COP24-Slow Food: „Wir fordern klare und verbindliche Regeln für alle Länder und Konsequenzen für diejenigen, die die Vereinbarung nicht einhalten oder davon zurücktreten“

05 Dez 2018

Derzeit findet im polnischen Katowice die Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP24) statt. Bei der Konferenz sollen die Teilnehmer ein gemeinsames „Regelwerk” entwickeln, um die in Paris eingegangenen Verpflichtungen in die Tat umzusetzen.

„Es ist höchste Zeit, dass die COP anerkennt, in welchem Maß das industrielle Lebensmittelsystem Verursacher von Treibhausgasemissionen ist”, so Ursula Hudson, Präsidentin von Slow Food Deutschland und Präsidiumsmitglied von Slow Food International. „Wir wissen, dass die Landwirtschaft und die Landnutzung im weiteren Sinne ein Viertel aller Treibhausgasemissionen weltweit verursachen (IPCC). Bezieht man die Energie ein, die für den Anbau, die Herstellung, den Transport, die Kühlung und die Zubereitung von Lebensmitteln verbraucht wird, erhöht sich der Wert in Europa auf 40%. Die drei größten Fleischhersteller der Welt erzeugen mehr Emissionen als ganz Frankreich und fast genauso viele wie einige der größten Ölfirmen. Wenn diese Konzerne ein Land wären, wären sie der siebtgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen der Welt. Wir müssen unseren Fleischkonsum erheblich reduzieren (zwei Drittel der landwirtschaftlichen Emissionen entstehen bei der Viehzucht) und die marinen Ökosysteme schützen, die große Mengen CO2 binden können. Es ist Zeit, dass die internationale Gemeinschaft diese Daten berücksichtigt. Wir brauchen mutige Politiker, die nicht davor zurückschrecken, Sanktionen gegen Branchen zu verhängen, die die Klimaziele nicht einhalten.

All das muss auf globaler Ebene geschehen und die COP24 ist die beste Gelegenheit dazu. Länder, die die Vereinbarung nicht einhalten, oder davon zurücktreten, müssen in irgendeiner Form von der internationalen Gemeinschaft bestraft werden. Der Klimawandel ist ein Thema, das uns alle angeht. Die Zukunft der Menschheit darf nicht vom kurzsichtigen Egoismus einiger Politiker, die  nach Konsens und Macht gieren, aufs Spiel gesetzt werden.

Der Fall des brasilianischen Amazonas-Regenwalds ist ein gutes Beispiel dafür: Diese riesige grüne Lunge spielt eine grundlegende Rolle für die Regulierung des Klimas und den Schutz der Artenvielfalt.  Die Abholzung der tropischen Wälder und die  Waldschädigung in Folge der landwirtschaftlichen Expansion, die Umwandlung von Grünland, zerstörerischer Holzeinschlag, Waldbrände und weitere Faktoren sind für 11% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich (FAO). In Brasilien gingen in einem einzigen Jahr, von August 2016 bis Juli 2017, 6.624 Quadratkilometer amazonischen Regenwalds verloren (INPE).

„Die Zukunft könnte sogar noch schlimmer sein“, warnt Georges Schnyder, Präsident von Slow Food Brasilien und Präsidiumsmitglied von Slow Food International. „Wenn Präsident Jair Bolsonaro die Versprechen einhält, die er während seines Wahlkampfes gemacht hat (Reduzierung der Umweltschutzmaßnahmen, Abschaffung der Naturschutzgebiete und der Landreserven für indigene Völker, Reduzierung der Sanktionen gegen Umweltverbrechen), könnte das katastrophale Auswirkungen auf das Weltklima haben. Es wäre eine Katastrophe globalen Ausmaßes. Aus diesem Grund fordern wir die COP24 auf, alles dafür zu tun, damit solche verheerenden Politiken nicht in die Tat umgesetzt werden.”

In Polen, dem Gastgeberland der COP24, befinden sich einige der größten Kohlekraftwerke der Welt. Der polnische  Präsident Andrzej Duda unterstrich in seiner Eröffnungsrede der Konferenz von Katowice, dass sein Land eine Energiewende plane und dass Polen bereit sei, seinen Beitrag zum Schutz unserer Erde zu leisten. Anna Ruminska von Slow Food Dolny Slask hofft, dass „auch hier in Polen, wie im restlichen Europa, bald konkrete und verbindliche Verpflichtungen eingegangen werden, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und Fördermaßnahmen für diejenigen einzuführen, die agroökologisch arbeiten, extensive Viehzucht betreiben, den Import von Spezies und Saatgut angemessen einschränken und dafür lokale Ressourcen und Erzeugnisse fördern, nach handwerklichen Methoden produzieren, die Artenvielfalt schützen und den Boden erhalten.“

Slow Food will mit seiner Kampagne #FoodforChange alle Menschen daran erinnern, dass unsere Ernährungsentscheidungen wirklich etwas verändern können. Die Projekte, die Slow Food in über 160 Ländern umsetzt, zeigen, dass ein alternatives Modell von Lebensmittelherstellung möglich ist.

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