Bush-Food ist wertvoll

09 Aug 2016

Australia Indigenous

Schutz und Förderung der indigenen Ernährungskultur sind auch ein Prozess der Wiederentdeckung, der die biologische Vielfalt erhalten und die australische Küche bereichern kann

Pat Mamanyjun Torres und Pauline Tresise

Die Nahrungsvielfalt der australischen indigenen Völker war auf natürliche Weise von Geographie, Klima und Jahreszeiten bestimmt und führte zu einer abwechslungsreichen Ernährung. Die Ureinwohner waren überzeugt, dass die Menschen Beschützer und Hüter ihrer lokalen Umwelt sind, was auch zu nachhaltigen Methoden der Ernte und saisonalem Konsum führte.
Trotz der zerstörerischen Agrarpraktiken, die von den neuen Bewohnern Australiern eingeführt wurden, und der massenweisen Vertreibung der Naturvölker von ihrem Land haben sich viele autochthone Lebensmittelarten unverändert erhalten und können vor dem Aussterben bewahrt werden. Slow Food arbeitet in Australien auf dieses Ziel hin. Acht heimische Planzen sind bereits in die australische Arche-Passagiere aufgenommen worden: Pinda-Erdnuss, Bunya-Nuss, australische Flachauster, die wilde Pflaume aus Zentralaustralien, der indigene Quandong-Pfirsich aus der Wüste, die Mullumbimby-Pflaume, die glatte Davidson-Pflaume und die australische Finger-Limette.

Identität des
australischen Geschmacks
Australien ist kulinarisch betachtet ein innovatives Land mit vielen Köchen, Lebensmittelhandwerkern und einer lebendigen Food Szene. Die Verbraucher können heimische australische Lebensmittel wie Emu, Känguru, Krokodil, Buschpflaume, Bergpfeffer, Quandong, Boab und Pinda-Erdnüsse  verwenden, um nur einige zu nennen. Dennoch brüsten sich die Australier gern mit ihrer multikulturellen Küche, die vorwiegend auf europäischen und asiatischen Gerichten basiert. Es ist noch viel zu tun, bis die heimische australische Küche angenommen wird und man beginnt über die Identität eines australischen Geschmacks nachzudenken.
Heute sammeln die indigenen Australier weiterhin lokale autochthone Lebensmittel für den Eigenbedarf und um sie mit ihren Familien und Freunden zu teilen. Andere haben kleine Unternehmen gegründet, die Groß- und Einzelhandel, Restaurants und Cateringdienste mit australischen heimischen Produkten beliefern. Terra Madre Delegierte wie Dale Chapman von Coolamon Food Creations oder Pat Torres und Valerie Sibosado von Mayi Harvest & Minybarl haben mit der Vermarktung von australischen wild wachsenden Produkte begonnen und bringen so verschiedene indigene Perspektiven und Geschichten auf den Tisch.
Andere Australier wie Juleigh Robins von Robins Foods (von Outback Spirit) oder Victoria und Andrew Fielke von Tuckeroo Food Services gehören zu den vielen Gourmets im Süden Australiens, die einen direkten Kontakt zu den Eingeborenen aufgebaut haben, die sie beliefern. Diese Einbeziehung hat wiederum erheblich dazu beigetragen, dass autochthone Produkte direkt bei den Gemeinschaften und den Bauern erworben und verwendet werden.

Zusammenarbeit
mit den indigenen Völkern
Das Red Ochre in Adelaide war eins der ersten Restaurants, das australischen Gästen und Touristen wild wachsende autochthone Lebensmittel servierte und sie als Gourmet-Erfahrung zubereitete. Dieser Herausforderung stellte sich auch Mark Olive, ein indigener Koch aus Melbourne, der mit seiner Fernsehserie Outback Cafe bekannt wurde. Desgleichen Samantha Martin, die indigene Lebensmittel in Westaustralien fördert, oder Ali und Mitch Torres, indigene Regisseure mit einem eigenem Programm Kriol Kitchen. Sie alle tragen erheblich dazu bei, das Bewusstsein für und die Bekanntheit von heimischer Küche zu steigern und eine neue australische Küche zu entwickeln, die auf der Ernährungsweise der Aborigines beruht. Auch der Terra Madre Koch Kylie Kwong aus Sydney und der junge Koch Jock Zonfrillo aus Adelaide, die heimische Lebensmittel in ihre Speisekarten aufnehmen, sind nicht zu vergessen.
Wenn die Einbeziehung und Beteiligung durch Zusammenarbeit mit den australischen Naturvölkern intensiviert und ein respektvoller, unmissverständlicher Wissenstransfer gefördert wird, eröffnet dies größere Chancen und bessere Ergebnisse beim Schutz der nativen australischen Biodiversität. So kann sich nicht nur ein größeres Bewusstsein bilden, dass die nativen australischen Produkte schützenswert sind, sondern sie finden auch Eingang in das breite australische Lebensmittelsystem.

www.fondazioneslowfood.com/en/what-we-do/the-ark-of-taste

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