Die Zukunft von Slow Food als das Thema bei Slow Food Nations: Junge Leader als Stimmführer des Wandels
24 Jul 2019
Wo liegt die Zukunft von Slow Food? Um diese Frage drehte sich alles bei der Intensivtagung und den Diskussionen auf dem Leader Summit der Slow Food Nations 2019. Ziel der Veranstaltung, zu der sich mehr als 350 Slow-Food-Aktivisten aus verschiedensten Staaten der USA sowie Gäste aus Uganda, Kenia und Burkina Faso einfanden, war es, die lokalen Communities genauer unter die Lupe zu nehmen und eine Verbindung mit der nationalen und globalen Bewegung herzustellen, die nach guten, sauberen und fairen Lebensmitteln für alle strebt. Ein kleiner Moment des Innehaltens – ein großer Schritt nach vorn!
In letzter Zeit häufen sich in den Nachrichten die alarmierenden Meldungen darüber, wie schlecht es um die Zukunft unseres Planeten steht: Wir haben nur noch 10 Jahre Zeit, die Erde vor dem drohenden Kollaps zu bewahren. Doch wie kann Slow Food dazu beitragen, das Ruder herumzureißen? Indem wir uns auf einen einfachen und doch in höchstem Maße ausschlaggebenden Einflussfaktor besinnen: Nahrung. Welch bedeutende Rolle dieser Aspekt spielt, ist auch an den von der UN-Generalversammlung für das Jahr 2020 gesteckten Zielen für Nachhaltige Entwicklung abzulesen. Denn all diese Ziele haben einen gemeinsamen Nenner: Nahrung! Was Slow Food bereits seit 30 Jahren zum Thema macht, hat nun endlich auch auf offizieller Seite Gehör gefunden. Ein kürzlich von den Vereinten Nationen veröffentlichter Bericht legt dar, dass im Jahr 2018 noch immer mehr als 820 Millionen Menschen auf der Welt Hunger leiden mussten. Und Schätzungen zufolge haben über 2 Milliarden Menschen nicht regelmäßig Zugang zu sicheren, nahrhaften und ausreichenden Lebensmitteln. Kurzum: Es wartet jede Menge Arbeit auf uns. Doch so alarmierend die Situation auch ist, es gibt auch eine gute Nachricht: Slow Food.
Bei diesem Grundgedanken haben die teilnehmenden Delegierten angesetzt. Jeder von ihnen hat eigene Ideen und Vorschläge in die Diskussion zur Zukunft der Bewegung miteingebracht. Den Auftakt der Tagung bildete ein grundlegender Gedankenaustausch zu Tradition und Innovation mit Alice Waters (Vizepräsidentin von Slow Food International, Köchin, Autorin und Lebensmittelaktivistin aus Berkeley, Kalifornien), Ron Finley (aus Los Angeles, besser bekannt unter dem Namen „Gangsta Gardener”) und Paolo Di Croce (Generalsekretär von Slow Food International). Im Gespräch wurde die überragende Arbeit von Slow Food betont, und dass jeder einzelne von uns das Recht und die Pflicht hat, das derzeitige Lebensmittelsystem durch alltägliche Handlungen, wie unsere Ernährungsentscheidungen, zu verändern. Die Delegierten von den Turtle Islands , die fest zur Slow-Food-Bewegung gehören, teilten ebenfalls ihre Strategien und Überlegungen zur Zukunft der Bewegung. Die Debatte wird im kommenden Oktober im Rahmen von Indigenous Terra Madre Asia & Pan-Pacific in Ainu Mosir (Japan) fortgeführt und vertieft.
„Die Vision, die Slow-Food-Aktivisten für die Zukunft immer im Hinterkopf behalten sollten, ist und bleibt: gute, saubere und faire Lebensmittel für alle”, so Paolo di Croce. „Slow Food braucht neue Communities, neue Verbündete und neue Freundschaften auf lokaler Ebene, um die notwendige Vielfalt zu schaffen, die langsam aber stetig, Schritt für Schritt, zum Wandel des Lebensmittelsystems auf globaler Ebene führt.” Die Schlussbemerkungen am Ende des Tages machten noch einmal deutlich, dass die Bewegung in Zukunft diesen Kurs einschlagen muss. Insbesondere mit Hilfe der beiden jungen Führungspersonen John Kariuki aus Kenia und John Kiwagalo aus Uganda. Sie verleihen der Bewegung eine Stimme, die der Hingabe und dem Enthusiasmus Ausdruck verleiht, durch die konkrete positive Ergebnisse in ihren Heimatländern erzielt werden konnten.
Die große Stärke von Slow Food: Wir sind überall. Es mag sein, dass die Großkonzerne die größten Kommunikationskanäle kontrollieren. Slow-Food-Aktivisten hingegen können sich direkt an die Menschen auf der ganzen Welt wenden, und ihnen ihre Leidenschaft, ihre Geschichten und ihr Engagement näher bringen, und erklären, warum Slow Food unverzichtbar für die Zukunft unseres Planeten ist. Wir können die Welt verändern, einen Menschen nach dem anderen. Slow Food kennt bereits die Schlüsselfaktoren für einen Wandel zum Guten, und wir arbeiten nach Kräften an diesem Wandel. Wir setzen auf die richtige Botschaft, ein Netzwerk aus nachhaltigen mittelständischen Erzeugern, bewusst handelnde Menschen (in ihrer Funktion als Konsumenten) und nachhaltige Ernährungspolitik. Denn nur ein Erfolg auf ganzer Linie – auf all diesen Kanälen – beschert uns eine sichere Zukunft.
Eine der bedeutendsten Aktivitäten von Slow Food ist die Ernährungsbildung in Schulen. Durch die Bildung der jungen und jüngsten Generationen bringen wir die Leader von morgen hervor. Und Slow Food braucht aufstrebende junge Führungspersönlichkeiten, die das Ruder in die Hand nehmen und sich Gehör verschaffen wollen, um ein immer nachhaltigeres Ernährungssystem zu schaffen.
Und wie ist es um die Zukunft von Slow Food in den Vereinigten Staaten bestellt? Insbesondere braucht Slow Food ein größeres und stärkeres Netzwerk, in dem alle am selben Strang ziehen, um konkrete Projekte und Aktionen ins Leben zu rufen. Das bekräftigt auch Anna Mulé, Executive Director von Slow Food USA: „Slow Food muss hier in den Vereinigten Staaten zu einer einzigen starken Verbindung heranwachsen. Slow Food ist alles andere als Silodenken: Slow Food ist jeder einzelne US-Ortsverband. Und wir müssen eng zusammenarbeiten, damit die Reise hin zu einer stärkeren Bewegung beginnen kann. Bevor wir den Anker lichten, müssen wir unsere Führungsqualitäten weiter ausbauen und an unseren Projekten feilen. Erst dann kann Slow Food seine Segel setzen und mit voller Kraft nach neuen Leuten Ausschau halten. Und wir haben derzeit junge, äußerst vielversprechende Multiplikatoren mit an Bord, dank denen das SFYN-Netzwerk ab heute offiziell Kurs auf die Vereinigten Staaten nimmt.“
In zehn Jahren können wird dankbar dafür sein, unsere Gewohnheiten geändert und zur Rettung der Welt beigetragen zu haben, oder wir können bedauern, die Alarmglocken nicht gehört zu haben. Dabei ist es so einfach, unseren Teil zum Wandel beizutragen, indem wir jeden Tag genau überlegen, was auf den Tisch kommt: Lokale und saisonale Produkte bei Erzeugern vor Ort und auf Märkten einkaufen. Neugierig sein. Fragen stellen. Das ist doch ein Kinderspiel. Slow Food lässt sich nicht von diesem Kurs abbringen, und – wie heute jemand so schön sagte – Slow Food ist Freiheit… Slow Food ist Leben!
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