alt, in vielen Fällen reicht es bis in die Kolonialzeit zurück. Doch heute erodieren der natürliche Reichtum, die Freiheit und die Rechte der indigenen Gemeinschaften auf ihr Land in einem noch nie dagewesenen Tempo. Die Ressourcen der Erde sind nicht unendlich, wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel und eine drastische Veränderung des Entwicklungsmodells und des globalen Ernährungssystems. Es gibt Alternativen, und wenn wir sie in allen Bereichen praktizieren, Netzwerke zwischen den Gemeinschaften fördern und Solidarität mit den Schwächsten zeigen, ist das bereits eine Form des Widerstands gegen die Ausbreitung der Gewalt.
Echter Wohlstand hat seine Wurzeln im Frieden. Slow Food verurteilt alle Friedensbrüche der Vergangenheit und der Gegenwart. Nahrungsmittel dürfen niemals als Kriegswaffe eingesetzt werden. Und Waffen haben keinen Platz in guten, sauberen und fairen Lebensmittelsystemen: In all unseren Aktivitäten, ob persönlich oder online, und in all unserer Kommunikationsarbeit, ob lokal oder global, sind wir strikt gegen den Einsatz von Waffen.
Edward Mukiibi, Präsident von Slow Food
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