Für eine nachhaltige, inklusive, gerechte Zukunft
16 Mrz 2015
Während die internationale Gemeinschaft dafür kämpft, die Zukunft, die wir wollen, möglich zu machen – «eine nachhaltige, inklusive und gerechte Welt» wie das Abschlussdokument der Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung (Rio de Janeiro, 20.-22. Juni 2012) fordert –, muss unbedingt festgestellt werden, dass viele Gruppen und ökologische Methoden bis heute vernachlässigt werden.
Hüter des Wissens
Die indigenen Völker besitzen ein unvergleichliches Wissen über Nahrungsmittel und nachhaltige landwirtschaftliche Methoden, die eng mit ihren Gemeinschaften verwurzelt und in ihrer Zugehörigkeitskultur begründet sind. Aber sie müssen sich auch ständig an neue Chancen und neue Bedrohungen anpassen. Heute ist der größte Teil dessen, was noch von der biokulturellen Vielfalt der Welt existiert, in ihren Gebieten konzentriert. Leider verstehen allerdings viele Aktive und Forscher im orthodoxen Entwicklungsbereich ihre ökologischen und landwirtschaftlichen Bräuche nicht (Wanderfeldbau, Weidewirtschaft, die Selektion von lokalen Kulturen und sozial wichtigen Viehrassen), und die Landesregierungen unterschätzen häufig ihren Wert oder bedrohen sogar ihre Existenz. Damit ein Wandel zu nachhaltigeren, inklusiven und ökologischen Dynamiken eintritt, die auch den Bedarf an Unterhalt und Ernährungssicherheit von allen erfüllen können, müssen diese ausgegrenzten Hüter eines kostbaren Wissens ins Zentrum des Blickfelds gerückt werden.
In den letzten Jahrzehnten haben viele Entwicklungshilfebehörden, Stiftungen, Lobbygruppen und soziale Bewegungen begonnen, mit größerer Aufmerksamkeit auf die agrarökologische Arbeit der indigenen Gemeinschaften zu blicken und Sorge über den Verlust ihres Wissens, ihrer Kultur und ihrer Praktiken zu äußern. Einige indigene Gruppen hatten die Möglichkeit, aktiv regionalen, globalen oder thematischen Netzwerken und sozialen Bewegungen beizutreten. Dennoch fällt es den indigenen Mitgliedern in diesen im Wesentlichen nicht nativen Umfeldern nicht immer leicht, über ihre ökologischen Methoden und Erfahrungen zu sprechen: vielleicht ein Erbe ihrer langen Ausgrenzungsgeschichte. Es ist daher wichtig, alle indigenen Gruppen untereinander in Kontakt zu bringen und ihnen die Chance zu geben, einem größeren lokalen, regionalen und globalen Publikum ihre entscheidende Rolle bei der Förderung der Agrobiodiversität zu zeigen.
Als Koordinator der Indigenous Partnership for Agrobiodiversity and Food Souvereignty bin ich sehr froh, dass Slow Food den indigenen Gemeinschaften eine Stimme geben will. Der Verein stellt vor, auf welche verschiedenen Arten sie ihr agrarökologisches Wissen für den Genuss, die Gesundheit und die Ernährungssicherheit von allen in die Praxis umsetzen. Es lässt auch hoffen, dass Slow Food den indigenen Gemeinschaften die Chance bietet, ein lokales Netzwerk innerhalb von Slow Food selbst und von Terra Madre zu bilden: Dieser große, verzweigte Kontext wird dazu beitragen, die Identität wieder zu behaupten, die bei diesen Gruppen auf den lokalen Ernährungspraktiken beruht. Sofern diese verantwortlich und achtungsvoll umgesetzt werden, schützen sie die lokale Umwelt, verteidigen ihre Länder und Regionen und ermöglichen es ihnen, sich dem Klimawandel anzupassen. Der Wunsch ist, dass dieses indigene Netzwerk in ständiger Entwicklung Slow Food dabei hilft, spezielle „Schlüsselpunkte“ zu erkennen, um den Institutionen in Forschung, Politik und landwirtschaftlicher Unterstützung die richtige Richtung zu weisen. Außerdem möge es dazu führen, dass die Rolle der indigenen Völker als Hüter von Wissen und Verbündeten in der schwierigen Aufgabe anerkannt wird, das derzeitige Landwirtschafts- und Lebensmittelsystem so nachhaltig wie möglich und gleichzeitig «nachhaltig, inklusiv und gerecht» zu gestalten.
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