Europäisches Parlament stimmt gegen GVO
17 Dez 2015
Slow Food: “Es ist eine Frage der Demokratie, aber auch der Garantie für Ernährungssouveränität.”
Gestern, am 16. Dezember, hat das Europäische Parlament mehrheitlich den Einwand des Umweltausschusses gegen die Entscheidung der europäischen Kommission angenommen, die neuen GVO-Maissorten NK603xT25 zuzulassen. Dies ist keine bindende Entscheidung, unterstreicht aber einen starken politischen Akt. Slow Food verurteilt in der Tat die Europäische Kommission nicht nur wegen der Zulassung der beiden neuen gentechnisch veränderten Maissorten selbst, sondern auch, weil sie in keiner Weise die Position und Einwände des EU-Parlaments berücksichtigt hat, das immerhin direkt von den europäischen Bürgern gewählt wird und den Standpunkt der ganzen europäischen Bevölkerung zum Ausdruck bringt. Dass die Besorgnisse der europäischen Bürger von den Delegierten der Mitgliedstaaten in der EU-Kommission übersehen werden, ist etwas, das in einer Institution, die die leitende Stimme der Demokratie sein sollte, nicht vorkommen dürfte.
Ursula Hudson, Präsidentin von Slow Food Deutschland, sagt dazu: „Wir von Slow Food hoffen, dass die politische Opposition des Parlaments Erfolg hat mit der Bemühung, jede Zulassung für die glyphosattolerante Maissorte NK603xT25 auszusetzen. Wir hoffen, dass überhaupt alle Zulassungen von gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln ausgesetzt werden, solange das Zulassungsverfahren nicht erweitert wird. Die Kommission muss die Befürchtungen von den einzelnen Staaten, den Organisationen der Zivilgesellschaft und den Verbraucherbewegungen berücksichtigen. Es ist eine Frage der Sicherheit, aber auch der Garantie für Ernährungssouveränität, d.h. das Recht der Völker, ihre eigenen Landwirtschafts- und Lebensmittelsysteme zu wählen.“
*Hintergrund:
Am 4. Dezember hat die Europäische Kommission 2 gentechnisch veränderte Maissorten für die Verwendung in Lebens- und Futtermitteln zugelassen, die sog. SortenMON87427 und NK603xT25. Laut Umweltausschuss hätte die neue Maissorte NK603xT25 nicht zugelassen werden dürfen, da sie Unkrautvernichtungsmittel auf der Basis von Glufosinat und Glyphosat toleriert. Die Zulassung folgt dem günstigen wissenschaftlichen Urteil der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die es für unwahrscheinlich hält, dass Glyphosat eine krebserregende Wirkung für den Menschen hat, und sich darauf beschränkt hat, weitere toxikologische Tests für die Sicherheit während der Kontrollen der Glyphosatrückstände in den Lebensmitteln vorzuschlagen. Die Zulassung des von Monsanto entwickelten glyphosattoleranten GVO-Mais NK603xT25 berücksichtigt auch nicht die Analyse des Krebsforschungszentrums der Weltgesundheitsorganisation, die Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für den Menschen eingestuft hatte.
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