Das Fleisch ist schwach, aber die Politik ignoriert es weiter…

29 Nov. 2016

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In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hat der weltweite Fleischkonsum sich verfünffacht: 1950 wurden 45 Millionen Tonnen Fleisch jährlich verzehrt, heute sind es 250 Millionen Tonnen. Nach Schätzungen der FAO wird sich dieser Konsum bis 2050 noch verdoppeln. Diese Zahl allein reicht schon, um erkennen zu lassen, dass eine schon jetzt schwer zu verwaltende Situation in kaum mehr als dreißig Jahren völlig unhaltbar wird. Wenn der Konsum tatsächlich auf das Doppelte steigt, kann keine modellhafte Produktion mehr den steigenden Appetit der Welt befriedigen, sondern nur die intensiven Zuchtbetriebe, die der Ursprung für Umweltzerrüttung, unannehmbare Leiden für die Tiere, immer komplexere Probleme für die menschliche Gesundheit sind.

Fleisch und Klimaerwärmung

Die industrielle Produktion und der Konsum von Fleisch sind entscheidende Aspekte für die Klimaerwärmung. Deshalb hat Slow Food im Appell von Marrakesch zum Klimagipfel COP22 betont, dass diese beiden Aspekte dringend bewältigt werden müssen, wenn man etwas Konkretes für die Gesundheit unseres Planeten tun will. Der immer höhere Fleischkonsum ist für 14,5% der Treibhausgasemissionen verantwortlich, wenn man die ganze Kette vom Anbau der Futterpflanzen bis zum Endkonsum berücksichtigt. Zu den Treibhausgasen kommen andere negative Folgen für die Umwelt: Boden- und Wasserverschmutzung durch Abfall und Ausschuss der Zuchtbetriebe, Überausbeutung der Wasserressourcen, die zur Viehzucht und Bewässerung der intensiven Monokulturen für die Futterproduktion genutzt werden, Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen, um neue Weiden, Felder und Zuchtanlagen zu schaffen.

Tierwohl und menschliche Gesundheit

Die Verbindung zwischen Tierwohl und menschlicher Gesundheit auf der anderen Seite wird immer deutlicher. Vor Kurzem warnte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, dass Antibiotika-Resistenzen sich in vielen Ländern der Welt erhöhen. Wir hatten bereits berichtet, dass eine der Hauptursachen für dieses Phänomen der massive Einsatz von Antibiotika in den intensiven Zuchtfarmen ist. Damit sollen schlechte hygienische Bedingungen, Überfüllung und Stress ausgeglichen werden, die zahlreichen Krankheiten bei den Tieren auslösen.

Der Erde geht es nicht gut, den Tieren geht es nicht gut, dem Menschen geht es nicht gut – und was macht die Politik?

So wird auf der einen Seite immer klarer, dass diese Phänomene eng miteinander verbunden sind und dass die Lösung in einer entschlossenen Umkehr beim Verbrauch – der in der Menge begrenzt werden muss – und bei der Produktion – deren Qualität verbessert werden muss – liegt. Auf der anderen Seite scheint uns jedoch, dass die Reaktion der politischen Organe absolut ungeeignet, wenn nicht sogar eindeutig schädlich ist. Wir fragen uns, wie es sein kann, dass bei einem so wichtigen Treffen zum Thema Klimawandel wie dem Klimagipfel in Marrakesch die Frage der intensiven Produktion und des Verbrauchs von Fleisch vollständig ignoriert wurde. Und wir fragen uns weiter, wie es möglich ist, dass EU-Kommissar Phil Hogan, der all diese Aspekte augenscheinlich ignoriert, dafür wirbt, in den Fleischkonsum auf europäischer Ebene und den von europäischem Rindfleisch auf ausländischen Märkten zu investieren. Zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen haben wir Phil Hogan am 10. November einen Brief geschickt, in dem wir unsere Besorgnis umfassend darlegen. Wir erwarten vertrauensvoll eine Antwort, aber noch mehr möchten wir einen strategischen Wechsel bei europäischen Investitionen sehen.

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In Bezug auf Produktion und Verbrauch ist es mehr denn je notwendig, auf individueller Ebene und als Organisationen der Zivilgesellschaft zu handeln. Aber gleichzeitig muss auch auf politischer Ebene gehandelt werden. Die Kampagne Slow Meat setzt sich dafür ein, wieder ein Gleichgewicht im Produktionssystem und im Verbrauch herzustellen. Weniger Fleisch, aber in besserer Qualität: Für uns ist dies die einzige Lösung.

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