Fremde Hände, die uns nähren
17 Aug. 2015


Studien zur Auswirkung der Immigration auf die Käserei- und Molkereibranche haben ergeben, dass eine Verringerung der ausländischen Arbeitskraft um 50% den Verlust von 2266 Käsereibetrieben nach sich ziehen würden. Dies ist aber nicht die einzige Branche, die von Immigranten dominiert wird (die rund zwei Drittel der Arbeitnehmer insgesamt darstellen): In der Fleischverarbeitung – die zu den gefährlichsten Arbeiten in den USA gehört – wird ein Drittel der Arbeitsplätze von Einwanderern eingenommen.
Dass das Volk auf den amerikanischen Feldern aus ausländischen Arbeitskräften besteht, ist keine Neuheit. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert wurden Zehntausende von afrikanischen Sklaven gezwungen, auf den Feldern zu arbeiten, gefolgt von europäischen und asiatischen Einwanderern, die sich in analogen Sklavenpositionen fanden. Derzeit wird geschätzt, dass die Mexikaner rund die Hälfte aller nicht genehmigten Einwanderer ausmachen.
Und das ist die Arbeitskraft, die den Amerikanern die Arbeit wegnimmt? Als die Gewerkschaft Unite Farm Workers in Amerika die Kampagne einführte, Arbeitslosen eine Beschäftigungschance in der Landwirtschaft anzubieten, nahmen nur drei Personen die angebotenen Posten an, obwohl es tausende Anfragen gab. Das war die Reaktion in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit um 10% lag und viele der Weltwirtschaftskrise die Schuld gaben.
Eine präzise Situation zur Zahl der illegalen Einwanderer, die in den USA arbeiten, ist schwer zu erfassen. Die Arbeit von vielen ausländischen Immigranten wird unterschätzt, auch weil viele illegal ins Land kommen.
Da sie keine Dokumente haben, sind Immigranten leichte Beute für eine Reihe von Missbräuchen: Gewalt, ungeeignete Unterkünfte, gefährliche Arbeitsbedingungen, keine Rechte am Arbeitsplatz sind nur einige der Probleme, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Zwar leisten die illegalen Einwanderer einen unstrittigen Beitrag zu der Branche, zur Wirtschaft (etwa die Hälfte ihres Lohnes muss die Einkommensteuer decken, häufig zu einem höheren Satz) und für die Gemeinschaften, aber sie haben keinerlei politischen Einfluss. Häufig können sie aus Angst vor der Abschiebung ihre Meinung nicht äußern und rutschen in die völlige Isolierung.
Nach dem Bericht The Hands that Feed Us der Food Chain Workers Alliance erleiden die Arbeitnehmer ohne Papiere einen wahren Diebstahl an ihrem Lohn, da sie fast den doppelten Satz im Vergleich zu den anderen Arbeitnehmern (39,9%) zahlen und im Durchschnitt auch mehr Geld am Stundensatz verlieren. Außerdem berichteten 43,6% der interviewten eingewanderten Arbeitnehmer, dass ihnen der geforderte Mindestlohn nicht ausgezahlt wird. Trotz ihrer wichtigen Arbeitskraft verdienen 61% der Tagelöhner in der Landwirtschaft der USA Hungerlöhne.
Der Dokumentarfilm Food Chains über die Ausbeutung der eingewanderten Tagelöhner in der Landwirtschaft legt dar, dass die Großkonzerne eine der Hauptursachen für dieses ganze System sind. Der Dokumentarfilm erklärt, dass die großen Supermarktketten die Preise trotz der Erhöhung der anderen Kosten auf „künstlich“ niedrigem Niveau gehalten haben. Und dies schlug sich dann auf die Löhne der Tagelöhner nieder: Um zu überleben, haben die Landwirte keine andere Wahl, als Arbeitskraft zu geringen Kosten einzustellen.
Was wurde getan?
Es entstehen inzwischen Initiativen gegen diesen Missbrauch. Die Anti-Slavery Campaign, die von der Coalition of Immokalee Workers (CIW) geleitet wird, hat zahlreiche Situationen der Sklaverei in der Landwirtschaft im ganzen Südosten der USA entdeckt, untersucht und zu ihrer Verfolgung beigetragen.
Die CIW hat auch die nationale Kampagne Fair Food eingeleitet, die die Verbraucher zu Fragen wie Ausbeutung der landwirtschaftlichen Arbeit, ihren Ursachen und Lösungen bildet und Allianzen zwischen Bauern und Verbrauchern aufbaut. Über den Fair Food Premium bezahlen Käufer, die sich daran beteiligen wollen, einen Aufpreis für die Tomaten: Obwohl er klein ist, hilft dieser Zuschlag, die wirtschaftlichen Probleme der Bauern zu erleichtern. Der Verhaltenskodex Fair Food verlangt dagegen von den Teilnehmern, nicht bei Landwirten zu kaufen, die den Kodex und die Produktionsrichtlinien für die Landarbeit nicht einhalten.
Auf politischer Ebene kann man weitere positive Zeichen erkennen. In Kalifornien stellt ein potentieller Plan, um das Recht auf Arbeit für illegale landwirtschaftliche Tagelöhner zu garantieren, einen Schritt nach vorn dar. Dies wäre nicht nur ein Vorteil für Arbeiter ohne Papiere, die 29% von der Gesamtzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft im Land ausmachen, sondern auch eine gerechte Anerkennung für ihre wesentliche Rolle, denn so wird die Notwendigkeit unterstrichen, ihre Rechte zu schützen.
Jonathan Moody
[email protected]
Quellen:
https://www.sandiegouniontribune.com/news/2015/jul/19/immigration-farmworkers-luis-alejo-agriculture/
https://hungerreport.org/featured/immigrants-us-food-system/
https://www.voanews.com/content/us-farmers-depend-on-illegal-immigrants-100541644/162082.html
https://www.extension.org/pages/9960/migrant-farm-workers:-our-nations-invisible-population#.Vaz011btWrs
https://www.wine-searcher.com/m/2015/07/vineyard-needs-prompt-action-over-illegal-workers
https://news.vice.com/article/undocumented-immigrants-pay-billions-in-taxes-to-fund-programs-theyre-banned-from-using
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