COP22: Keine Zeit zu verlieren
25 Nov 2016
Als die UN-Klimakonferenz COP21 im Dezember 2015 zu Ende war, bezeichnete der französische Außenminister Laurent Fabius sie als „einen historischen Wendepunkt“ im Kampf gegen den Klimawandel. Die Zeitungen der ganzen Welt betitelten das Pariser Abkommen als nötigen, wenn auch unvollkommenen, Schritt nach vorne. Nach Abschluss der Nachfolgekonferenz COP22, die vom 7. bis 18. November in Marrakesch stattfand, gibt es bei weitem nicht den gleichen Presserummel.
„COP22 war eine fast irrelevante Nachfolgekonferenz der COP21 und leistete hauptsächlich die rechtliche Überprüfung der Zusagen, die letztes Jahr getroffen wurden. Wie erwartet, diente sie dazu, die Bestimmungen des Pariser Abkommens zu bestätigen. Aber es gibt keine großen Neuigkeiten, nur Details, die bis zum Inkrafttreten des Abkommens 2018 umgesetzt werden müssen. Der Implementierungsprozess ist noch viel zu lang. Wir haben jedoch keine Zeit zu verlieren, denn die globale Erwärmung wartet nicht auf die Verhandlungsergebnisse der Menschen“, so Luca Mercalli, bekannter italienischer Klimaforscher und Vorsitzender der Italienischen Meteorologischen Gesellschaft.
Der Klimawandel ist ein weltweiter Notfall und erfordert unsere absolute und unmittelbare Aufmerksamkeit. Doch leider heißt es für uns jetzt abwarten, da die neue Regierung der Vereinigten Staaten ihre Absichten hinsichtlich des Pariser Abkommens noch offenlegen muss. Es besteht beträchtliche Sorge, dass das Land die Vereinbarung einseitig aufkündigen könnte. Da die Vereinigten Staaten alleine Verursacher von 15% der weltweiten Treibhausgasemissionen sind, würde das gesamte Abkommen dadurch praktisch nichtig. Und andere große Verschmutzer wie China und Indien würden wahrscheinlich dem amerikanischen Beispiel folgen.
Die Enttäuschung der COP22 besteht darin, dass gerade jetzt, wo rasches Handeln so wichtig wie nie zuvor wäre, die Staatsoberhäupter der Welt zu schwanken und umzudenken scheinen. Das Pariser Abkommen gibt vor, dass die reichsten Länder der Welt bis 2020 $100 Millionen öffentliche Ausgaben tätigen müssen, um die Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Und diese Zahl wird von den Klimaexperten noch als zu gering erachtet. Doch statt ihre Zahlungszusagen zu erhöhen, waren die Regierungschefs bei der COP22 nicht einmal in der Lage, zu garantieren, dass sie die in Paris ratifizierten Klimaschutzziele einhalten könnten.
Sogar wenn das Pariser Abkommen eingehalten wird, reicht das vermutlich nicht aus, um den Planeten zu retten. Zwei Grad globale Erwärmung wären schon eine Katastrophe, und es könnten noch dieses Jahrhundert sogar bis zu sechs Grad werden. Das Ausmaß dieses Desasters ist unvorstellbar. Slow Food fordert die Unterzeichner des Pariser Abkommens auf, sich zu verpflichten, die globale Erwärmung bis 2020 unter der Marke von 1,5°C zu halten. Derartige Verpflichtungen müssen höhere Priorität haben als alle Handelsabkommen. Wir können es uns nicht leisten, diese Ziele zu verfehlen.
Wir haben nach der COP22 den Eindruck, dass der immense Einfluss der industriellen Landwirtschaft auf die Treibhausgasessionen wieder einmal unterschätzt, wenn nicht sogar komplett ignoriert wurde. Intensive Viehzucht verursacht 14,5% aller Emissionen – mehr als alle Flugzeuge, Züge und Autos der Welt zusammen. Die Lage scheint sich nicht zu bessern, im Gegenteil: die FAO gibt an, dass sich der weltweite Fleischkonsum in den nächsten 35 Jahren verdoppeln könnte. Die reichsten Länder der Welt müssen diesbezüglich stärker Haltung beziehen und sofort handeln. Slow Food ist der Meinung, dass wir den Planeten noch retten können, allerdings nur, wenn wir Landwirtschaft in kleinem Stil fördern, die öffentlichen Fördergelder für industrialisierte Landwirtschaft abschaffen und unseren Fleischkonsum drastisch senken.
Unser Positionspapier zum Klimawandel finden Sie hier.
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