Die Slow Food Communities: ein weltweit einzigartiges Netzwerk wird Wirklichkeit

23 Apr 2019

Slow Food glaubt seit jeher an die positive Kraft von Synergieeffekten: Um das Nahrungsmittelsystem in seinen Grundzügen zu beeinflussen, war es für die Bewegung unerlässlich, unterschiedliche Einflüsse aufzunehmen, neue Wege einzuschlagen und den vielfältigen Stimmen innerhalb der Bewegung Gehör zu schenken.

Deshalb war es beim Kongress von Chengdu ein ganz natürlicher Schritt, diese kontinuierliche Weiterentwicklung auch auf die Struktur der Bewegung anzuwenden, die durch die Kombination aus Engagement und gemeinsamen Idealen so viele Projekte zum Schutz der Biodiversität ins Lebens gerufen hat. Das war der Grundgedanke zur Gründung der Slow Food Communities, elementaren Knotenpunkten des internationalen Terra-Madre-Netzwerks und Triebkräften für die Zukunft – nicht nur der Bewegung. Seit jeher haben die lokalen Gemeinschaften den Wandel, den Wiederaufschwung, wenn nicht sogar die Erneuerung der Wirtschaft bedingt. Sie sind in der Lage, sich an unterschiedlichste Situationen anzupassen und zeigen damit die Fähigkeit, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern.

„Wir müssten von den Pflanzen lernen: Sie sind ein Beispiel für harmonisches Zusammenleben und die Fähigkeit, Probleme zu lösen“, – erklärt Stefano Mancuso, Pflanzenforscher an der Universität Florenz und Referent beim Internationalen Kongress von Chengdu. „Eine Pflanze ist nichts ohne die Gemeinschaft um sie herum, sie kann sich nicht weiterentwickeln.”

Das trifft auch auf menschliche Wesen zu. Und genauso auf Slow Food.

Die Herausforderungen in Zusammenhang mit dem Nahrungsmittelsystem und dem Umweltschutz werden immer komplexer und dringender. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um neue und einfachere Formen des Zusammenschlusses zu finden, die dazu beitragen können, die Philosophie von „gut, sauber und fair” weiter zu verbreiten. Die Slow Food Communities sind eine Antwort auf diese Herausforderungen. Sie liefern den deutlichen Beweis, dass das Netzwerk der lokalen Gemeinschaften, das seit jeher prägend für die Bewegung war, wirklich ein globales Netzwerk ist, das die ganze Welt umfasst und gemeinsam mit ihr einen positiven Wandel auslöst.

Auf der ganzen Welt gibt es immer mehr Slow Food Communities. Jede davon setzt sich bewusst dafür ein, nicht nur die Existenz der eigenen Gemeinschaft zu verbessern, sondern auch die Biodiversität vor Ort zu schützen, unserem Planeten eine nachhaltige Zukunft zu garantieren und schließlich die Botschaft von Slow Food zu bekräftigen. Nachfolgend stellen wir einige davon vor und freuen uns, sie beim nächsten internationalen Kongress 2020 kennenzulernen, wo wir wieder alle gemeinsam zeigen können: Sie sind Giganten, aber wir sind viele!

Synergieeffekte des lokalen Netzwerks zum Schutz von lokalem Saatgut

Slow Food Community der Nutzgärten von Vhembe (Südafrika)

Diese Gemeinschaft mit mehreren hundert Mitgliedern ist bereits seit diversen Jahren im Rahmen des Projekts der Zehntausend Nutzgärten für Afrika aktiv und legt Gemüsegärten für Familien und Schulen im Bezirk Vhembe an. Eine der wichtigsten Tätigkeiten der Gruppe ist die Auswahl und Lagerung des lokalen Saatguts. Dazu wurden echte kleine Samenbanken geschaffen. Durch Initiativen wie diese und die Durchführung von Workshops und Konferenzen zu Themen rund um Agrarökologie schützt die Gruppe nicht nur die indigene Kultur, sondern auch die örtliche Biodiversität. Die in den Gemüsegärten angebauten Produkte dienen dem Eigenbedarf der Gemeinschaft oder werden auf dem Bauernmarkt des Bezirks verkauft. width=

Schutz der biologischen Vielfalt der Meere durch verantwortungsvollen Konsum

Slow Food Community für nachhaltige Fischerei von Bocachica (Kolumbien)

Die im Rahmen des Projekts Slow Fish Caribe entstandene Gemeinschaft von Bocachica ist die erste Slow Food Community in Kolumbien. Unter Leitung von Slow Food Cartagena hat eine Gruppe von Fischerinnen und Fischern, traditionellen Köchen und örtlichen Lebensmittelerzeugern entschieden, sich zusammenzuschließen, um ihrer Region durch den Schutz der Biodiversität und die Förderung von verantwortungsvollem Konsum  neuen Wert zu verleihen. Die Gemeinschaft besteht aus über hundert Mitgliedern, die sich aus Fischerkonsortien, Verbänden weiblicher Unternehmerinnen und einer Produktionseinheit des nationalen Bildungsdienstes (SENA) zusammensetzen. Sie organisieren Workshops für Konsumenten und Fischer, Verkostungen und Veranstaltungen, insbesondere um den Dialog mit den Institutionen über den Schutz des karibischen Ökosystems voranzutreiben.

(https://www.slowfood.com/es/en-bocachica-se-creo-la-primera-comunidad-de-pesca-sostenible-de-colombia/) width=

Die erste Gemeinschaft des indigenen Netzwerks auf den Philippinen

Slow Food Community Kalinga di Pasil (Philippinen)

Es ist die erste indigene Slow Food Community auf den Philippinen. Nach über zehnjähriger Zusammenarbeit mit dem Verein hat die Gemeinschaft der indigenen  Kalinga jetzt offiziell ihren Platz in der internationalen Slow-Food-Familie gefunden, wodurch die kulinarische Vielfalt und Kultur dieser Ethnie neues Gewicht bekommt. Die über 138 Mitglieder der Gemeinschaft setzen sich für den Schutz des Ökosystems und des lokalen gastronomischen Erbes in. Auf terrassenartigen Feldern in Höhenlagen bauen sie verschiedene Reissorten an, darunter die Sorte Chong-ak (seit 2009 ein Passagier der Arche des Geschmacks und aktuell in Vorbereitungsphase zur Gründung eines Presidio) oder die Sorte Unoy, die dem Verband der weiblichen Reisbäuerinnen –  der Unoy Pasil Terrace Association – seinen Namen gibt. Diese Frauen, die Mitglieder einer eigenen Slow Food Community sind, gehören zu den wichtigsten Hüterinnen der traditionellen Kenntnisse über die Auswahl und Lagerung des Saatguts. width=

Eine solide kulturelle Basis aufbauen, um im Alltag positive Veränderungen zu bewirken

Slow Food Community zur Geschmacks- und Ernährungsbildung Etnea (Italien)

Informieren, weiterbilden, Hintergründe erzählen, Informationen verbreiten und eine solide kulturelle Basis legen, um im Alltag eines jeden Mitglieds – und damit auch in seiner jeweiligen Gemeinschaft – positive Veränderungen zu bewirken. Das ist das Hauptziel dieser sizilianischen Gemeinschaft mit 29 Mitgliedern, die es durch die Valorisierung der immensen Biodiversität und der lokalen Kultur von Etnea geschafft hat, ein Netzwerk aus Studierenden, Lehrenden, Erzeugerinnen und Erzeugern, Köchen, Verbrauchern und Institutionen aufzubauen. Zu den wichtigsten Aktivitäten gehören Lernforen, Geschmacks-Workshops, Treffen mit Lebensmittelerzeugern, Informationsveranstaltungen und Events, bei denen die Familien gemeinsam kochen und essen. width=

Geschmacksbildung und Sensibilisierung der Konsumenten

Slow Food Community zur Geschmacksbildung und Sensibilisierung in Moskau (Russland)

Diese Gemeinschaft besteht aus 10 Personen und gehört seit 2004 zum Terra-Madre-Netzwerk. Ihr Hauptziel ist die Sensibilisierung der Konsumenten und der Erhalt der gastronomischen Traditionen, ein besonderer Fokus liegt auf Geschmacks- und Ernährungsbildung von Kindern und Jugendlichen durch die diversen Slow-Food-Projekte. Zu den Haupttätigkeiten gehört die Schaffung eines vielschichtigen Bildungsprogramms für groß und klein. Ziel dabei ist es, den Konsumenten zu ermöglichen, immer bewusstere Ernährungsentscheidungen zu treffen, nicht nur durch die Auswahl von guten, sauberen und fairen Produkten, sondern auch durch den Schutz der lokalen Biodiversität.

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Eine Gemeinschaft zur Förderung von nachhaltigem Tourismus nach den Prinzipien gut, sauber und fair

Slow Food Community zum Erhalt des lokalen kulinarischen Erbes (Rumänien)

Diese Gemeinschaft konzentriert sich vorrangig auf die Valorisierung der Region und ihrer Biodiversität durch die Entwicklung eines  umweltfreundlichen und bewussten Tourismusmodells, das die Prinzipien gut, sauber und fair  einhält und das gastronomische und kulturelle Erbe rund um den Ort Viscri schützt. Die 10 Mitglieder des Netzwerks beschäftigen sich hauptsächlich damit,  in diesem Teil Transsilvaniens traditionelle Produkte zu katalogisieren, zu fördern und zu schützen, sowie Projekte in Zusammenarbeit mit handwerklichen Erzeugerinnen und Erzeugern, Bauern und Köchen voranzutreiben. Sie organisieren Führungen und Geschmacks-Workshops und vernetzen sich mit den anderen lokalen Gemeinschaften, um die Bürger wieder für die enorme Vielfalt lokaler Produkte, die den wahren Reichtum der Region ausmachen, zu sensibilisieren.

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https://www.slowfood.com/our-network/slow-food-communities/

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