Der regionale Wundergarten
17 Aug. 2015


Vor ein paar Tagen haben unsere Mailänder Gemüsegärtner die Fotos einer wunderbaren Ernte geschickt: Zwiebeln mit einer dunkelroten Schale und leicht gedrückter Form. Es sind die roten Zwiebeln aus dem norditalienischen Breme (bei Pavia), die zusammen mit anderen einheimischen Gemüsesorten aus der Lombardei die Beete in unserem essbaren Garten bevölkern…
Die rote Zwiebel aus Breme hat uralte Ursprünge, und ihre Besonderheit ist die Anbaukette, bei der keine mechanischen Geräte vorgesehen sind: Das Eggen erfolgt von Hand oder mit dem Einachsschlepper, um den Boden von Unkraut frei zu halten. Das Saatgut wird direkt von den Erzeugern aus den besten Zwiebeln gewonnen, die Ende Juni geerntet wurden. Die Merkmale dieser Sorte sind der süßliche Geschmack, die knackige Konsistenz und die gute Verdaulichkeit. Die Zwiebel aus Breme war in den 80er Jahren vom Aussterben bedroht, da sie weniger einträglich ist als andere Sorten, aber es sind kleine, jedoch signifikante Anzeichen eines Aufschwungs erkennen: So findet zum Beispiel am zweiten und dritten Sonntag im Juni in der Kleinstadt ein Erntefest statt, wo die frischen Zwiebeln und Produkte daraus wie Chutney, Senffrüchte, Torten, Eis und süßsauer eingelegte Zwiebeln verkauft werden…
Eine andere lokale Art, die in unserem Garten im wörtlichen Sinne hervorragt, ist der dornige Mais aus Gandino, der in der Umgebung von Bergamo angebaut wird. Der vegetative Zyklus dauert 120-130 Tage, in denen die Pflanze 2 m hoch wird. Die zylinderförmigen Kolben sind 20-25 cm lang, die Körner sind in 14-16 Reihen angeordnet, der innere Schaft ist rötlich. Die Körner sind orange-gelb und glasig, am äußeren Teil haben sie eine konische Spitze nach oben, die “Dorn” genannt wird – daher der Name dieser Sorte. Der dornige Mais aus Gandino eignet sich gut für den Anbau in Hügelgebieten oder Bergausläufern und für den biologischen Anbau, und die Körner können – im Unterschied Hybridmais – als Saatgut verwendet werden. Die Maiskolben werden von Hand geerntet, um befallene oder verfaulte Kolben und Karyopsen aussortieren zu können, und kann beim Erreichen der physiologischen Reife beginnen: Diese ist erkennbar, weil eine schwarze Schicht an der Spitze der Karyopse auftritt.
Und dann die Bohnen: die Sorte aus Gambolò, eine Borlotto-Art, die im Gebiet der Gemeinden Vigevano, Mortara, Gambolò und Umgebung angebaut wird, und die aus Brebbia, um die herum sich eine Lebensmittelgemeinschaft von Kleinbauern gebildet hat, die zusammen mit dem Convivium Varese eine eigene Produktionsvorschrift erarbeitet haben. Auch die Gemüsepaprika aus Voghera mit ihrer gelben oder orange-gelben Farbe und dem feinen, kaum wässrigen, konsistenten Fruchtfleisch dürfen nicht fehlen; sie lässt sich auch gut transportieren und einlegen, vor allem in Essig. Der Geschmack ist sehr mild, angenehm und fein mit der typischen, aber nicht penetranten Nuance der Paprika. Anfang der 50er Jahre hat eine Krankheit die kommerzielle Produktion unterbrochen, und erst 2006 wurde das wieder gefundene Saatgut selektioniert und man begann erneut, kleine Mengen der Paprika anzubauen.
Und schließlich sind auch der Berrettina-Kürbis und der Bertagnina-Kürbis zu nennen, eine traditionelle Sorte aus Dorno bei Pavia. Die Farbe reicht von Salbeigrün bis grau, die Schale ist sehr glatt und eben. Die untere Falte hat zwei oder drei Vorsprünge, mit denen der Kürbis wie ein Bauernhut aussieht, deshalb wird er Bertagnina genannt: Im Dialekt in Dorno heißt der Hut nämlich bartò, daraus wird das Adjektiv bartagnena und auf Italienisch bertagnina abgeleitet.
Aber das ist längst nicht alles: In unserem Garten finden Sie eine enorme Vielfalt! Auberginen, Zucchini mit ihren Blüten, Heilkräuter, Blumen und – natürlich auch – die tägliche Pflege und Aufmerksamkeit, denn erst dadurch werden die lokalen Arten – deren Saatgut von Jahr zu Jahr von erfahrenen Landwirten ausgewählt wird, die nur die besten Exemplare nutzen – zu den wahren Prachtstücken in unserem Wundergarten!
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