Das neue internationale Netzwerk Slow Cheese will Rohmilcherzeuger in aller Welt unterstützen
11 Dez. 2017

Dies ist das erste wichtige Ergebnis vom „Stand der Rohmilch“, dem Treffen, zu dem im Rahmen der Cheese (in Bra im September 2017) über 350 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern kamen. Slow Food schlug dabei vor, ein Netzwerk aus Käsern, Züchtern, Affineuren, Fachleuten, Veterinären, Forschern, Journalisten, Aktivisten und einfachen Käseliebhabern aufzubauen: Dieses weltweite Netz soll sich vor allem dafür einsetzen, dass die Produktion von Rohmilchkäse in allen Ländern der Welt erlaubt wird.
Die Europäische Union lässt die Produktion von Rohmilch zu, aber nicht alle Länder haben die Gemeinschaftsvorgaben angemessen umgesetzt. Es fehlt nämlich eine verbreitete Kultur, die den Wert der Rohmilch als entscheidendes Element anerkennt, um Qualität zu produzieren und die Käserei-Identität zu schützen. Auch die Herkunftsbezeichnungen enthalten diese Anforderung häufig nicht, sie verbieten sogar manchmal Käsern, die Rohmilch verarbeiten, die Verwendung des historischen Namens. Der deutlichste Fall ist der englische Stilton, für den Slow Food ein Presidio aufgebaut und zu einer Unterschriftensammlung aufgerufen hat.
Außerhalb Europas ist die Situation noch schlechter. Von den USA bis Australien ist die Rohmilchproduktion verboten oder mit tausend entmutigenden Einschränkungen erlaubt, gilt aber fast immer nur für Käse mit über 60 Tagen Reifezeit.
Das Netzwerk „Slow Cheese“ entsteht, um bei Bedarf die Energie und das Engagement von tausenden Kämpfern aktivieren zu können: um eine Petition zu verbreiten, um Gesetzesänderungen vorzuschlagen, um Erzeuger in Schwierigkeiten in verschiedenen Ländern zu unterstützen, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen.
Außerdem ist es ein Instrument, um ein präzises Produktionsmodell zu fördern und zu verbreiten. Die Verwendung von Rohmilch ist zwar das Hauptthema, aber sie ist an viele andere Aspekte gebunden und Ausdruck einer handwerklichen Produktion in kleinem Maßstab.
Die ersten Themen für das Netzwerk gingen aus den Beiträgen von einigen Delegierten beim „Stand der Rohmilch“ hervor, und zwar in Kürze:
- Die Sensibilisierung der öffentlichen Behörden, damit die Gesetze, die Sicherheit und Hygiene für die Produktion garantieren sollen, auch kleine lokale Betriebe und traditionelle Produkte berücksichtigen, die es zu schützen gilt. Dazu erzählte Débora de Carvalho Pereira bei dem Treffen, dass in Brasilien die kleinen Rohmilchproduktionen ständig in Schwierigkeiten sind – eine solche Situation ist auch in den Balkanländern oder in Australien bekannt, wie aus der Erfahrung von Kris Lloyd hervorging.
- –Beseitigung der industriellen Fermente, die alle Käsesorten gleichschalten und ihre biologische Vielfalt beeinträchtigen. Sie verbreiten sich immer mehr und werden nicht nur von der Industrie, sondern auch von vielen Kleinerzeugern verwendet. Viele von ihnen (wie der Kubaner Kent Ruiz) haben um Hilfe gebeten, um darauf zu verzichten und alternative Wege zu erproben.Schutz für die Weiden und die Bodenfruchtbarkeit sowie für die Arbeit, um die Tierhaltung zu verbessern. Denn gute, gesunde Milch beginnt beim Gras und beim Tierwohl.
Aus der ersten Begegnung gingen auch interessante soziokulturelle Anregungen hervor, zum Beispiel der Wunsch, eine Käse-Identität in den Ländern zu finden, deren Produktionstradition noch jünger ist und häufig von Kolonialherren eingeführt wurde (so im Fall von Südafrika, von dem der Delegierte Brian Dick berichtete, aber auch bei brasilianischen Käsesorten usw.).
Es gibt viele Ideen, und Slow Food erwartet Anregungen und Wünsche aus dem Netzwerk: sowohl von Einzelpersonen als auch von den kollektiven Zusammenschlüssen. Dazu gehören die Koalition Oldways, die bei dem Treffen von Carlos Yescas vertreten wurde – sie arbeitet seit langem mit Slow Food an Projekten, Kommunikation und Forschung zusammen und leistet eine wertvolle Sensibilisierung in den USA, Mexiko und anderen Ländern –, und das Netzwerk FACE, das in Europa Projekte und Initiativen zur Unterstützung der kleinen handwerklichen Erzeuger von Schweden bis Spanien koordiniert und bei der Cheese von der Vizepräsidentin Remedios Carrasco vertreten wurde.
Schließen Sie sich also zahlreich dem Netzwerk Slow Cheese an – viel Arbeit wartet auf uns. Und denken Sie an die Botschaft von Terra Madre: Sie haben die Macht, aber wir sind viele!
Wer am Netzwerk teilnehmen, die Mitteilungen erhalten oder Vorschläge einsenden will, kann sich per E-Mail melden bei: [email protected] *
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