Das nach jahrhundertealten Traditionen gebraute Umqombothi-Bier wird Passagier der Arche des Geschmacks

14 Feb. 2017

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Der 4.000 Passagier der Arche des Geschmacks, des internationalen Katalogs der vom Aussterben bedrohten Lebensmittel von Slow Food, kommt vom Volk der  Xhosa aus Südafrika. Es handelt sich um ein handgebrautes Bier namens Umqombothi, das einen wichtigen Meilenstein für das Projekt von Slow Food darstellt.

 

 
Schon diverse Jahrhunderte bevor handgebrautes Bier in aller Munde war, braute das Volk der Xhosa sein eigenes Bier aus lokalen Zutaten und unter Verwendung von Werkzeugen, die in ihrer Heimatregion hergestellt wurden.

Die Xhosa wanderten von der Region der Großen Seen in Zentralafrika in Richtung Süden und wurden am Ostkap sesshaft. Sie sicherten ihr Auskommen hauptsächlich durch Viehzucht, hielten aber auch Ziegen, Schafe und Geflügel. Der landwirtschaftliche Anbau des Volkes konzentrierte sich auf Sorghum, Hirse, Kürbis, Bohnen und Mais.

Als Ende des 18. Jahrhunderts europäische Siedler in diese Region kamen, brachen zwischen ihnen und den Xhosa Kriege um landwirtschaftliche Nutzflächen und Wasser aus. Die Kriege dauerten über hundert Jahre an und im Laufe der Zeit wurden die Xhosa immer ärmer, bis sie schließlich in städtische Räume zogen, um dort Arbeit zu suchen. In Folge verloren viele junge Xhosa den Kontakt zu ihren Wurzeln und entwickelten eine Vorliebe für einen städtischen Lebensstil und Fast Food, was zu gesundheitlichen Problemen wie Fettleibigkeit und Diabetes führte.

Umqombothi ist ein traditionelles Bier der Xhosa, hergestellt aus einer Kombination aus Maismehl,  geschrotetem Getreidemalz und Sorghummalz, Hefe (traditionellerweise gewonnen aus der Futterwurzel der Pflanze Moerwortel, Glia gummifera) und Wasser. Das Bier ist trüb und hellbraun, mit einer durch den Mais dicklichen und cremigen Konsistenz. Der Geschmack ist sehr aromatisch und entschieden säuerlich.

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Umqombothi-Bier wird nach traditionellen Rezepten gebraut, die von Region zu Region etwas unterschiedlich sind. Die Xhosa filtern die vergorene Maische durch ein rohrförmiges Sieb aus geflochtenem Gras namens Intluzo.

Zu Herstellung der Siebe werden viele grasartige Seggenhalme sorgfältig vorbereitet und strangweise miteinander verflochten. Diese Tätigkeit wird nur von älteren Menschen durchgeführt, die dabei jahrhundertealte Techniken anwenden. Es ist ein kompliziertes und zeitaufwendiges Unterfangen, das man nur mit großer Geduld erlernt und anderen vermittelt. Die jüngeren Generationen sind nicht immer willens, dieses Handwerk zu erlernen, weshalb es Gefahr läuft, auszusterben. Das könnte dazu führen, dass das Know-How verschwindet, wie man Bier auf traditionelle Art braut. Besagtes Intluzo war in einem traditionellen Haushalt der Xhosa ein sehr wichtiger Gegenstand, der beispielsweise einem frischvermählten Paar als Hochzeitsgeschenk gegeben wurde. Leider sind heute industriell gefertigte Metallsiebe viel gängiger.

Umqombothi-Bier spielt in kultureller, sozialer und spiritueller Hinsicht eine sehr wichtige Rolle. Man verwendet es zur Feier, wenn die jungen Männer nach ihrer Initiation und der rituellen Beschneidung nach Hause zurückkehren, was in der Xhosa-Kultur als Abakwetha bekannt ist. Aber das Getränk gehört auch zum Prozess der Kontaktaufnahme mit den Vorfahren (Amadlozi) und ist wichtiger Bestandteil vieler zentraler Ereignisse und Feierlichkeiten wie Hochzeiten, Beerdigungen und Iimbizos (traditioneller Zusammenkünfte).

Weitere Produkte der Xhosa, die in die Arche des Geschmacks aufgenommen wurden, sind die Xhosa-Ziege vom Ostkap, das Nguni-Rind sowie eine regionale Sorte des Pilzes Amakhowe. Weitere werden folgen.

Die Arche des Geschmacks von Slow Food lenkt die Aufmerksamkeit auf traditionelle Lebensmittel, die vom Aussterben bedroht sind. Es besteht die Hoffnung, dass dadurch alle Südafrikaner ermutigt werden, sich wieder mehr für ihre traditionellen Esskulturen einzusetzen und diese wertzuschätzen.

Wenn Sie weitere Informationen zur Arche des Geschmacks erhalten oder ein Produkt nominieren möchten, klicken Sie bitte hier.

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