Das Gold Der Khasi

12 Feb 2016

Khasi-mandarin

 

 

 

 

 

Phidarliin Uriah

 

Einem alten Brauch zufolge hat eine Mandarine bei den Khasi die Kraft, den Zorn zu vertreiben. Wenn man jemanden beleidigt hat, ist es das dieser Denkweise entsprechend Beste, der beleidigten Person diese Frucht zu schenken.

 

10000 Stufen bis zur Hauptstraße

Die Khasi-Mandarine oder Citrus reticulata ist süßer, fleischiger und saftiger als ihre herbere Cousine, die Orange, mit der sie allerdings oft verwechselt wird. Sie ist in der Gegend unter dem Namen soh-niamtra bekannt und findet sich nur im Bundesstaat Meghalaya, wo sie überwiegend auf den steilen, aber noch nicht bergigen Böden an der Grenze zwischen Indien und Bangladesch wächst.

Anfang September, wenn die ersten Temperatureinbrüche kommen, beginnen die Früchte zu reifen, und die meisten werden auf eine lange, beschwerliche Reise geschickt – bis zu den Markten in Dörfern wie Mawphu, Tmar, Pyndengmawlieh und Nongnah. Verpackt in geflochtenen Bambuskörben werden sie auf und über steile Hügel zu den befahrbaren Straßen und dann zu den Märkten gebracht. Bei jeder Reise transportiert ein Träger aus Mawphu eine Last von 90-100 Kilo über 10.000 Stufen: auf dem einzigen Weg, der zur Hauptstraße führt.

Die Khasi-Mandarine ist ein traditionelles Produkt dieses Gebiets und war schon immer ein unverzichtbarer Bestandteil im Alltagsleben der Einheimischen. Es nicht nur ein köstliches Produkt, ohne das der Winter hier unerträglich wäre, sondern auch eine Frucht, die jeder mag und die zudem eine nicht unbeträchtliche Einkommensquelle darstellt.

Ihre kulturelle Bedeutung lässt sich an der Ehrerbietung und Sorgfalt ersehen, mit der die Pflanzen gepflegt und aufgezogen werden. Nur die Samen der kräftigsten Bäume werden aufbewahrt und wieder gepflanzt, und nur die gesündesten Bäumchen werden in die Obsthaine umgesetzt. Die Khasi-Mandarinen Erzeuger, die noch die traditionellen Anbaupraktiken pflegen, sorgen dafür, dass jeder Pflanze besondere Aufmerksamkeit zukommt. Wenn ein Bäumchen aus der Baumschule kommt und an seinen endgültigen Standort umgepflanzt wird, wird die ursprüngliche Ausrichtung im Verhältnis zu den vier Himmelsrichtungen gewissenhaft eingehalten. Außerdem sollen sich Bauer und Pflanze beim Umsetzen immer „von Angesicht zu Angesicht“ gegenüber stehen, weil das Bäumchen sonst nie Früchte tragen wird.

 

Gemeinschaftsgärten

Jede der Gemeinschaften, in denen die Khasi-Mandarine angebaut wird, pflegt besondere traditionelle Techniken für die Konservierung der geernteten Frucht. Einige bewahren sie in Sandlöchern auf, andere oben auf der Feuerstelle in ihren traditionellen Wohnstätten. Und dank dieser Aufbewahrungstechniken hält sich die Khasi-Mandarine bis März, manchmal sogar bis April.

Heute kultivieren die meisten Erzeugerfamilien in ihren eigenen Gärten mindestens 200 Bäume, nur einige wenige Landwirte wie Bah Running Thabah aus Tmar besitzen rund 4000 Mandarinenbäume; sie erwirtschaften ihre nahezu gesamten Einkünfte aus dem Mandarinenanbau.

In bestimmten Gebieten sind ganze Hügelhänge mit Mandarinen bepflanzt und so verwandelt sich die Landschaft in ein wie mit Gold überzogenes Tal.

Alle Menschen, die diese Mandarine anbauen, haben eine tiefe Verbindung zu dieser Frucht, schließlich hängt von ihr das Leben im Winter ab. Mit der Zeit allerdings hat sich diese Bindung gelockert: Dies hat zur einem deutlichen Rückgang der Produktion und sogar der Zahl der tragenden Bäume geführt. Außerdem ist die Pflanze empfindlicher gegen Parasiten geworden und viele Bauern haben eine Verkürzung ihrer durchschnittlichen Lebenszeit festgestellt.

Das Projekt des Slow Food Presidio soll ermöglichen, dass die Khasi-Mandarine wieder zu der wichtigen Kultur in Meghalaya wirden, indem die Landwirte des Gebiets Anreize erhalten, um eine im Veschwinden begriffene Tradition wieder zu verankern.

 

Das Presidio Mandarin Khasi

Das Presidio der Khasi-Mandarine bezieht die lokalen indigenen Gemeinschaften ein, die in den Dörfern Nongbah, Nongkdait, Nongkitieh, der Umgebung von Nongnah sowie in den Dörfern Tmar und Mawphu leben. Die Arbeit hier wird vor allem von NESFAS (North East Slow Food & Agrobiodiversity Society) begleitet; NESFAS ist auch mit der Katalogisierung der lokalen biologischen Vielfalt befasst.

www.nesfas.org

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