Ein zukunftsgerichteter EU-Eiweißplan erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, so Slow Food

18 Okt 2018

Anlässlich der Präsentation eines EU-Eiweißplans bei der High-LevelKonferenz in Wien Ende November fordert Slow Food die Europäische Kommission auf, der Garantierung einer nachhaltigen Versorgung an Eiweißpflanzen für die menschliche Ernährung höchste Priorität einzuräumen und diesbezüglich alle kritischen Aspekte, auf die die Zivilgesellschaft hingewiesen hat, zu berücksichtigen. Slow Food erkennt an, dass ein neuer Eiweißplan Europa Chancen eröffnen könnte, allerdings nur, wenn darin auch die Problematiken der intensiven Tierzucht und andere Möglichkeiten einer diversifizierten Eiweißproduktion Berücksichtigung finden.  Es besteht die Gefahr einer zunehmenden Marginalisierung von Kleinerzeugern.

Beim abschließenden Experten-Workshopder Europäischen Kommission nahm Slow Food die Gelegenheit wahr, seine Position zum Eiweißplan zu erläutern und betonte die Wichtigkeit, den Anbau lokal angepasster Hülsenfrüchtesorten, die in Europa noch kultiviert werden, zu entwickeln und zu fördern, statt sich auf eine Erweiterung des Sojaanbaus zu konzentrieren.

Laura Solinas, Koordinatorin der Hersteller einer der Hülsenfrüchte aus dem Netzwerk SlowBeans, die Slow Food bei dem Workshop vertreten hat, betonte, dass es überwiegend Kleinerzeuger sind, die einige der traditionellen und lokal angepassten Hülsenfrüchte Europas vor dem Verschwinden bewahren. „Es besteht die konkrete Gefahr,  dass Kleinerzeuger von hochwertigen Hülsenfrüchten bei der aktuellen Debatte keine Berücksichtigung finden, weil sie in wirtschaftlicher Hinsicht nicht als effizient betrachtet werden.”  Solinas merkte an, dass so „die Nutzen, die solche Hülsenfrüchte für das lokale Ökosystem und die Artenvielfalt bedeuten, komplett vernachlässigt würden.“

Die Organisationen Europäische Koordination Via Campesinaund Eco Ruralisveröffentlichten kürzlich einen Bericht, der offenlegt, welche Bedrohung  die Sojaproduktion für die Kleinerzeuger in ganz Europa darstellt. Der Bericht lenkt die Aufmerksamkeit auf die zunehmenden Investitionen westlicher Konzerne der Agrarwirtschaft in landwirtschaftliche Nutzflächen in Mittel- und Osteuropa.

Diese Investitionen schaffen vor Ort keinen wirklichen Nutzen und bergen die Gefahr, „Kleinbauern und Familienbetriebe noch stärker zu marginalisieren.”

Breiter gefasste Lösungsansätze für einen Eiweißplan

In Reaktion auf die Stakeholder-Befragung – Ein Eiweißplan für Europaäußerte Slow Food seine Sorge, dass ein derzeitiger Proteinplan für Europa nicht die intensive Tierhaltung in Frage stellen könnte, die die Ursache für die Erhöhung des Bedarfs an Eiweißpflanzen in der EU darstellt. Slow Food ist der Überzeugung, dass eine Reduzierung der EU-Produktion von tierischen Erzeugnissen die Nachfrage nach Eiweißpflanzen erheblich senken würde.

Der Großteil von Sojabohnen in der EU findet in der Viehwirtschaft Verwendung. Rund vier Fünftel der Sojabohnen wird importiert, hauptsächlich aus Lateinamerika. Die hohe Nachfrage an Sojabohnen aus der EU führte in Folge zu Landzerstörung und Degradation in den wichtigsten Exportländern von Sojabohnen.

Slow Food und weitere Organisationen der Zivilgesellschaft haben dem EU-Kommissar für Landwirtschaft Phil Hogan vor einiger Zeit einen Briefübergeben, der eine Liste von Empfehlungen für den EU-Eiweißplan und die neue GAP-Reform enthält.

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